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Veranstaltungsberichte

Veranstaltungsreihe "GlücksOrte" II

Rückblick zu den Veranstaltungen vom 12. Juni bis 26. Juni

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Eine Woche nach der Veranstaltung „GlücksOrt Staat“, deren Zusammenfassung Sie im ersten Teil unseres Veranstaltungsrückblicks finden, folgte die Veranstaltung:

GlücksOrt Kunst

12. Juni 2012

Das Glücksmoment der Kunst liege im Augenblick des Erlebens eines Werkes, so Dr. Joachim Klose in der Eröffnung des Abends. Kunst impliziere dabei eine doppelte Konnotation des Glücks, welches sowohl im Erlebnis als auch in der Darstellung erfahrbar sei. Weiter gedacht, kann man Kunst und damit auch das Glück konkret verorten - im Museum. Diesen Gedanken nahm Dr. Andreas Henning, Kurator für italienische Malerei der Gemäldegalerie Alte Meister, auf.

Glück in der Betrachtung

Anhand einer einleitenden Anekdote beschrieb Dr. Andreas Henning die Wirkung der Kunst auf den Menschen. Diese könne sogar in Ohnmacht und völlige Erschöpfung des Betrachters gipfeln. Regelrechte Zusammenbrüche vor der Kunst seien Zeichen einer Art Glückserfahrung, bei der es sich zu fragen gilt, ob dabei das Kunstwerk selbst oder die Erwartung darauf überwältigt. Dem Glücksort Kunst näherte sich Dr. Andreas Henning in seinem Vortrag in zwei Schritten. Im ersten Schritt analysierte er Darstellungsformen des Glücks in bekannten Kunstwerken verschiedener Künstler und Epochen. So griff er Werke wie die Mona Lisa Leonardo Da Vincis heraus, die allein durch den freudigen Zug im Mundwinkel eine Form des Glücks vermittelt. Darüber hinaus zeigte Dr. Henning in Werken von Albrecht Dürer, Caesare Ripa u.a. auch die symbolische Darstellung des Glücks anhand des Paradieses oder der Idylle. Im zweiten Teil seiner Glückssuche, legte Henning den Fokus auf das Erleben der Kunst. Die Betrachtung müsse eine sinnliche unvoreingenommene Begegnung sein, beispielsweise bei Da Vincis Mona Lisa ein Lachen mit der Lachenden. Hierbei machte der Referent deutlich, dass der Gedanke „Man sieht nur, was man weiß“ der Kunst nicht genüge. Insgesamt vereint sich das Glück in der Kunst über das Sehen und das Erleben eines Werkes.

In der anschließenden Diskussion beschäftigte die Zuhörer vor allem die Erfahrung von Kunst und damit die Frage wie man Kunst begegnen solle. In diesem Zusammenhang betonte Dr. Henning die Bedeutung von äußeren Einflüssen und Umständen bei der Betrachtung von Werken – ein überaus wichtiger Aspekt für die Arbeit von Museen.

GlücksOrt Gehirn

19. Juni 2012

Die vorletzte Veranstaltung der Reihe „Glücksorte“ beschäftigte sich mit dem Gehirn des Menschen und der Verortung des Glücksgefühls im neurobiologischen Sinne. Dr. Joachim Klose stellte in seiner Einfüh-rung die Frage, ob der Mensch mehr sei als sein Gehirn. Er bezog nicht nur die Bedeu-tung von Erfahrungen für das Glück, son-dern auch die Frage nach Drogen als "Glücksbringer" ein.

Referent des Abends war der Psychologe und Philosoph Prof. Hinderk Emrich. Die Frage nach dem Empfinden von Glück im Gehirn sollte seiner Meinung nach nicht allein aus neurobiologischer Sicht betrachtet werden, sondern auch verschiedene Ansichten aus der Philosophie, der Psychoanalyse und der Anthropologie verbinden. Diesen Spagat verdeutlichte er in seinem Vortrag.

Neurobiologische und andere Erkenntnisse

Die Vorstellung von Glück sei durchaus komplex und empirisch schwierig erforschbar, in der Philosophie assoziiere man es mit einem gelingenden Leben. Dieses Gelingen ist immer an Entscheidungen gebunden. Hier gehen die Ansätze in verschiedene Richtungen, denn die Neurobiologie betont die Annahme, dass das Gehirn und nicht wir, die Menschen, entscheiden. Das Glücksgefühl kann anhand chemischer Prozesse im Gehirn nachvollzogen werden. Die Frage jedoch, ob dein Gehirn dich glücklich macht ist nicht so leicht zu beantworten. Vielmehr müssen Dimensionen beleuchtet werden, die über das neurobiologisch Untersuchbare hinausgehen. Ein gelingendes Leben ergibt sich aufgrund einer Historie, einer Übersicht des Lebens, welches trotz negativer Ereignisse in seiner gesamten Spanne als gelungen bezeichnet werden kann, der chemisch sichtbare Glücksaugenblick ist davon zu unterscheiden. Prozesse wie die Wahrnehmung, die Entstehung des Glücksgefühls oder der Einfluss von Drogen auf diese Mechanismen erklärte der Referent in diesem Zusammenhang anschaulich. In seinem Schlusswort unterstrich er die Notwendigkeit, den biologischen Raum der Analyse von Gehirnfunktionen anhand von Aspekten wie Zeitlichkeit und psychoanalytischer sowie philosophischer Aspekte zu bereichern. Dies sei eine zentrale Aufgabe der Hirnforschung.

In der anschließenden Diskussion ging Prof. Emrich näher auf Fragen ein, die die Architektur des Gehirns, dessen Verbindung mit psychosozialen Aspekten und das Problem des Gedächtnisverlusts als Glücksverlust thematisierten.

GlücksOrt Literatur

26. Juni 2012

Zum Abschluss der Reihe lud die Konrad-Adenauer-Stiftung in das Literaturhaus Villa Augustin zu Gespräch und Diskussion zum Thema Literatur als GlücksOrt ein. Moderiert wurde die Veranstaltung von Michael Hametner, Literaturredakteur beim MDR Figaro.

Zu Beginn stellte Hametner die Referenten vor und deutete auf deren Verbindungen zum Thema hin. Frau Dr. Stefanie Duttweiler, Soziologin an der Universität Basel, beschäftigt sich seit mehreren Jahren eingehend mit dem Phänomen moderner Glücksliteratur in Ratgeberform. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schlott begründete den GlücksOrt Literatur weniger auf das Ratgeberphänomen als auf die literarischen Werke und deren Möglichkeit, dem Leser Glück zu vermitteln. Abgeschlossen wurde die Runde durch den Schriftsteller Michael G. Fritz, der den Ort Literatur sowohl im Schreiben als auch im Lesen mit Glück verbinden konnte.

Mehr als ratlose Ratgeber

Der Moderator gab zunächst eine Einführung in den Glücksbegriff und dessen Implikationen. Dabei betonte er die Zwiespältigkeit des Glücks, das schnell blendet und auf falsche Fährten lockt. In der Literatur sei Glück auf verschiedene Weise zu finden: im Lesen, im Schreiben oder aber direkt in einer glückbringenden Texthandlung selbst. Ein deutlicher Charakterzug des Glücksbegriffes in der Ratgeberliteratur sei das Verständnis eines aktiven, selbst geschaffenen Glücks. Diese These greift auch Frau Dr. Duttweiler im anschließenden Gespräch auf. Die Ratgeber entwickeln eine Art „Glücksshake“, in dem der Leser u.a. zu positivem Denken oder zur Suche nach dem Sinn des Lebens aufgefordert wird. Diese Glücksrezepte seien kritisch zu betrachten, so Dr. Duttweiler und Prof. Schlott, denn der Mensch ist nicht für jegliches Glück und damit auch jegliches Unglück verantwortlich. Eine solche Vorstellung könne sogar in einer Art Verzweiflung über die Glückssuche enden. Ratsam sei es in der Literatur nach ausgewogenen, realistischen und nicht egoistischen Glücksempfehlungen zu suchen, erklärt Dr. Duttweiler. Literatur fernab des Ratgeberbooms sei, Prof. Schlott zufolge, darüber hinaus vielmehr in Werken zu finden, die dem Leser die Möglichkeit geben dem Alltag zu entfliehen und eine Art Utopie schaffen, in der die Phantasie herausgefordert wird. Als Beispiel nennt Schlott Werke von Umberto Eco. Seinen Glücksweg in der Literatur zeigte Michael Fritz in der Lektüre einzelner Abschnitte seines Werkes „La vita è bella“ auf.

Abschließend fassten die Referenten zusammen, dass Glück sowohl im einfachen Leseerlebnis als auch in der Herausforderung der eigenen Phantasie durch Lesen oder eigenes Schreiben zu finden sei. Glück in der Literatur beschreibt kein verallgemeinertes, sondern ein individuelles auf vielfältige Weise erfahrbares Erlebnis.

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