Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Wer ist Deutschland? Migration als Chance

Eröffnungsveranstaltung der Tagung "Wer ist Deutschland? Migration als Chance"

Asset-Herausgeber

ZWISCHEN HEIMAT UND FREMDE

Vortragsabend zum Stand der Zuwanderung im Freistaat Sachsen

Zur Eröffnung der Tagung „Wer ist Deutschland? Migration als Chance“ hatten die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. und das Mitteleuropa-Zentrum der TU Dresden am 30. Januar 2013 in den Festsaal des Coselpalais geladen.

Zunächst begrüßte Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der KAS für den Freistaat Sachsen, die ca. 100 Gäste des Abends. Einleitend wies er darauf hin, dass der demografische Wandel in Sachsen in den ver-gangenen 20 Jahren das soziale Gefüge ganzer Regionen spürbar verändert hat. Zweifellos sei Zuwanderung angesichts von Bevölkerungsschwund und Überalterung in unserer Gesellschaft auch in Zukunft notwendig. Die damit verbundene Begegnung mit dem Fremden bezeichne im griechischen Wortursprung xénos aber auch den Gast; somit wohne ihr von Anfang an eine Ambivalenz von Nähe und Distanz inne.

Dabei stellte Dr. Klose zwei Perspektiven ins Zentrum der Tagung:

Fühlen sich Migranten in Sachsen wohl und finden sie bei uns eine Heimat?

Wie verändern Zuwanderer unser Bild von Gesellschaft und Kultur?

Anschließend stellte Herr. Dr. Klose mit Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher, Präsidentin des Statistischen Landesamtes Sachsen und Martin Strunden, Leiter der Zentralstelle des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, die beiden Referenten des Abends vor.

Zahlen und Fakten zur Migration

Prof. Dr. Schneider-Böttcher wartete eingangs mit der verblüffenden Tatsache auf, dass laut Mikrozensus 2011 knapp ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund besitzt. 15,96 Millionen Einwohner hätten sich demnach als Zuwanderer bzw. deren Nachfahren seit 1949 dauerhaft hier niedergelassen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sei der erheblich niedrigere Altersdurchschnitt von 35,2 Jahren bemerkenswert, sodass fast 35 Prozent der unter Fünfjährigen heute aus Familien mit Migrationshintergrund stammten. Darüber hinaus konstatierte Prof. Schneider-Böttcher eine interessante Spreizung bei schulischen und beruflichen Abschlüssen unter den Migranten und eine sehr positive Entwicklung zur Höherqualifizierung in der 2. und 3. Generation. Dabei konzentrierten sich die gerade einmal 2,7% der Sachsen mit Migrationshintergrund regional v.a. in den Großstädten und hielten meist weiterhin tradierte Werte, wie den engen Zusammenhalt in größeren Familien und die Institution der Ehe, hoch.

Politische Realität in Sachsen

Martin Strunden machte zu Beginn seines Impulsreferats darauf aufmerksam, dass große Unternehmen wie Globalfoundries, Porsche und BMW mit ihren hochqualifizierten internationalen Fachkräften seit langem sehr erfolgreich in Sachsen agieren. Zugleich schaffe die Nähe des Freistaats zu den wirtschaftlich prosperierenden Nachbarländern Polen und Tschechien einen erheblichen Wettbewerbsdruck. Im Rahmen einer einzigartigen Kooperation des sächsischen Innen- sowie des Wirtschaftsministeriums sei in den letzten zwei Jahrzehnten ein neues Kapitel in der Ausländerpolitik geschrieben worden: Erstmals wurde das Bestreben, einen Zugewinn aus der Zuwanderung zu fördern, explizit in die politische Agenda aufgenommen und ergänzt die bisherigen Zielsetzungen, ein hohes Sicherheitsniveau zu garantieren und den Erfordernissen der Humanität gerecht zu werden. Auf Bundesebene habe die sächsische Bundesratsinitiative zur Absenkung der Gehaltsschwelle für hochqualifizierte Zuwanderer auf realistischere 40.000 Euro und zur Erleichterung der deutschlandweiten Arbeitssuche geführt. Zudem nehme der Freistaat eine Vorreiterrolle darin ein, im Projekt AKZESS Verwaltungsprozesse auf die jeweiligen Bedürfnisse unterschiedlicher Migrantengruppen abzustimmen, die Transparenz zu erhöhen und eine kürzere Bearbeitungszeit von 6 Wochen zu etablieren. Schließlich habe man erfolgreich verschiedene Diskussionsforen und Informationsprojekte realisiert, um den üblichen Vorurteilen gegenüber Zuwanderern begegnen und ihnen entgegenwirken zu können.

Abschließende Diskussion

In der darauffolgenden Diskussion wurde kritisch angemerkt, dass der hohe Personalbedarf bei mittleren beruflichen Qualifikationen, u. a. in der Pflege, in der Debatte um Zuwanderung zu Unrecht viel zu wenig Beachtung finde. Die Frage nach der niedrigen Quote von Behördenmitarbeitern mit Migrationshintergrund führte Martin Strunden wiederum auf die beamtenrechtliche Voraussetzung der deutschen Staatsbürgerschaft zurück. Außerdem wurde eine Job-Messe speziell für ausländische Studenten angeregt, um deren massive Abwanderung nach dem Studium an sächsischen Universitäten zu stoppen.

In ihren Schlussworten ermutigten die Referenten das Publikum, sich selbst in Wort und Tat für Ausländerfreundlichkeit einzusetzen und die Impulse des Abends in späteren Gesprächen aufzunehmen und weiterzutragen.

Asset-Herausgeber

Kontakt

Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber