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Reportages pays

Le conflit Touareg au Mali et au Niger

Banditisme ou rébellion politique

Depuis un certain temps au Niger et au Mali, la flamme de la rébellion Touareg, celle la même qui a conduit les deux pays au bord de la guerre civile dans les années 90 semble s'être rallumée. Les conditions de sécurité se sont considérablement détériorées dans la partie septentrionale des deux pays

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Die Tuareg-Nomaden, deren Siedlungsgebiet und Wanderungsbewegungen in der Sahara quer zu den nationalstaatlichen Grenzen liegen, forderten damals eine größere Beteiligung an ökonomischen Ressourcen, die Anerkennung ihrer kulturellen Identität sowie eine stärke-re politische Partizipation bis hin zur völligen Autonomie. Mitte der neunziger Jahre konnten diese Konflikte beigelegt werden. Friedensverträge wurden ausgehandelt, die die Eingliederung der Tuareg-Kämpfer in die nationalen Armeen, eine Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung sowie Programme zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region vorsahen.

Da die Versprechen angeblich nicht eingehalten wurden, kam es erstmals im Mai 2006 wieder zu Zusammenstößen zwischen Tuareg und nationaler Armee. Im Norden Malis überfielen Tuareg-Einheiten zwei Kasernen und raubten Waffen und Munition. Der malische Präsident Amadou Toumani Touré leitete schnell Verhandlungen ein, die im Juli vergangen Jahres ihren Abschluss mit der Unterzeichnung eines weiteren Friedensabkommens fanden, das ebenfalls vor allem Programme zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region vorsah. In Mali herrschte hiernach zunächst einmal wieder fast ein Jahr lang Ruhe.

Im Niger jedoch trat im Februar dieses Jahres mit Vehemenz das Mouvement Nigeriènne pour la Justice (MNJ – Nigrische Bewegung für Gerechtigkeit) auf den Plan. Bei einem Überfall auf einen Militärposten im Aïr Gebirge im Nordwesten des Niger wurden drei Soldaten getötet. Die Forderung des MNJ: Die Konsequente Umsetzung des Friedensvertrages vom April 1995. Laut Agaly Alambo, dem politischen Führer des MNJ, blieben die Touareg auch nach dem Abschluss des Friedensvertrages weitgehend von der ökonomischen Entwicklung der Region abgekoppelt und den in die nationale Armee integrierten Kämpfern der Rebellen blieben Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Militärs verwehrt. Alambo war in den 1990er Jahren der Teil des politischen Arms der Rebellenbewegung. Nach der Beilegung des Konflikts übernahm er zunächst das Amt des Unterpräfekten von Arlit, bevor er sich mit einer Reiseagentur selbstständig machte.

Seit diesem ersten Auftreten haben die Angriffe der Tuaregbewegung nicht aufgehört. Einer der blutigsten Überfälle fand im Juni auf einen Armeeposten in Tazzarrzet / Air Region statt. Bei diesem Überfall wurden 15 Soldaten getötet und 72 gefangen genommen. Die Verwun-deten wurden relativ bald freigelassen und Anfang August wurden sechs weitere freigelas-sen, so dass bis heute noch rund gut dreißig Soldaten in der Gewalt der Tuareg sind.

Präsident Tandja erkennt die Rebellenbewegung nicht als solche an. Das MNJ ist für ihn ein "Haufen Banditen", der die Grenzregionen in der Sahara unsicher macht, um den Drogen- und Waffenhandel zu kontrollieren. Die politische Klasse in Niamey ruft dagegen zu Verhandlungen mit den Rebellen auf, doch der Präsident lässt sich darauf nicht ein. Der Grund hierfür ist eindeutig. Die Konfliktregion im Norden Nigers ist reich an Bodenschätzen. Niger ist der drittgrößte Uran-Exporteur der Welt und die Minen befinden sich am Fuße des Aïr Gebirge im Norden des Landes. Die französische Firma AREVA fördert hier seit vierzig Uran, doch kanadische und chinesische Firmen drängen zunehmend in die Region. Die Regierung in Niamey will von dem wachsenden internationalen Interesse und der erhöhten Nachfrage nach Uran und dem damit gestiegenem Weltmarktpreis profitieren. Die Verträge mit AREVA werden neu verhandelt und für viel Geld werden neue Lizenzen an verschiedene internationale Firmen vergeben. Seit dem Friedensvertrag von Algier 1995 bleiben 15% der Einnah-men aus den Minen in der Region, während 85% in das nationale Budget fließen. Der Forderung der Tuareg nach einer stärkeren Beteiligung an den natürlichen Reichtümern ihrer Region nachzukommen, würde daher für die Regierung in Niamey erhebliche finanzielle Einbu-ßen bedeuten.

Der französischen Firma AREVA werden indes sehr gute Kontakte zu den Rebellen nachgesagt. Die nigrische Regierung wirft ihr vor, die Tuareg finanziell zu unterstützen. Ende Juli wurde daher der Niger-Chef des Unternehmens des Landes verwiesen. Die Firma dementierte eine Unterstützung der Rebellen. Die Tatsache jedoch, dass ein Mitarbeiter einer chinesischen Firma von den Rebellen entführt wurde, während AREVA bis jetzt ungestört arbeiten konnte, lässt eine finanzielle Unterstützung der Rebellen durch die Franzosen, die dadurch gleichzeitig sich ihre Sicherheit erkaufen und die internationale Konkurrenz behindern könn-ten, zumindest nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen.

Darüber hinaus wird vermutet, dass die Tuareg logistische Unterstützung aus Libyen erhalten. Der libysche Staatschef Gaddafi stellte schon in der Vergangenheit die Idee eines Tuaregstaates im Sahel zur Diskussion. Kurz vor dem Aufstand im Februar besuchte Gaddafi Agadez und feierte dort Moueld, den Geburtstag des Propheten. Er zeigte selbst in Anwesenheit des nigrischen Staatschefs seine Sympathien für Autonomiewünsche der Tuareg. Es gibt keine Hinweise einer Verbindung zwischen dem Besuch Gaddafis und dem Aufstand der Tuareg, auffällig ist allerdings, dass auch letztes Jahr in Mali der Aufstand der Tuareg in Ki-dal direkt nach einem Besuch des libyschen Revolutionsführers losbrach. Es ist nicht auszuschließen, dass bei den Wagentrecks von über 150 Fahrzeugen, mit denen der libysche Staatschef reist, auch Waffen, Telekommunikationsgeräte und Geld mit bewegt werden. Auch die Freilassung der sechs gefangenen Soldaten Anfang August soll durch die Intervention Gaddafis erreicht worden sein.

Während im Niger die Sicherheitslage seit Februar angespannt bleibt, ist es in Mali seit Mai und verstärkt seit Ende August wieder zu gewaltsamen Übergriffen gegen die nationale Armee gekommen. Am Sonntag vergangener Woche ist in Tédjarett im Norden Malis ein Kon-voi des Landwirtschaftsministers überfallen worden. Fünfzehen begleitende Angehörige der malischen Armee sind dabei als Geiseln genommen worden. Am Tag danach ist es den Touareg gelungen, bei einem weiteren Angriff auf einen Militärkonvoi in Tinzhawaten etwa zwanzig weitere Geiseln zu nehmen. Zwei Tage später, am Mittwoch vergangener Woche, soll ein Soldat durch eine Anti-Personenmine ums Leben gekommen sein, ebenfalls bei Tinzhawaten. Eine weitere Mine in derselben Region forderte am Donnerstag das Leben von zehn Zivilisten. Drahtzieher dieser Ereignisse, die sich alle in der Region Kidal im Norden Malis ereigneten, ist der malische Touareg-Führer Ibrahim Bahanga, der gute Verbindungen zu Agaly Alambo im Niger hat. Man beteiligt sich wechselseitig an den Übergriffen und zieht sich nach den Angriffen auf der Flucht ins jeweils andere Land zurück. Die malische und nigrische Regierung haben inzwischen ein Abkommen geschlossen, dass den Sicherheitskräften die Verfolgung der Rebellen im jeweils anderen Land erlaubt.

Unter den Tuareg-Führern im eigenen Land allerdings ist Ibrahim Bahanga isoliert. Die Un-terzeichner des Friedensabkommens vom Juli vergangenen Jahres verurteilen die neue Ge-walt. Ihr Kopf, Iyad Ag Ghaly, ist in die Konfliktregion gereist und versucht in Gesprächen mit Bahanga eine Freilassung der Gefangenen zu erreichen. Man ist daher geneigt, die neue Gewalt in Mali als Banditentum zu qualifizieren, zumal hier nicht, wie im Niger, handfeste ökonomische Interessen im Spiel sind.

Oberflächlich betrachtet mag man die Tuareg-Konflikte als relativ kleine, lokal begrenzte Krise sehen. Fest steht jedoch, dass in beiden Ländern die Armee durch die ständigen, aus Sicht der Tuareg, erfolgreichen Überfälle öffentlich gedemütigt wird. Das kleine und relativ schlecht ausgestattete Militär ist nicht derzeit in der Lage, in den Weiten der Sahara die Lage zu kontrollieren. Dieses hat eine äußerst destabilisierende Wirkung auf die politischen Verhältnisse in beiden Ländern. Obwohl die Armeen relativ klein sind, sind sie immer in der Lage, die aktuelle Regierung zu stürzen. Während in Mali, der Präsident und General Ama-dou Toumani Touré –noch– auf einen relativ großen Rückhalt im Militär bauen kann, ist die Situation im Niger wesentlich labiler. Mali kann sich bereits weitgehender demokratischer Errungenschaften rühmen und auf eine inzwischen fünfzehnjährige Phase der Stabilität zurückblicken, doch auch hier ist eine gedemütigte Armee ein unberechenbarer Machtfaktor. In Niger ist die gesamte politische Situation noch viel instabiler und derzeit extrem angespannt. Die Gefahr eines Militärputsches ist im Niger derzeit groß.

(4. September 2007)

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