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Event Reports

Brexit und 'America first': Herausforderung für Wirtschaft und Politik

by Anne Odendahl

1. Neusser Wirtschaftsforum

Mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Brexit und der neuen US-Regierung. Postfaktischen Parolen keinen Glauben schenken: Das war das Fazit des 1. Neusser Wirtschaftsforums, organisiert vom Regionalbüro Rheinland.

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Wie sehr die Menschen die Ungewissheit vor den wirtschaftlichen Konsequenzen des angekündigten EU-Austritts der Briten und der Wahl von Präsident Donald Trump in den USA beschäftigt, zeigte sich am Samstag in Neuss. Etwa 250 Gäste diskutierten mit vier Experten über die Chancen und Risiken, die nun auf die europäische, deutsche, aber auch auf die regionale Wirtschaft zukommen.

Anpassungsdruck

Prof. Dr. Paul J. J. Welfens, Präsident des Europäischen Instituts für internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Wuppertal,

erläuterte in seinem Impulsvortrag den „harten Brexit”. Premierministerin Theresa May wird den Austrittsprozess bis zu seinem geplanten Ende 2018 konsequent durchführen. Trump wird ebenfalls eine harte Linie fahren. Statt multinationaler will er bilaterale Handelsverträge abschließen. So rät Welfens „`Think first‘ bevor ’America first’“. Trump muss erst einmal seine Glaubwürdigkeit auf dem politischen Parkett beweisen. Die Chance auf ein transatlantisches Freihandelsabkommen wie TTIP ist allerdings bereits unter Ex-Präsident Obama vertan worden. Seine Einschätzung: es kommen unruhige Zeiten auf Deutschland zu, denen sich Wirtschaft und Politik stellen müssen.

Handelsvernunft zeigen

Politische und wirtschaftliche Veränderungen zeichnen sich zunehmend ab. Die Weichen für die heimische Wirtschaft gilt es anders zu justieren. Über mögliche Weichenstellungen diskutierten: Professor Paul J. J. Welfens, Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein und Dr. Jörg Geerlings, Stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender der CDU Neuss.

Dr. Martin Kessler, Leitender Redakteur und Chef der Politik-Redaktion der Rheinischen Post moderierte die Podiumsdiskussion.

Auf regionaler Ebene sieht Steinmetz viele Veränderungen auf das Rheinland und den Niederrhein zukommen, gerade weil man so stark international verbunden ist. Geerlings gibt zu bedenken, dass die politische Stimmung sich gerade im Widerstandskampf gegen den Brexit befindet, aber „kein Handel mit Großbritannien ist auch keine Lösung“.

Moderator Kessler spitzte mit der Frage nach dem Königsweg im Umgang mit aggressiven Handelspolitiken aus den USA und Großbritannien die Diskussion zu. Wirtschaftswissenschaftler Welfens Appell an die internationalen Wirtschaftsakteure: unabhängig von der politischen Lage ökonomische Vernunft walten zu lassen, um bisherige stabile Beziehungen nicht zu gefährden.

Postfaktisch darf nicht sein

Brexit und Trumps Amtszeit sind noch zu jung, um umfassende Prognosen abzugeben. Steinmetz gab zu bedenken, dass es hierzu einer breiteren Basis an Zahlen und Fakten bedarf. Gerade bei den Fakten sollte man sehr aufpassen, welche man für bare Münze nimmt, warnte Welfens. Den Wahlerfolg Trumps und den Ausgang des Brexit-Referendums von David Camerons sieht er überhaupt nur darin begründet, dass den Wählern wichtige Fakten gefehlt haben oder falsche Fakten dargelegt wurden.

„Gerade im wirtschaftlichen Bereich haben es Populisten leicht: Unsere Wirtschaftssysteme sind so kompliziert, dass die Sehnsucht nach einfachen Versprechungen groß ist“, so Welfens. Deshalb ist es unabdingbar, dass die Regierungen in Europa und Übersee den Wählern politische und ökonomische Fakten besser erklären. Eine wichtige Rolle übernehmen dabei die Medien, was von Seiten des Publikums klar gefordert wurde.

Podium und Publikum waren sich am Ende der Diskussion einig: Gegen nationale Alleingänge, Populismus und postfaktische Politik gilt es anzukämpfen, für Demokratie und freien Handel einzustehen.

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Düsseldorf Deutschland