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Veranstaltungsberichte

Wege in die Zukunft, die wir wollen

von Karina Marzano Franco

Eine neue Geopolitik im Energiesektor am Beispiel Brasiliens und des Südatlantiks

Die Projekte in Kooperation zwischen KAS und CEBRI zum Thema „Wege in die Zukunft, die wir wollen“ entstanden 2012 und im Rahmen von Rio+20. 2015 soll Bewusster Energieverbrauch im Fokus stehen, der aufgrund der derzeitigen brasilianischen und gesamt-lateinamerikanischen Wirtschaftskrise diskutiert wird.

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Thema des Workshops:

Eine neue Energie-Geopolitik im Energiesektor am Beispiel Brasiliens und des Südatlantiks –

Dozent: Igor Fuser (Professor UFABC)

Nach den Regeln der Chatham House waren alle Teilnehmer dazu aufgefordert, ihre Meinungen und Kritiken vorzubringen, sowie Vorschläge zu der Studie von Professor Igor Fuser zu äußern.

Regionale Integration der Energiefrage – Schwerpunkt Brasilien und Südamerika: Der Professor begann seine Rede mit einer Aufzählung von Unsicherheiten, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen. Viele von ihnen bilden die aktuellen Herausforderungen: der steigende Ölpreis, der den Energiemarkt deutlich beeinflusst, politische Unklarheiten in den betreffenden Ländern, globale sowie regionale wirtschaftliche Krisen und Klimawandel. Ebenfalls wurden Schwierigkeiten angesprochen, die sich hauptsächlich auf die Forschung beziehen, wie zum Beispiel das Fehlen einer klaren Zukunftsprognose und der Mangel an essenziellen Daten. Die zentralen Themen der Präsentation waren erstens Geopolitische Variablen, zweitens Unsicherheitsfaktoren, drittens Szenarien in Brasilien, viertens Regionale Integration. Lateinamerika positioniert sich im globalen Kontext als Energie-Exporteur (hat 2014 5,5 % der weltweiten Energie verbraucht und war für 4,3% des Verbrauchs verantwortlich). Es ist ein allgemeiner Energieverbrauch zu verzeichnen, während Staaten wie Brasilien gleichzeitig im Fokus für Investitionen vor allem der OCDE und Chinas liegen. Die Energiefrage ist eine essentielle, die die Beziehungen Brasiliens mit globalen Akteuren und Entscheidungsträgern wie BRICS, OCDE und OPEP entscheidend beeinflusst. Zwei Themen, die besonders hervorzuheben sind, sind in der globalen Diskussion die Frage nach Sicherheit und zweitens Energiesouveränität. In diesem Kontext ist Sicherheit als Garantie für den Zugang zu Ressourcen aufzufassen; gleichzeitig bezieht sich Souveränität auf die gegebene Autonomie und die Kontrolle über existente Ressourcen von Seiten der Staaten. In diesem Bereich gibt es jedoch zwei voneinander abweichende Sichtweisen der Umstände: Auf der einen Seite die Staaten des globalen Norden, die in Lateinamerika einen globalen Sicherheitsfaktor im Hinblick auf die Energiefrage sehen. In diesem Rahmen werden die Bedeutung eines freien Marktes und die Unternehmen als Schlüsselakteure betont. Die zweite zu berücksichtigende Sicht der Staaten des globalen Südens spricht zunächst von der staatlichen Souveränität, was die eigenen strategischen Ressourcen betrifft und von der Priorität innerstaatlicher Versorgung. Die Energieressourcen fungieren hier als Basis für Politikbereiche, die sich auf die Entwicklung eines Landes konzentrieren. Lateinamerika ist eine führende Region, was Energiefragen betrifft. So besitzt es 20% der globalen Ölressourcen und produziert 9% für den weltweiten Gebrauch. Der Energiesektor Brasiliens ist dabei besonders hervorzuheben, da ein hoher Prozentsatz erneuerbarer Energieformen repräsentiert ist (29% bei einem weltweiten Durchschnittswert von 13%). Betrachtet man die Situation des Öls hat man sich zwangsläufig mit dem rapiden Abfall der Preise zu beschäftigen (von 117 US-Dollar im Juli 2014 auf 54 US-Dollar in 2015). Trotz der Einbindung erneuerbarer Energien ist die Dominanz fossiler Energieträger allerdings unumgänglich. Als Gründe für den Abfall des Ölpreises kann der Anstieg in der Produktion von shale gas und tight oil genannt werden, der sowohl in den USA, in einigen Bereichen Kanadas und erstaunlicherweise in den von Krisen gebeutelten Ländern Irak und Libyen zu verzeichnen ist. Ein weiterer entscheidender Faktor für den Niedergang des Ölpreises ist die nun erhöhte Produktion Saudi-Arabiens in diesem Kontext, welche es den Mitstreitern im Wettbewerb schwierig gestaltet, kompetitiv zu bleiben. Mit dem gesunkenen Ölpreis ist es für die konsumierenden Länder möglich gewesen, die daraus resultierenden nicht genutzten Mittel in andere Sektoren zu investieren. Nichtsdestotrotz sehen sich andere Exporteure wie Russland, Iran, Venezuela, Nigeria und Mexiko aufgrund dieser Entwicklung mit ökonomischen Schwierigkeiten konfrontiert. Durch den Abfall des Ölpreises konnte die Produktion in den USA gestärkt werden, sowie Investitionen, die mit größeren Kosten verbunden gewesen waren, wie in der Arktis, eingeschränkt werden. Dennoch bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit dieses Preisabfalls bestehen. Es wird als unwahrscheinlich eingestuft, dass der Preis in Zukunft erneut auf 117 US-Dollar ansteigt. Nichtsdestotrotz muss an dieser Stelle der Iran erwähnt werden, der sofern die Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft zurückgenommen werden, seine Produktion wieder ankurbeln und damit der Ölpreis noch weiter sinken könnte. Was die lateinamerikanische Situation betrifft, kann von einer Krise gesprochen werden. Hier zu nennende Beispiele sind Brasilien, Venezuela und Argentinien. Diese politische Krise wird von den Unsicherheiten über die Energiefrage geprägt. Zum Ende wurde das Thema der energetischen Integration in Lateinamerika angesprochen. Der Gewinn ist offensichtlich, dennoch gibt es Probleme bei der Implementierung. Nichtsdestotrotz stehen historische Gebietsstreitigkeiten einer solchen Etablierung ebenfalls im Weg, wenn man zum Beispiel die Situation zwischen Chile und Bolivien betrachtet. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, wie eine Implementierung ausgeführt werden kann und wie Souveränität beibehalten und Misstrauen zwischen Nachbarländern abgebaut werden kann. Nach der Abhandlung der Frage energetischer Implementierung auf dem Kontinent wurde eine Diskussion zwischen den Experten initiiert. Teilnehmer waren Repräsentanten verschiedener Institutionen, wie Universitäten, Ministerien und ebenfalls Vertreter der Organisationen IPEA, MCTI, FLACSO, CEBRI sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Kontakt

Karina Marzano Franco

Igor Fuser, Castro Neves, Christian Matthäus und Roberto Fendt CEBRI
Tatiana Oliveira, Igor Fuser und Castro Neves cebri
Marina Caetano, Karina Marzano und Mariângela Rebuá CEBRI
Ciro Reis, Pedro Barros und Giorgio Romano cebri

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