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Veranstaltungsberichte

Berichte aus dem Worldcafé

von Maria Bewilogua, Toni Horn, Paul Oscar Lehmann, Heike Martin, Romy Niedzballa

JugendPolitikTage 2011

Beiträge und Berichte zu den zweiten Sächsischen JugendPolitikTagen 2011

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Globale Gerechtigkeit in Zeiten des Klimawandels?

Schon mal einen Feuerwehrmann in Fair-Trade-Uniform gesehen? Nein?! Wenn es nach Anne Schicht vom Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen ginge, wäre das schon in allen Gemeinden der Fall. Circa 30 Prozent aller Einkäufe in Deutschland werden von der öffentlichen Hand getätigt. Warum also nicht auch den Kommunen beim Einkauf auf die Finger schauen? Und was hat das Ganze mit sozialer Gerechtigkeit zu tun?

Fangen wir von vorne an: Anne Schicht arbeitet beim Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen, einem Dachverband von circa 40 entwicklungspolitischen, umweltpolitischen, Menschrechts- und Fair-Trade-Organisationen. Der Dachverband hat die Aufgabe, regionale Initiativen und Projektgruppen zu verknüpfen, sie bekannt zu machen sowie einzelne Projekte zu koordinieren. Aus dieser Netzwerkarbeit entstand die Idee, auch den Kommunen bei ihren Kaufentscheidungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit auf die Finger zu schauen.

Chemnitz hat sich in diesem Bereich als führende Stadt in Sachsen herausgestellt, gefolgt von Leipzig. In Dresden offenbaren sich dagegen noch Defizite beim "nachhaltigen" Einkauf. Nicht zuletzt wird dies an folgendem Beispiel deutlich: Bei der Pflasterung des Altmarktes wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit Steine aus einem indischen Steinbruch genutzt, in dem Kinder arbeiten müssen. Und da sind wir genau beim Thema: Sozial gerecht (gegenüber den Kindern) ist dies keinesfalls und Pflastersteine um die halbe Welt zu transportieren ist alles andere als umweltverträglich.

Doch warum kauft dann die Stadt Dresden diese Steine? Genau: Weil es günstig ist und sie damit Geld spart. Geld, was zum Beispiel in Klimaprojekte oder den Ausbau der Schulen investiert wird. Niemand kann das der Stadt Dresden eigentlich verübeln, denn die meisten wollen (bzw. müssen) Geld sparen. "Geiz ist geil" und in vielen Fällen auch notgedrungen. Nicht jeder kann sich regelmäßig Bio-Obst oder -Gemüse leisten, geschweige denn Fair-Trade-Kleidung (Und warum muss die eigentlich immer so unmodisch aussehen?!). Trotzdem können wir unseren Konsum bewusster gestalten. Wir können gezielter auf "Umwelt"- oder "Fair-Trade"-Siegel achten, und nicht zuletzt auch sparen: Zum Beispiel mit einem bewussteren Umgang mit Strom, Wärme und Essen. So erzählte Frau Schicht unter anderem davon, dass sie die versteckten Kosten des Autofahrens viel bewusster wahrnimmt, seitdem sie am "Car-Sharing" teilnimmt.

Letztendlich haben wir den großen Vorteil, über unserem Konsum mitzubestimmen. Doch auch dem sind Grenzen gesetzt: Kaufe ich das Billig-Shirt, unterstütze ich indirekt die Ausbeutung von Näherinnen in Asien. Kaufe ich es nicht, ist die Näherin ihren Arbeitsplatz los. Was also nun? Wir haben zwar große Probleme, aber wir haben auch Möglichkeiten, diesen zu begegnen. Eine solche Möglichkeit ist die "Informationsgesellschaft", in der wir leben. Noch nie war es einfacher, über weite Wege zu kommunizieren und sich weltumfassend zu vernetzen. Und genau das ist unsere Stärke: Mit der Information, dass das T-Shirt unter unmenschlichen Bedingungen produziert wurde, können wir an die Produzenten selbst herantreten, andere Menschen davon überzeugen, dass dies nicht in Ordnung ist.

Paul Oscar Lehmann

Klimaschutz und Stadtentwicklung - Konzepte für eine lebenswerte Stadt

Eine der Diskussionsrunden des Worldcafés zum Thema „Wie nachhaltig lebst Du?“ beschäftigte sich mit den Bereichen des städtischen Klimaschutzes sowie der urbanen Nachhaltigkeit. Zu Beginn der jeweiligen Gruppengespräche stellten sich die Referenten kurz vor.

Was ist überhaupt Klimaschutz? Wie kann ich persönlich etwas dazu in meiner Stadt beitragen? Der Beantwortung dieser Fragen widmete sich Ina Helzig, Managerin im Klimaschutzbüro der Stadt Dresden. Das Büro dient zum einen als Koordinationsstelle zwischen den verschiedenen Ämtern und zum anderen plant und führt es Bildungsveranstaltung zu verschiedenen Klimaschutzthemen durch. Mit Projekten wie gemeinsames Fahrradfahren und Elektromobilität wolle man mit der Dresdner Bevölkerung aktiv etwas zum Klimaschutz beitragen.

Dr. Claus Peter Geier, Mitglied der Agenda 21 Dresden, wurde sein ganzes Leben vom Nachhaltigkeitsbegriff begleitet. In seinem Verein versucht er, das Interesse für nachhaltige Entwicklung bei den Bürgern zu wecken und zur Eigeninitiative anzuregen.

In den verschiedenen Gruppen diskutierte man vor allem den Begriff der Nachhaltigkeit und was er für jeden selbst bedeutet. Man müsse bewusst und reflektiert über sein eigenes Handeln und die sich umgebenden Dinge nachdenken. Woher kommt das Fleisch im Supermarkt? Muss ich so viel Wasser verbrauchen? Die Verantwortung für sich selbst und seine Umgebung tragen, sei besonders wichtig, um nachhaltig zu leben.

Von vielen Schülern wurde angesprochen, dass in unserer Wohlstands- und Konsumgesellschaft allerdings zu wenig Anreiz bestehe, umsichtiger zu handeln. Es herrsche zu viel Überfluss und zu viel Bequemlichkeit, etwas zu ändern. Man sei einen gewissen Lebensstandard gewohnt. Wie kann man das ändern? Eine mögliche und wichtige Komponente sei die Bildung. In den Schulen fehle es an Angeboten. Vielleicht könne eine stärkere Vernetzung der Umweltinitiativen mit den Schulen Impulse liefern. Die Frage blieb bis zuletzt im Raum: Wo muss man also ansetzen, damit Nachhaltigkeit in unserer Wohlstandgesellschaft möglich wird?

Maria Bewilogua

Ideen für eine nachhaltige Entwicklungspolitik

Die arche noVa Dresden e.V., vertreten durch Sarah Kräß und Ronny Keydel, hat zwei zentrale Aufgaben: Zum einen das Planen und Durchführen von Projekten im Ausland in Form von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, vor allem zu den Themen Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene. Zum anderen leistet die Institution politische Bildungsarbeit u. a. in Sachsen und Brandenburg, um den Menschen eine nachhaltige Lebensweise zu vermitteln.

Für unser Worldcafé diskutierten die Mitarbeiter der arche noVa Dresden e.V. mit den teilnehmenden Schülern der JPT die Frage „Wie sieht die jetzige Entwicklungshilfe aus und wie kann in Zukunft eine nachhaltige Zusammenarbeit entstehen?“ Dabei ging es hauptsächlich um die entwicklungsorientierte Arbeit der Institution in den verschiedenen Ländern der Erde, beispielsweise um die nachhaltige Sicherung der Wasserversorgung in Äthopien durch Wasserauffangbecken und Regenwasserspeicher.

Bei ihren Projekten bezieht die arche noVa Dresden e.V. die Bürger unmittelbar in die Planung mit ein, so dass bedürfnisgerechte Konzepte entstehen. Beispielsweise wollten sie in einem Dorf in Pakistan den Bewohnern Wasserleitungen direkt in die Häuser legen, um ihnen die mühseligen Wege zur nächsten Wasserstelle zu ersparen. Dies wurde aber abgelehnt und eine zentrale Wasserstelle gefordert, die als Kommunikationsort fungieren sollte. Ein weiterer zentraler Aspekt war dabei die Frage nach der Verantwortung für unsere Erde sowie nach den Ursachen und den künftigen Problemen: Am Beispiel des Kaufverhaltens wurde darüber debattiert, was der Einzelne tun kann um seinen Beitrag für eine bessere Zukunft zu leisten.

Am Ende jeder Gesprächsrunde wurde deutlich gemacht, dass sich die Welt im Wandel befindet und wir in Zukunft vor Problemen stehen werden, die neue Handlungsweisen erfordern. Dabei ist die heutige Generation gefragt, sich in globaler Zusammenarbeit diesen Problemen zu stellen und gemeinsam Lösungen dafür zu finden.

Heike Martin

Globale Auswirkungen meines Lebensstils

Unter diesem Titel hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Antonia Mertsching und Jens Günther von der Initiative Konsum Global über die weltweiten Folgen unseres Lebensstils zu diskutieren. Durch eine schauspielerische Eröffnung, in welcher Antonia Jens viele Vorhaltungen über seinen Lebensstil machte, wurden die Teilnehmer in das Thema eingeführt. Als neben dem Kaufen bestimmter Kleidung und dem Verzehr von Fast-Food-Nahrung Jens auch das Trinken von Kaffee wegen der schlimmen Auswirkungen des Kaffeeanbaus in Afrika durch Antonia verboten wurde, wurde allen Teilnehmern schnell klar, dass das Thema „Konsum Global“ sehr komplex ist. Nachhaltiger Konsum ist demnach nicht nur durch das Beachten einzelner Verhaltensregeln zu erlernen.

In der Diskussionsrunde entbrannte schnell eine hitzige Debatte über den Fleischkonsum unserer Gesellschaft. Eine Teilnehmerin berichtete, wie sie sich vor Kurzem dafür entschied, fortan auf Fleisch beim Essen zu verzichten und welche Schwierigkeiten sie in den ersten Wochen mit dieser Umstellung hatte. Viele Teilnehmer berichteten von negativen Auswirkungen unseres hohen Fleischkonsums am anderen Ende der Welt: So werden Futtermittel für Rind und Schwein nicht nur auf der Wiese neben dem Stall, sondern insbesondere in Südamerika in Form von Sojabohnen angebaut, was dazu führt, dass Urwälder abgeholzt und Ureinwohner aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Doch selbstverständlich muss nicht jeder gleich Vegetarier werden: Aber indem man etwas seltener Fleisch isst und beim Kauf darauf achtet, wo es herkommt und wie es erzeugt wurde, hilft man zugleich, die Klimaerwärmung zu begrenzen, die Artenvielfalt und die natürlichen Lebensgrundlagen am anderen Ende der Welt zu bewahren.

Toni Horn

Aktivum? Aktiv für die Umwelt

Jana Wenke von der Stadtentwässerung Dresden startete die Diskussionsrunde mit einer ganz einfachen Frage: „Was gibt es für fächerübergreifende Projekte an eurer Schule zum Thema Nachhaltigkeit?“ Die Stadtentwässerung Dresden bietet nämlich seit 2006 eine finanzielle Unterstützung für Schulprojekte zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Großraum Dresden an. Bereits 130 Projekte konnten mit dem Programm „Aktivum“ gefördert werden.

Dabei werden die Schüler angeregt, eigene Ideen zu entwickeln, um sich mit ihrer Schule zu bewerben. Sofort kam Kritik aus den Schülerreihen, es gebe zu wenig Initiative für Projekte zum Thema Nachhaltigkeit an ihrer Schule und betreffe meist nur Schüler des naturwissenschaftlichen Profils. Außerdem würden die Lehrer die Thematik mit dem normalen Unterrichtsstoff einbinden, sodass, aus Sicht der Schüler, eine intensive und eigenständige Beschäftigung mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz fehle.

Aber auch Schülerprojekte, die bereits in irgendeiner Form stattfanden, kamen zur Sprache. Beispielsweise das Anlegen eines „grünen Klassenzimmers“ oder eine Energiesparwette zwischen Schule und Stadt zur Reduzierung von Strom- und Wärmeenergie.

Romy Niedzballa

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Kontakt

Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253
Diskussion in einem Worldcafé bei den JugendPolitiktagen 2011 Antonia Frenzel (FSJ Politik)

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