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Veranstaltungsberichte

Die Ressourcen-frage - Globale Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

von Gregory Ryan, Felix Merkel

Seminarbericht

Am 2. und 3. Juni 2011 fand in Rio de Janeiro das Seminar „Die Ressourcen-frage - Globale Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ statt. Die Konrad Adenauer Stiftung (KAS), zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Brasilianischen Zentrum für Internationale Beziehungen (CEBRI) luden Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, aus Brasilien und Deutschland ein.

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In den Eröffnungsansprachen hoben die drei Gastgeber - Luiz Augusto Castro Neves (CEBRI), Peter Fischer-Bollin (KAS) und Dirk Aßmann (GIZ) - die Bedeutung des deutsch-brasilianischen Dialoges hervor. In einem globalen Kontext würde die Ressourcenfrage ein enormes Kooperations- und Konflikt-potential in sich bergen und in Folge dessen sei ein Austausch von Meinungen und Sichtweisen unabdingbar. Im Bezug auf Brasilien und Deutschland wurde festgehalten, dass die beiden Staaten durch Geographie und Sprache getrennt sein mögen, sich jedoch in einem breiten Spektrum an Herausforderungen ergänzen könnten. So zum Beispiel verfüge Brasilien über ein reiches Rohstoffvorkommen, während Deutschland nur sehr begrenzt die Nachfrage an Rohstoffen für die eigene Industrie durch heimische Quellen decken könne. Auf der anderen Seite hätte Deutschland viele technologische Lösungen, die in Brasilien zum Einsatz kommen könnten und dafür sorgen würden, dass die Rohstoffe umweltschonend und nachhaltig abgebaut werden könnten. Des Weiteren hätten beide Staaten ein gemeinsames Interesse an einer umweltfreundlichen Gewinnung und Verar-beitung von Rohstoffen, haben sich doch beide Regierungen zum Kampf gegen die Klimaerwärmung verpflichtet.

Volney Zanardi, stellvertretender Exekutiv-sekretär und Direktor für strategisches Management im Umweltministerium Brasiliens, unterstrich im Folgenden die Brisanz und die Bedeutung der Ressourcenfrage für Brasilien und nahm im Besonderen Bezug auf deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Gesellschaft und des Staates. Brasilien dürfe nicht die Fehler rohstoffreicher Länder der Vergangenheit wiederholen und müsse bei der Ausbeutung der Rohmaterialien und dem damit einhergehenden Reichtum umsichtig vorgehen. Nationale Institutionen müssten gestärkt und alle Gesellschaftsbereiche an dem erwarteten Aufschwung beteiligt werden. Herr Zanardi hob die Notwendigkeit hervor, die Ressourcenfrage im brasilianischen Gesamtkontext zu betrachten: Umweltschutz, Stärkung der Demokratie, Einbezug aller sozialer Klassen, kurz: nachhaltige Entwicklung. Nur so könne Brasilien zu einem modernen entwickelten Staat aufsteigen.

Volker Steinbach, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur, präsentierte eines Bestands-analyse der Ressourcenfrage im inter-nationalen Kontext. Mit statistischer Anschaulichkeit erklärte er den steigenden weltweiten Bedarf an Rohstoffen. Diese Entwicklung führte er auf die anhaltend hohe Nachfrage der Industrieländer und der gleichzeitig steigenden Nachfrage der Schwellenländer zurück. Dr. Steinbach ging im Folgenden auf die zunehmende Bedeutung von einer kleinen Gruppe von „Hightech Metallen“ ein, den so genannten Seltenen Erden, welche heute die Grundlage der modernen Hoch-Technologie-Gesellschaft bilden. Von Mobiltelefonen zu Windkraftwerken und Satelliten, keine moderne Technologie komme heute ohne diese Seltenen Erden aus. Deshalb könne man heute von der „Hightech-Metallzeit“ sprechen. Während die Gewinnung von konventionellen Rohstoffen auf den gesamten Globus verteilt sei, sei dies bei den „Hightech Metallen“ nicht der Fall, wo China 97% aller Vorkommen kontrolliere. In Brasilien gebe es eigentlich ein Potential für die Gewinnung von Seltenen Erden, dazu müsse man jedoch erst in Infrastruktur und Technologie investieren und auch dann sei die Rentabilität auf dem Weltmarkt nicht garantiert. Denn wo investiert werde, sei heute meist eine Frage, die der Weltmarkt beantworte und nicht das strategische Interesse eines einzelnen Staates. Es gebe jedoch auch Anzeichen, dass sich dies ändern könne, so gehen die Gründungen der deutschen Rohstoffagentur und deren europäisches Äquivalent auf solche Überlegungen zurück. Dr. Steinbach wies darauf hin, dass die Deckung der weltweiten Nachfrage nach Ressourcen für die nächsten Dekaden gesichert sei. Der erhöhte Bedarf und die steigenden Rohstoffpreise würden dafür sorgen, dass viele neue Bergwerke in Regionen erschlossen würden, die noch vor kurzer Zeit als unwirtschaftlich gegolten hätten. Bergbau im städtischen Bereich und die effizientere Nutzung von bestehenden Ressourcen könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Publikum wurden Themen wie der deutsche Atomausstieg und eine mögliche Vertiefung der Zusammenarbeit Brasiliens und Deutschlands in der Ressourcenfrage angesprochen. Es kamen Fragen zur Rolle der deutschen und der europäischen Rohstoff-agenturen sowie deren jeweiligen Kompeten-zen auf.

Nach den Expertenvorträgen war ein offener Austausch von Experten mit dem Publikum vorgesehen, unterstützt durch das dynamische Rundtischkonzept. Am ersten Tisch saßen Walter Figueiredo de Simoni vom Ministerium für Grüne Wirtschaft des Bundesstaates Rio de Janeiro, Holger Wallbaum von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, wo er eine Holcim-Stiftungsprofessur inne hat, und Ernesto Moeri, Geschäftsführer der ECOGEO aus São Paulo. Die Debatte drehte sich um das Thema „Politische und unternehmerische Handlungs-spielräume zur Steigerung der Ressourcen-effizienz in der Wirtschaft“.

Herr Simoni argumentierte für ein Umdenken in der Gesellschaft, selbst die volks-wirtschaftliche Wachstumsrate müsse ökol-ogische Kriterien berücksichtigen. Ein neues Paradigma müsse entstehen, weg von der traditionellen Produktionsweise hin zu einer “Grünen Wirtschaft“. Klimagasneutrale und nachhaltige Produktion müsse die Basis der Lebensweise werden. Dabei machte er diese Vorstellung von finanziellen und technolo-gischen Möglichkeiten abhängig. Brasilien sei mit dem vor Kurzem gefundenen reichlichen Erdölvorkommen vor den Küsten von Rio de Janeiro, São Paulo und Espirito Santo in der Lage, solch eine Umstellung zu finanzieren. Auch die Technologien seien bereits verfügbar, wenn auch noch nicht im genügenden Maße in Brasilien, was wiederum neue Kooperations-möglichkeiten auch mit Deutschland darstelle, besonders im Bereich Forschung und Entwicklung.

Herr Wallbaum beeindruckte das Publikum mit einer Fülle von Statistiken zum Bausektor. So sei die Bauwirtschaft für 30% aller CO2-Emissionen verantwortlich. Fast 50% aller Rohstoffe würden weltweit in Infrastruktur-projekten verwendet und durchschnittlich stelle dieser Sektor 10% des Bruttoinlandprodukts global dar. Angesichts dieser Zahlen habe die Europäische Union ambitionierte Klimaziele in Aussicht gestellt. Bis 2020 sollten alle neu errichteten Gebäude in den Mitgliedsstaaten klimagasneutral sein. Vor allem im Bereich Betrieb und Heizung von Gebäuden gebe es ein massives Potential, so zum Beispiel durch bessere Temperaturisolierung...

Lesen Sie hier den kompletten Seminarbericht in PDF-Version.

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