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Veranstaltungsberichte

Militärseelsorge hat einen festen Stand

Bundeswehr-Oberstleutnant Uwe Kort und Militärdekan Helmut Jakobus diskutieren in Greifswald über die aktuelle Lage in Afghanistan und den Stellenwert der Bundeswehrseelsorge. Heimkehrende Soldaten müssen besser wahrgenommen werden.

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Die Militärseelsorge hat einen festen Stand im Bewusstsein beider Konfessionen und bei der Bundeswehr. Das ist ein Fazit eines Vortrags- und Diskussionsabends, zu dem die Konrad-Adenauer-Stiftung nach Greifswald eingeladen hatte. Helmut Jakobus, leitender Militärdekan des Militärdekanats Erfurt, betonte in seinem Vortrag, dass die Kirchen ihren Auftrag zur Militärseelsorge auch bei den Auslandseinsätzen der Streitkräfte uneingeschränkt aufrecht erhielten: „Wo unsere Soldaten sind, da gehen wir auch hin“, beschrieb der Seelsorger die Maxime der evangelischen und katholischen Geistlichen. Er selbst reist regelmäßig nach Afghanistan und besucht dort die Militärseelsorger seines Dekanats.

Militär-Seelsorge muss sich auch um Angehörige daheim kümmern

Jakobus beschrieb auch neue Aufgaben daheim, die mit den vermehrten Auslandseinsätzen der Truppe einhergingen. „Das hat zwei Seiten: Wir müssen uns um immer mehr Angehörige kümmern, aber wir haben es auch vermehrt mit heimkehrenden Soldaten zu tun, die verwundet sind ¬– sowohl am Körper als auch an der Seele.“ Auch die Angehörigen getöteter Soldaten würden keineswegs vergessen. Auf die Wichtigkeit dieses Aspekts wies auch Landtags-Vizepräsidentin Renate Holznagel (CDU) hin, die selbst Bundeswehr-Reservistin ist und sich an verschiedene Begegnungen mit Bundeswehr-Angehörigen im Familienbetreuungszentrum Schwerin erinnerte.

Über die politischen Aspekte des Einsatzes urteilte Jakobus nicht. Diesem Part hatte sich zuvor Oberstleutnant Uwe Kort, Leiter des Informationskommandos Mecklenburg-Vorpommern, nicht verschlossen, der vor der Diskussion die aktuelle Lage in Afghanistan geschildert hatte. Kort nannte zahlreichen Fakten über den seit 2001 andauernden Einsatz und machte anschließend keinen Hehl aus seiner persönlichen Meinung zu dem Einsatz, als er fragte, ob Bundeswehrsoldaten die richtigen seien, um gegen die Taliban ins Feld zu ziehen. Er beantwortete diese Frage mit einem deutlichen „Nein“.

Diese Haltung stieß sowohl auf dem Podium als auch beim Publikum auf Zustimmung, wenngleich Helmut Jakobus einwandte, er habe bei seiner Afghanistan-Visite vor wenigen Monaten einen Stimmungsumschwung unter den Soldaten gespürt: „Zum ersten Mal in neun Jahren nehme ich derzeit eine große Zuversicht unter den Soldaten wahr, den Einsatz zu einem guten Ende zu bringen.“ Dieses Ende komme bereits in Gang, sagte Uwe Kort, der darauf verwies, dass derzeit die ersten afghanischen Bezirke in die Selbständigkeit entlassen würden. Seine persönliche Prognose sei allerdings, dass der Abzug der Bundeswehr-Soldaten erst im Jahr 2014 beginne, sagte Kort.

Besser auf Bedürfnisse heimkehrender Soldaten eingehen

Einig waren sich die Diskutierenden darüber, dass die Arbeit der Soldaten in der Heimat mehr gewürdigt werden müsse. Wer aus einem gefährlichen Kampfeinsatz im Auftrag der Bundesrepublik zurückkehre, habe das Recht darauf, dass der persönliche Einsatz von der Bevölkerung wertgeschätzt würde – trotz berechtigter Kritik an der politischen Dimension. An dieser Stelle schaltete sich auch Moderator Prof. Gerd Schneider ein: „Die heimische Gesellschaft muss den Wert der Extremsituation „Krieg“ anerkennen“, sagte er und erinnerte sich an ähnliche Erfahrungen, die er gemacht hatte, als er als nach einem mehrjährigen Einsatz als Kriegskorrespondent nach Deutschland zurückkehrte. Er forderte deshalb, die Bedürfnisse und Erzählungen der zurückgekehrten Soldaten stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Gabriel Kords

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2010 - 11 Afghanistan Kords

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