Dr. Hardy Ostry, Leiter des Europabüros, begrüßte zunächst die über 300 anwesenden Teilnehmer, die den ersten Auftritt der neuen Vorsitzenden der CDU Deutschlands in Brüssel hautnah mitverfolgen wollten. Die hohe Anzahl an Gästen im Saal stehe dabei symbolisch für ein Europa, das angesichts zahlreicher globaler Herausforderungen in Zukunft noch enger zusammenrücken und Zusammenhalt beweisen müsse, erklärte Ostry. Sowohl Spitzenkandidat Weber als auch Kramp-Karrenbauer, die mehrmals an das Fundament und die Gründer Europas erinnerten, machten deutlich, dass Europa ein Generationenprojekt ist. Ein Projekt, das im Wahljahr 2019 in die nächste Generation geführt werden muss, und ein Projekt, das nur in Zusammenarbeit mit anderen, pro-europäischen Kräften aufrechterhalten werden kann. Damit dies gelinge, so Weber, müssten zunächst einige Grundsatzfragen beantwortet werden. Die bestehende Spaltung des Kontinents, zwischen Befürwortern einer verstärkten Integration und deren Gegnern, sei zu überwinden. Den Bürgern Europas müsse dabei in einem Geflecht aus regionaler Verankerung, nationaler Identität und europäischer Zugehörigkeit wieder Orientierung gegeben werden, – dies sei insbesondere vor den Europawahlen eine entscheidende Aufgabe der politischen Akteure.
Von Mut und Ambitionen für Europa sprach auch die Vorsitzende der CDU, für die Europa primär ein Friedensprojekt ist. Kramp-Karrenbauer appellierte an das internationale Publikum im Saal, sich besonders heutzutage vom Mut der Väter Europas leiten zu lassen, offene Auseinandersetzungen zu führen und eine Vision für ein besseres Europa zu entwickeln. Einer dieser Väter, auf den die gebürtige Saarländerin mehrmals zu sprechen kam, ist der französische Politiker Robert Schuman: „Er hat verstanden, dass Europa nicht das eine große Projekt ist, sondern dass es viele kleine, tatkräftige Schritte braucht“. Schuman ist jedoch nicht der einzige, der entscheidende Schritte bei der Errichtung eines gemeinsamen Fundaments für Europa initiiert hat. Kramp-Karrenbauer bezog sich ebenfalls auf die mutigen Frauen und Männer, die bereits vor 100 Jahren nach dem Ende des ersten Weltkrieges an der Weimarer Verfassung und somit an der Grundlage unserer Demokratie arbeiteten. Ebenso war die Einführung des Grundgesetztes vor 70 Jahren, nach der Austragung des Zweites Weltkrieges, gleichermaßen bedeutend für die Zukunft der Demokratie Deutschlands und somit für die Aussöhnung Europas. Den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren, ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr, nannte Kramp-Karrenbauer als drittes Beispiel für mutiges und unerschrockenes Vorgehen unserer Vorfahren, die im Sinne der Demokratie und der Zusammengehörigkeit Europas handelten. Dass es die Menschen Europas sind, die auch heute noch und gerade im Vorfeld zu den Europawahlen im Vordergrund stehen sollten, unterstrich auch Weber: „Europa hat nur eine Zukunft, wenn wir es den Menschen zurückgeben, die entscheiden, in welche Richtung der Kontinent geht“.
Kramp-Karrenbauer griff diesen Gedanken Webers mit dem Slogan „Made in Europe“ auf. Denn nur wenn es wie bei einem Markenzeichen gelinge, deutlich zu machen, wofür Europa steht und worum es in Europa geht, könne die Staatengemeinschaft auch den notwendigen Einfluss ausüben. Hierbei stehen laut Kramp-Karrenbauer vier zentrale Integrationsbereiche im Vordergrund: die Sicherheit und Verteidigung Europas, die Sicherung des Wohlstands,
Forschung und Entwicklung, sowie die europäischen Werte und Prinzipien. Nur, wenn es die Europäer schaffen, in diesen Feldern gesamteuropäisch zu denken und zu handeln, kann Europa Maßstäbe setzen, europäische Interessen verteidigen und eine globale Vorreiterrolle einnehmen. Selbst aus einer Grenzregion im Herzen Europas kommend, liegen Kramp-Karrenbauer in Bezug auf europäische Zusammenarbeit und Integration besonders die Grenzregionen am Herzen, denn nur dort können Menschen „Europa Tag für Tag praktisch erleben“. Zugleich werde dort deutlich, wofür unsere Vorfahren lange Jahre einstanden: Nationale Interessen sind gleichermaßen die Interessen unserer Nachbarn, und Kohäsion ist eine wichtige Stütze unseres Kontinents.
Der erste Auftritt der Vorsitzenden der CDU Deutschlands in Brüssel, gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten der EVP, war ein Aufruf, Mut und Ambition für Europa zu zeigen. Sicherheit, Wohlstand und Identität sind dabei zentrale Bereiche, in denen die Europäer Mut beweisen und überdies Maßstäbe setzen können. Besonders im Vorfeld zu den anstehenden Europawahlen, darin waren sich Weber und Kramp-Karrenbauer einig, besteht Anlass und Notwendigkeit, sich zu Europa zu bekennen und dieses gemeinsame Bekenntnis nach außen zu tragen. „Wenn wir dies so angehen, wird das Europawahlergebnis ein gutes sein, und die pro-europäischen Kräfte werden das Sagen auf unserem Kontinent haben“, erklärte Kramp-Karrenbauer.