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Ellbogengesellschaft? Haben christliche Werte Raum in unserer Gesellschaft?

Driften wir ab in eine Ellbogengesellschaft, die auf Egoismus, Konkurrenz und Eigennutz basiert, obwohl unsere gesellschaftlichen Wurzeln zweifelsohne christlich sind? Und wenn ja, warum? Fragen, die Dr. Silke Bremer, Landesbeauftragte der KAS Mecklenburg-Vorpommern aufwirft. Vertreter aus Politik und Gesellschaft diskutieren darüber im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus.

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Christian Meißner, Theologe und Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, formulierte in seinem Impulsreferat die Frage nach dem Vorhandensein christlicher Werte in unserer Gesellschaft um, da unsere Kultur von diesen Werten ohnehin geprägt worden sei: Haben christliche Werte noch Raum in unserer Gesellschaft?

Werte, das seien Vorzüge, die sich das Individuum selbst aussuchen könne und worauf sich eine Gemeinschaft verständige. Nach Meißner lassen sich christliche Werte zwischen Prinzipien und Tugenden verorten. Über abstrakte Prinzipien wie Solidarität, Freiheit und soziale Gerechtigkeit werde sich die Allgemeinheit sofort einig. Tugenden hingegen seien gelebte Überzeugungen, die von der Gesellschaft aber nicht zwingend gefordert würden. Auf Grund des im geschichtlichen Zusammenhang aufgetretenen Werteverfalls und Wertewandels müsse der Begriff der christlichen Werte neu konkretisiert werden.

Werte müssen gelebt werden

Neben der „Software“ - den Werten, die uns am Herzen liegen - sei die „Hardware“ vonnöten. Es müsse also Menschen geben, welche die christlichen Werte leben, sie im alltäglichen Leben einlösen und nicht nur als Lippenbekenntnis fortbestehen lassen.

Die „Software ist nicht klar“, beklagt die Referentin für Kinder- und Jugendhilfe der Caritas Elke Löhr die fehlende Verständigung über bestehende Werte. Ein Großteil der Menschen lehne es ab, über christliche Werte ins Gespräch zu kommen und deren christlichen Ursprung anzuerkennen. Kinder stark machen und die eigene Meinung stolz vertreten, das ist ihr ein wichtiges Anliegen. Aus der Praxis weiß sie, dass es durchaus Eltern gibt, die ihren Kindern bleibende Werte vermitteln wollen, jedoch unter der Ellenbogengesellschaft leiden. Es habe „keinen Wert, wie viel Haltung die Menschen mitbringen“.

Eine Entwicklung, die auch Bernd Szczotkowski als Leiter der Abteilung Personalwesen der Helios Kliniken Schwerin nachdenklich macht: „Werte, die es gegeben hat, werden verdrängt. Jeder denkt an sich.“ Gerade im Pflegebereich seien die altersbedingten Unterschiede im Werteverständnis sehr groß. Für die verschiedenen Generationen bestehe jedoch die Chance, voneinander profitieren zu können. Ihnen den Respekt teil werden zu lassen, den sie verdienen, sie als Menschen zu sehen und Ansprechpartner zu sein – darin sieht Szczotkowski Möglichkeiten, seinen Mitarbeitern in einer Leistungsgesellschaft Werte zu vermitteln.

Ob wir der Gesellschaft die Kirchen als Orte der Vermittlung christlicher Werte aufzwingen sollten, wollte Christiane Hagemann als Moderatorin der Podiumsdiskussion und Kreisvorsitzende der Frauen-Union Schwerin von Meißner wissen. Neutralität sei kein gutes Angebot: „Integration im Sinne von Teilhabe könne nicht im Vakuum stattfinden“, stellte Christian Meißner im Hinblick auf die Integrationsdebatte fest. Der Christenmensch sei kein besserer Mensch, er habe „die bessere Hoffnung“, zeigt er sich fasziniert vom christlichen Glauben.

Christliche Werte in der Politik

Für Dr. Armin Jäger, Mitglied des Landtages, gebe es keine bessere Richtschnur für politisches Handeln als die strikte Einhaltung der 10 Gebote. Für einen Christen sei es „nicht tolerant, gegenüber Intoleranz tolerant zu sein“. Notwendig sei ein klares Bekenntnis. Er pflichtet seinem Vorredner bei, dass der Mensch die Freiheit besitzen können müsse, Fehler zu machen. Hierbei dürfe der Einzelne aber nicht die Ausrede gelten lassen, unsere Gesellschaft nicht ändern zu können.

Die Demokratie sowie die soziale Marktwirtschaft als sinnvolle Instrumente unseres Gesellschaftssystems wertzuschätzen ist Dr. Armin Jäger ein wichtiges Anliegen. Er hebt dabei die Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat als zwingend notwendig hervor. Privat, öffentlich und politisch müssten immer Kompromisse geschlossen werden. Diese aushalten und dabei für Verbesserung Sorge tragen sei wichtig, so die Meinung Meißners. Aber eine eins zu eins Umsetzung der Werte der Bibel in die Politik sei nicht möglich, da sie kein „politisches Rezeptbuch“ darstelle. Er sehe vielmehr darin eine Gefährdung, „dass wir uns als Geschwister gegenseitig verheizen, als an einem Strang zu ziehen“. Sein Appell, in Fragen wie der Asylpolitik, der Christenverfolgung und dem Umgang mit dem Islam um Einheit zu ringen, beschließt den Abend.

Ulrike Rogasch

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2010 - 11 Christian Meissner Meissner

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