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„Wir suchen die Kooperation“ - Artikel aus der Budapester Zeitung, 20.10.2003

BZ-Interview mit Zoltán Balog, Leiter der Fidesz-Parteistiftung

Die fidesznahe „Stiftung für ein bürgerliches Ungarn“ ist die erste Parteistiftung des Landes. Ende September wurde sie auf einem Festakt in der Andrássy-Universität ins Leben gerufen, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Hanns-Seidel-Stiftung leisteten dabei Geburtshilfe. Generaldirektor der Stiftung ist Zoltán Balog, der zugleich Leiter der evangelisch-reformierten deutschsprachigen Kirchengemeinde in Budapest ist. BZ-Chefredakteur Gunnar Erth befragte ihn nach den Zielen der neuen Institution.

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- Was ist Ihre Aufgabe in der Stiftung?

Ich bin Generaldirektor des Zentrums, das konkrete Projekte ausarbeitet und betreut. Ich bin auch Bindeglied zwischen Fidesz und unseren Aktivitäten. Ich betone aber dabei, dass ich nicht Mitglied des Fidesz oder einer anderen Partei bin oder war.

- Wie stark ist die Verbindung zwischen Fidesz und der Stiftung?

Personell gibt es kaum Überschneidungen. László Kövér ist unser einziges Vorstandsmitglied, das auch im Landesvorstand des Fidesz sitzt. Dazu kommen zwei Theologen, ein Politologe und György Matolcsy, Wirtschaftsminister unter Orbán.

- Und ideologisch?

Die Stiftung ist parteinah, wir vertreten also die politische Auffassung des Fidesz. Wir werden natürlich die Resultate unserer Konferenzen und unsere Publikationen an den Fidesz weiterleiten. Ganz entscheidend ist auch unser Auftrag der politischen Bildung, unter anderem für Fidesz-Kandidaten bei Wahlen. 13 Jahre nach der Wende kann man nicht mehr als Autodidakt in der Politik handeln. Wir wollen im Rahmen der politischen Bildung auch der gesamten Bevölkerung unseren politischen, kulturellen und ethischen Ansatz näher bringen: was es in Ungarn bedeutet, ein Bürgerlicher zu sein.

- Wie unabhängig ist Ihre Stiftung?

Es gibt zwei Arten von Parteistiftungen: Die einen sind verlängerte Arme der Parteien, die anderen verstehen sich als unabhängige Ratgeber – das ist das deutsche Modell. Natürlich geht der Fidesz ein gewisses Risiko ein, indem er die Stiftung so eigenständig macht. Die Stiftung sitzt zwar noch in der Fidesz-Zentrale, aber wir wollen das ändern. Wir suchen bereits ein eigenes Büro.

- Fürchten Sie nicht, dass die Stiftung von Gegnern als Anhängsel des Fidesz bezeichnet werden könnte?

Um Vorurteilen vorzubeugen, setzen wir auf die Kooperation mit den anderen drei Parteistiftungen. Schließlich haben wir ja eine gemeinsame Aufgabe: die Verbesserung des Niveaus der politischen Kultur.

- Was für Aktivitäten wollen Sie den Bürgern konkret anbieten?

Wir werden nicht nur eigene Konferenzen und Kursen ausrichten, sondern auch die Angebote anderer Organisationen finanziell unterstützen. Ein Beispiel: In Ungarn gibt es auch eine Art Volkshochschule, die wollen wir auf Trab bringen, indem wir auch ihre einzelnen örtlichen Vertretungen vernetzen und auch in Kontakt mit anderen Bildungseinrichtungen bringen – etwa denen der Kirchen. Wir schaffen dadurch ein Netzwerk und können auch viele Menschen außerhalb Budapests erreichen. Darüber hinaus hat jeder in unserem Vorstand ganz eigene Ideen.

- Wann gibt es die ersten konkreten Angebote?

Anfang Dezember wollen wir unsere ersten Angebote publik machen. Da besucht uns auch Bernhard Vogel, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Das ist eine gute Gelegenheit, uns zu präsentieren.

- Ist die Umstellung für Sie vom Theologen zum Stiftungsvorsitzenden schwer?

Ich bin ja nicht nur Pfarrer, sondern auch Leiter der Gesellschaftspolitischen Abteilung im Amt von Staatspräsident Ferenc Mádl. Ich gebe diesen Posten zum Monatsende auf, da er sich zeitlich und inhaltlich nicht mit der Leitung einer Stiftung verbinden lässt. Dennoch muss ich mich selbst noch in vielen Bereichen fit machen, etwa im Bereich Ökonomie. Ich habe aber ein gutes Team um mich.

- Wie viele Mitarbeiter braucht man, um eine Stiftung zu betreiben?

Wir wollen mit einem kleinen Stab von etwa sechs angestellten Mitarbeitern auskommen: einem Generaldirektor, einem Direktor für Inlandsprogramme, einen für Auslandsprojekte und externe Kontakte, einen Büromanager und zwei weitere Mitarbeiter. Wir wollen unser Geld lieber in die praktische Arbeit fließen lassen.

- Die drei anderen neuen Parteistiftungen werden nach Politikern benannt. Warum machen Sie das anders?

Wir halten es für besser, wenn der Name der Stiftung unser Ziel ausdrückt und nicht nur an eine Person erinnert. Auch auf diese Weise drücken wir unsere Unabhängigkeit aus.

- Inwieweit haben die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Hanns-Seidel-Stiftung Ihnen Geburtshilfe geleistet?

Die beiden Stiftungen haben uns bei der Vorbereitung stark unterstützt, besonders der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Klaus Weigelt. Die Stiftungen sind für uns Vorbilder. Wir wollen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung einen formalen Vertrag schließen. Dabei geht es vor allem um gemeinsame Projekte. Erste Gespräche gab es bereits. Die deutschen Stiftungen kennen sich teilweise besser als wir aus, wer als Kooperationspartner in Ungarn und anderen Ländern Ostmitteleuropas in Frage kommt, weil sie schon so lange hier sind.

- Bisher waren Sie Leiter der Gesellschaftspolitischen Abteilung beim Präsidenten. Da haben Sie doch viel Erfahrung auf dem Gebiet gesammelt, oder?

Ja, in bestimmten Bereichen ist meine Arbeit ähnlich. Wir beobachten für den Präsidenten gesellschaftspolitische Prozesse, etwa im Bereich Soziales und Minderheiten. Ich habe von ihm auch viel politisches und gesellschaftliches Feingefühl gelernt. Wir bekommen jeden Monat Hunderte von Briefen, da geht es um erschütternde Schicksale von Bürgern, die den Präsidenten um Hilfe bitten.

- Werden Sie künftig noch Zeit haben, sich um die evangelisch-reformierte Gemeinde zu kümmern?

Ja, ich teile mir die Arbeit jetzt bereits mit Pastorin Häfeli, gestalte nur jeden zweiten Gottesdienst. Für mich ist die kirchliche Arbeit aber auch ein willkommenes Gegengewicht für meine politische Tätigkeit.

Das Gespräch führte Gunnar Erth,

Budapester Zeitung, 20.10.2003

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