Country reports
Aktuelle polnische Umfrage zum deutsch-polnischen Verhältnis
„Neue Umfragedaten in Polen sind eine gute Basis für eine
pragmatische Partnerschaft zwischen Polen und Deutschland“
Stellungnahme des Leiters des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung Stephan Raabe auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Umfrageergebnisse am 31. August 2009 in Warschau.
Ich begrüße Sie herzlich im Namen der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten.
Morgen ist der 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges, den Deutschland mit dem Einmarsch in Polen begonnen hat. Wir wollten zu diesem Anlass wissen, wie die polnische Bevölkerung aktuell den Einfluss dieses Krieges auf die deutsch-polnischen Beziehungen sieht und wie sie die nachbarschaftlichen Beziehungen überhaupt einschätzt.
Deshalb haben wir auf Anfrage des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten Warschau, das für die Fragestellung und Auswertung verantwortlich ist, diese Umfrage finanziert. Herzlichen Dank an das Institut für diese Kooperation.
Die Ergebnisse, die jetzt vorgestellt werden, zeigen, dass sich die sehr positive Einschätzung der polnisch-deutschen Beziehungen und der Europapolitik Deutschlands im letzten Jahr oder in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat. Aber immer noch 57 % der Befragten meinen, die Beziehungen seien gut, ein Viertel sagt, sie seien schlecht.
Nur 46 % der Polen sind der Auffassung, dass Deutschland die Zusammenarbeit in der EU fördert; 54 % meinen, Deutschland setzte seine Interessen auf Kosten anderer Länder in der EU durch.
Das sind Meinungstendenzen, die zu denken geben. Sie zeigen, dass die tatsächlichen politischen Konflikte der letzten Jahre, aber auch die Konfrontationspolitik und Konfliktstrategie in der Zeit der IV. Republik die Meinung der polnischen Bevölkerung beeinflusst haben.
20 Jahre nach der Wende in Europa sind die polnisch-deutschen Beziehungen kritischer und distanzierter geworden. Eine nüchterne, pragmatische Einschätzung breitet sich aus. Das betrifft auch Deutschland, wo man die Hoffnung hatte, in Polen ebenso einen strategischen Partner wie mit Frankreich gewinnen zu können. Diese Hoffnung wurde in den letzten Jahren enttäuscht. Der Weg zu solch einer Partnerschaft ist offensichtlich länger und schwieriger als erwartet.
Interessant ist auch ein zweites Ergebnis der Umfrage: Nur noch 39 % der Befragten Polen geben an, dass der Zweite Weltkrieg einen starken Einfluss auf die polnisch-deutschen Beziehungen hat. Eine Mehrheit von 52 % meint, der Einfluss des Krieges ist heute gering oder spielt gar keine Rolle mehr.
Das zeigt, dass die Polen bei aller notwendigen Erinnerung in der Gegenwart leben und in die Zukunft schauen.
Die Ergebnisse sind ein gutes Fundament für eine pragmatische Partnerschaft in Europa.