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Veranstaltungsberichte

CB27 und die Konferenz „Resiliente Städte: Gesellschaft und Klima“

von Marina Caetano
Die 13. Regionaltagung der CB27 fand im Rahmen der ersten Konferenz „Resiliente Städte: Gesellschaft und Klima“ in Curitiba statt

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"Der Klimawandel steht nicht mehr vor unserer Tür, sondern ist schon eingetreten". Mit diesem Satz eröffnete Renato Lima, der Umweltsekretär von Curitiba die Konferenz über anpassungsfähige und zukunftssichere Städte. Renato Lima, der auch als Experte für das Thema Umwelt- und Naturkatastrophen bei der UNDAC der UN arbeitet, unterstrich bei seiner Begrüßung die Möglichkeit, bei dieser Veranstaltung Informationen und Erfahrungen zum Thema widerstands- und zukunftsfähige Städte auszutauschen. Der Bürgermeister von Curitiba, Gustavo Fruet, betonte, dass die Umweltfrage direkt mit sozialen und wirtschaftlichen Fragen verknüpft sei. Der Bürgermeister sagte: "Man kann nicht über Umweltfragen diskutieren, ohne über die Sozialagenda zu sprechen".

14. Oktober 2015: Erster Tag der Konferenz

Den Hauptvortrag des Tages hielt David Stevens von der UN-Vertretung der Internationalen Strategie zur Katastrophenvorsorge (ISDR). Den Schwerpunkt seiner Präsentation legte Herr Stevens auf die internationalen Strategien zur Katastrophenvorsorge. Nach Angaben des Vertreters der ISDR ist die Priorität weiterhin das Katastrophenrisiko zu senken. Dieses Ziel solle mit der Entwicklung von Alarmsystemen, der Sensibilisierung der Gesellschaft sowie mit einer erhöhten Effektivität bei der Maßnahmenumsetzung erreicht werden. Globale Ziele wie die Verringerung der Kindersterblichkeit, eine Reduzierung der Infrastrukturschäden, weniger wirtschaftliche Verluste sowie eine verstärkte internationale Zusammenarbeit könnten so erreicht werden. Stevens nannte neben der COP 21 in Paris auch den Entwicklungsplan der SENDAI als wichtigen Schritt in diese Richtung.

Besonders wurde das Engagement des Bundesstaates Paraná sowie der Stadt Curitiba in Bezug auf Resilienz hervorgehoben, da Curitiba als erste Stadt des Staates einen Aktionsplan für eine resiliente, zukunftsfähige Stadt entworfen hat und 180 weitere Orte in Paraná ähnliche Schritte planen. Stevens warnte, dass wirksame Maßnahmen notwendig sein. Brasilien sei zu sehr daran gewöhnt, nur die unmittelbaren Probleme einer Naturkatastrophe zu lösen und sollte anfangen, langfristiger denken. Statt Notlösungen zu suchen, sollte man beispielsweise die Bauvorschriften ändern.

Im zweiten Panel des Seminars wurden konkrete Formen von nachhaltiger Umweltpolitik diskutiert. Renato Lima sprach über die Vorsichtsmaßnahmen, die die Stadt Curitiba getroffen hat, während Nelson Franco, Leiter des Departments für Klimawandel des Umweltamtes der Stadt Rio de Janeiro, die Gelegenheit hatte, das Beispiel der Stadt Rio vorzustellen. Er betonte die wichtige Arbeit des hochmodernen Operationszentrums der Stadt, welches die strategische Planung der Nachhaltigkeit und des Katastrophenschutzes der Stadt ermögliche.

Das dritte Panel des Tages ermöglichte einen Blick auf Perus Erfahrung mit Risikomanagement, in erster Linie im Umgang mit Erdbeben und Tsunamis. Pedro Ferradas, Chef des Programms zur Katastrophenprävention der NGO Soluciones Practicas berichtete, dass in vielen verschieden Bereichen gearbeitet werde, wie beispielsweise Ausbildung, der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, neuen Bautechnologien, Aufzeichnungstechnologien für Erdbeben und Tsunamis, sowie dem Austausch von Erfahrungen und Strategien. Er erwähnte außerdem, dass die peruanische Regierung die Medien zur Kooperation aufgerufen hat, um die Verbreitung von Informationen zu erleichtern, die Gesellschaft verstärkt auf die Gefahren bei Umweltkatastrophen hinzuweisen und so zu sensibilisieren. Am Ende seines Vortrags betonte Herr Ferradas wie wichtig es sei, die Nachhaltigkeit der Städte weiter voranzutreiben, um nationalen Verpflichtungen, wie jene, die in Paris unterzeichnet werden, zu unterstützen.

Der erste Tag des Seminars endete mit einem Vortrag über die Erfahrungen der Gemeinden im Umgang mit Resilienz. Bruna Cerqueira von ICLEI betonte den Anstieg der Naturkatastrophen, von denen hauptsächlich kleinere Gemeinden betroffen sind. Nach Meinung von Frau Cerqueira sei es sehr wichtig, die Bevölkerung im Umgang mit Naturkatastrophen zu trainieren, um die Städte sicherer zu machen.

15. Oktober 2015: Zweiter Tag der Konferenz

Am Morgen des zweiten Tages der Veranstaltung wurde eine technische Visite für die Teilnehmer des Seminars angeboten. Zusammen mit Mitarbeitern der Stadt wurde das Renaturierungsprojekt des Bariguiflusses, der Guairacá Park, das Naturreservat Bugio, eine der Nachhaltigkeitsstationen zur Müllaufbereitung, sowie das Caximbaprojekt besucht.

Treffen der CB27

Renato Lima, Umweltsekretär der Stadt Curitiba begrüßte die Teilnehmer zur 13. Regionaltagung des Städtenetzwerk CB27, in welchem sich die Landeshauptstädte Brasiliens seit dem Jahr 2010 für die Verbesserung des urbanen Umweltmanagements einsetzen.

Präsentationen

Zu Beginn der Sitzung wurden mehrere Kurzvorträgen gehalten. Paul Timm, der Präsident des Brasilianischen Instituts für Stadtverwaltung IBAM, präsentierte einige Projekte seines Instituts und schlug eine Partnerschaft zwischen der Organisation und dem CB27 vor. Er regte die Ausarbeitung einer Onlineplattform der CB27 für die Veröffentlichung von Maßnahmen und den Zugang der Öffentlichkeit, sowie das Erstellen einer lokalen Agenda der brasilianischen Hauptstädte hin zu zukunftsfähigen Städten an.

André Nahur von der WWF in Brasilien präsentierte einen Überblick über die Klimakonferenzen der vergangenen Jahre. Darüber hinaus kommentierte Nahur die Tatsache, dass Brasilien in der Vergangenheit eine proaktive Rolle in der Klimapolitik gespielt hat und in der Regel internationale Entscheidungen unterstützt hat. Er erklärte, dass im INDC festgelegt wird, was ein Land auf nationaler Ebene zu tun bereit ist, um die Treibhausgasemissionen (THG) zu verringern und dass alle Regierungen solch ein Dokument präsentieren sollten, um ein globales Klimaabkommen zu erreichen. Dann präsentierte er die Nummern des brasilianischen INDC, dessen Hauptziel es ist, die Emissionen bis 2025 um 37% bis 2025 und bis 2030 um 43% zu senken (Angaben basieren auf den Zahlen von 2005).

Bruna Cerqueira von ICLEI präsentierte einen Überblick über die Beteiligung der subnationalen Akteure bei den internationalen Klimakonferenzen. Frau Cerqueira betonte die Wichtigkeit einer stärkeren Beteiligung dieser Akteure und ermutigte die Umweltsekretäre der CB27 die Konferenz COP 21 in Paris zu begleiten. Laura Valente von WRI stellte zunächst die Arbeit der Organisation vor, die gegründet wurde um die Durchführung von technischen Analysen zu fördern, sowie um Maßnahmen hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft voranzutreiben. Frau Valente ging auch auf die Präsentation von André Nahur ein und unterstrich die Notwendigkeit der Umsetzung der brasilianischen Umweltziele, die das Land laut INDC anstrebt.

Die Projektkoordinatorin der Konrad-Adenauer-Stiftung, Marina Caetano, gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der Stiftung in Brasilien und präsentierte die Umweltprojekte im Bereich Klima und Energie, die die KAS unterstützt.

Zum Abschluss des ersten Teils der Sitzung präsentierte Andreia Banhe von CDP die Organisation, welche es sich zum Ziel gemacht hat, Unternehmen und Städte zu motivieren, ihre Auswirkungen auf die Umwelt messen zu lassen und zu veröffentlichen, um im Anschluss Wege zu finden, um sie zu reduzieren. Frau Banhe schlug eine engere Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor vor, um die CO2-Emissionen in den Städten zu reduzieren.

Diskussion

Nach den Präsentationen diskutierten die Teilnehmer die Rolle der subnationalen Akteure und deren möglichen wirksameren Teilnahme bei Klimaentscheidungen. Die auf nationaler und internationaler Ebene getroffenen Entscheidungen betreffen die Städte unmittelbar, und gerade aus diesem Grund, sollten die Lokalregierungen die Entwicklungen und Entscheidungen der COP 21 in Paris genauestens im Auge behalten.

Im Rahmen des Treffens unterschrieben die 11 anwesenden Umweltsekretäre die Absichtserklärung von Curitiba. In diesem Schreiben wird die Notwendigkeit der Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Hauptstädte der Bundesländer zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen unterstrichen. Darüber hinaus versucht das Dokument, genaue finanzielle und technische Mittel festzulegen, die notwendig sind um den jährlichen Anstieg der Durchschnittstemperatur der Erde von 2 °C bis zum Jahr 2100 zu vermeiden. Gemeinsam entschieden wurde auch die Teilnahme einer Delegation der CB 27 auf der COP 21 in Paris.

Die Bedeutung der Städte bei der Umsetzung von notwendigen Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung und bei der Bekämpfung des Klimawandels ist unbestreitbar. Bei der Konferenz wurde sehr deutlich, wie wichtig es ist, Gemeinden stärken, damit sie für die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet sind, gerade weil es die Städte sind, die als erste unter ihnen zu leiden haben. Auch ist die Arbeit der Städte wesentlich um die Ziele, zu denen sich die Bundesregierung während der COP 21 verpflichtet, umzusetzen.

Nelson Moreira Franco schloss die Sitzung mit der Einladung des Botschafters Everton Lucero, Leiter der Abteilung Klima, Ozon und Chemikaliensicherheit des brasilianischen Außenministeriums, zu einer nationalen Vorbesprechung der COP 21. Diese Einladung kann sicherlich als Anerkennung der Bedeutung der Arbeit des Forums CB27 während der letzten drei Jahre gesehen werden.

16. Oktober 2015: Dritter Tag der Konferenz

Am letzten Tag des Seminars präsentierte Michel Pierre die Erfahrung des Hérault (Frankreich) mit dem Klimawandel. Er präsentierte überraschende Zahlen über den möglichen Anstieg des Meeresspiegels und die Konsequenzen für diese französische Region. Wissenschaftliche Transparenz, gut durchdachte Entscheidungen und technologische Innovation, sowie langfristige Planung sein nötig, um die Resilienz der betroffenen Städte und ihrer Bewohner zu erhöhen.

Es folgten Präsentationen der Umweltsekretäre der Städte Natal, Rio Branco und Porto Alegre. Mauro Moura sprach über die aktuellen Überschwemmungen durch die Überflutung des Guaiba Fluss in Porto Alegre und präsentierte die Kontrollmaßnahmen, die mit Hilfe einer Kommandozentrale entwickelt wurden. Der Umweltsekretär aus Natal, Marcelo Rosado, bestätigte, dass seine Stadt, obwohl relativ klein, noch Wachstumspotential habe, da momentan nur 40% der Bevölkerung des Staates in Natal lebten. Seiner Ansicht nach, ist es notwendig, die Stadt für dieses potentielle Bevölkerungswachstum vorzubereiten. Silvia Brilhante, Umweltsekretärin von Rio Branco präsentierte einige der Probleme der Hauptstadt des Staates Acre. Während der historischen Überschwemmungen in diesem Jahr stand ein Viertel der Stadt unter Wasser und machte einmal mehr deutlich, wie notwendig es ist, Rio Branco in eine nachhaltige, anpassungsfähige und zukunftsfähige Stadt zu verändern.

In einem der letzten Vorträge des Tages präsentierte Peter Christ vom Umweltministerium den nationalen Anpassungsplan (NAP). Der NAP wurde von der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, dem Privatsektors und der Länder entwickelt, um die nationale Gefährdung durch den Klimawandel zu verringern und das Risikomanagement zu verbessern. Die Entwicklung des NAP wurde von der Regierung beschlossen und mit Hilfe von verschiedenen Ministerien, sowie dem brasilianischen Forum für Klimawandel erarbeitet. Der NAP wurde am 8. November veröffentlicht und wird für Analysen und Beiträge bis Mitte November auf der Website des Umweltministeriums zur Verfügung stehen.

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