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Veranstaltungsberichte

Seminar: Kultur des Friedens und differenzierter Feminismus

von Marina Caetano, Milton Menezes

Partizipation von Frauen in der Gesellschaft

Am 27. und 28. Januar diskutierten mehr als 100 zivilgesellschaftlich engagierte Brasilianerinnen Formen weiblicher Partizipation in Politik, Kultur und Gesellschaft. Das Seminar in São Paulo wurde von der KAS Brasilien und der Frauenorganisation der PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira) gemeinschaftlich organisiert.

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Im Zentrum des zweitägigen Seminars stand die Bedeutung von weiblicher Partizipation in Politik, Kultur und Gesellschaft. Im Brasilien sind immer noch in Politik, als auch in tragenden Führungspositionen der Wirtschaft, Frauen unterrepräsentiert, wenngleich in den letzten Jahren die Rolle der Frauen in der brasilianischen Politik an Einfluss gewonnen hat. Die KAS hatte Experten eingeladen, die gemeinsam mit den TeilnehmerInnen die Möglichkeiten an Gestaltungseinfluss von Frauen in Brasilien diskutierten. Unter den Vortragenden befanden sich neben Dr. Jan Woischnik, Leiter des KAS-Büros in Brasilien, etwa auch Politikwissenschaftler, Soziologen und Anthropologen. Dabei wurden aktuelle Herausforderungen, mit denen Frauen in der brasilianischen Gesellschaft konfrontiert sind, reflektiert.

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte Nancy Thame, Vorsitzende der PSDB-Frauen von Sao Paulo. Sie skizzierte die thematischen Inhalte des Seminars und gab einen Hinweis, was „profunder Feminismus“ bedeutet. In ihrem kurzen Einleitungsvortrag erklärte sie, dass Feminismus letztendlich Männer selbst von gesellschaftlichen Zwängen befreit. Weitere Sprecherinnen der Eröffnungssitzung waren Yeda Crusius, PSDB-Ehrenpräsidentin und ehemalige Gouverneurin des südlichen Bundesstaates Rio Grande do Sul, und Thelma de Oliveira, PSDB-Frauen Nationalvorsitzende. Letztere rief die TeilnehmerInnen dazu auf, sich ihrer Rolle in den politischen Transformationsprozessen, in denen sich Brasilien in diesen Jahren stattfinden, bewusst zu werden und zugleich selbst Teil dieser Veränderungen zu werden: Was bedeutet Feminismus in der Praxis für den politischen Alltag? Welche Prozesse sind notwendig, damit mehr Frauen in öffentliche Ämter gewählt werden? Die enorm wichtigen Kommunalwahlen im Oktober 2016 können schon als erster Richtungsentscheid für die Präsidentschaftswahlen 2018 gedeutet werden.

Die erste Sitzung, mit Vorträgen von Leandro Consentino (Politikwissenschafler, Sao Paulo) und Fátima Jordao (Soziologin, Sao Paulo) handelte von den ethischen Fundamenten der Politik. Consentino referierte auf die historischen Wurzeln der Demokratie, die in der griechischen Polis zu situieren sind, und zeigte den engen Zusammenhang von Ethik und Politik auf. Fátima Jordao, Soziologin und Meinungsforscherin am Institut „Patrícia Galvao“, verwies auf die soziologischen Implikationen und gab den für die weitere Debatte bedeutenden Hinweis, dass wir in einer Zeit enormen gesellschaftlichen Wandels leben.

Ein weiterer Teil des Seminars handelte von „Demokratie und Rechtsstaat“. In diesem Kontext hielt Jan Woischnik, Leiter des KAS-Büros Brasilien, einen Vortrag mit dem Titel „Fünf Thesen über Demokratie“. Dr. Woischnik verwies auf die grundlegende Unterscheidung zwischen formalen und materiellen Aspekten des Rechtsstaates. Dabei ist es notwendig, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht zu verwechseln. Ein besonderes Merkmal des modernen Rechtsstaates ist seine demokratische Fundierung. Brasiliens Demokratie ist noch jung und beginnt – wie im Folgenden Rosana Chiavassa betonte – erst jetzt.

Während am ersten Tag der Schwerpunkt etwas mehr auf Fragestellungen rund um Demokratie und Politik lag, ging es am zweiten Tag des Seminars konkret um aktuelle Herausforderungen und Perspektiven, mit denen feministische Denkansätze in Politik und Gesellschaft, konfrontiert sind. Wie kann die Gesellschaft für feministische Anliegen sensibilisiert werden? In diesem Kontext kamen mit Denise Ramos und Káritas Ribas auch eine Psychologin bzw. Psychoanalytikerin zu Wort.

Das Feedback zu dem zweitägigen Seminar fiel sehr positiv aus, weshalb am Ende der Veranstaltung die Moderatorinnen, Marina Caetano (KAS-Brasilien), Thelma de Oliveira (Präsidentin PSDB-Frauen) und Nancy Thame (Präsidentin PSDB-Sao Paulo) für die hervorragende Organisation mit Beifall bedacht wurden.

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Kontakt

Marina Caetano

Marina Caetano bild

Projektkoordinatorin für Dezentralisierung und Nachhaltige Entwicklung

marina.caetano@kas.de +55 21 2220-5441 +55 21 2220-5448

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