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Die antisemitischen Novemberpogrome der Nationalsozialisten jähren sich im nächsten Jahr zum achtzigsten Mal. In unserer Erinnerungskultur steht das Datum des 9. Novembers heute wie kein anderes für die Verfolgung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus und für die Schoa. Die Pogrome stellten eine neue Stufe der Eskalation in der Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und als „jüdisch“ definierten Personen dar. Bislang sind für Sachsen etwa fünfzig kleinere und größere Orte dokumentiert - so auch Chemnitz – an denen es zu antijüdischen Kundgebungen, Verhaftungen, Wohnungs- und Geschäftszerstörungen, Gewalttaten, Zurschaustellungen von Juden sowie Zerstörungen von Synagogen und Gemeindeeinrichtungen kam. Dokumente, Fotographien, Gesichten und Objekte führen dabei auf die Spuren von verfolgten Menschen, die oftmals zumindest bis 1933 fest in die lokale Gesellschaft integriert waren.
Das Projekt „Bruchstücke – Die Novemberpogrome in Sachsen 1938“ will lokale Forschungen zusammenführen und sie über den sächsischen Raum hinaus in den historischen Kontext und die Forschungsdiskussion einordnen, gleichzeitig aber auch ihre Bezüge zur Gegenwart einer breiten Öffentlichkeit erschließen. Im Fokus stehen dabei die Akteure – Betroffene, Täter und Zuschauer – sowie deren Handlungsspielräume.
Daniel Ristau (Jg. 1980) wurde in Dresden geboren. Er studierte Neuere/Neueste Geschichte und Politikwissenschaft an der TU Dresden. Er promoviert zu Vernetzungs- und Entflechtungsprozessen der Mitglieder der jüdischen Familie Bondi im 19. Jahrhundert.