Asset-Herausgeber

Die Finanzbranche muss das verlorene Vertrauen zurückgewinnen

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Die Eurokrise schien bislang weit weg von Kleinanlegern und Sparern. Mit der Krise in Zypern änderte sich das im Frühjahr 2013 schlagartig. Viele Sparer wurden aufgeschreckt, als die zypriotische Regierung kurzzeitig vorgeschlagen hatte, auch Kleinanleger an der Bankenrettung zu beteiligen. So war im ersten Rettungspaket für Zypern eine Zwangsabgabe in Höhe von 6,75 Prozent auch für Vermögen bis 100.000 Euro geplant. Die überarbeitete Regelung der Politik nahm von dieser Grenze richtigerweise wieder Abstand. Dennoch bleibt bei vielen Sparern – auch in Deutschland – eine gewisse Verunsicherung zurück.

Fest steht: Deutsche Sparer müssen sich über die Sicherheit ihrer Einlagen keine Gedanken machen. Zypern ist ein Einzelfall und nicht vergleichbar mit anderen europäischen Ländern, insbesondere nicht mit Deutschland. Der zypriotische Bankensektor gilt als überdimensioniert und verfügt über kein tragfähiges Geschäftsmodell – dies hat am Ende zu den bekannten spezifischen Eingriffen beziehungsweise Maßnahmen geführt. Die eigentliche Herausforderung für viele Kleinanleger und Sparer liegt hierzulande auf einem anderen Gebiet. Die Zinsen sind aktuell in Deutschland auf einem sehr niedrigen Niveau. Es liegt deutlich unter der Inflationsrate. Das Geld wird also immer weniger wert, und das bedeutet für den deutschen Sparer: Er verliert Kaufkraft.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Thema „Aktienanlage“ in weiten Teilen der Bevölkerung leider immer noch negativ belegt ist. Denn über das letzte Jahrzehnt hinweg wurden nicht selten Werte an der Börse vernichtet: Erst trug der Börsengang der Telekom in den späten 1990er-Jahren die Geldanlage in die Breite und ließ auch Kleinanleger in Aktien investieren. In der Folge verzeichneten viele von ihnen Verluste. Im März 2000 zerstörte das Platzen der Internetblase Vermögen und Vertrauen. Dann kamen im September 2008 die Immobilienkrise in den USA und die daraus resultierende Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers Inc. hinzu. Und seit Herbst 2009 hält die Staatsschulden- und Finanzmarktkrise die Anleger in Atem. Zurückgeblieben sind verunsicherte Anleger, die derzeit aber eine neue Erfahrung machen: Wer klassisch spart, dessen Geld verliert – unter Berücksichtigung der Inflation bei den aktuell niedrigen Zinsen – an Wert. Experten sprechen hier von einer „schleichenden Enteignung“. Das trifft besonders Kleinanleger, die ihr Geld eher konservativ verwalten.

 

Auf dem Holzweg?

Dabei geht es um nicht wenig Geld. Das Sparvermögen der Bundesbürger ist so hoch wie noch nie. Allerdings: Vierzig Prozent des gesamten Geldvermögens von 4,7 Billionen Euro, also gut zwei Billionen Euro, stecken in Spar-, Sicht-, Termineinlagen und Bargeld. Weitere 1,4 Billionen Euro sind in Produkten der Assekuranzen, an erster Stelle Lebensversicherungen, angelegt. Produkte, die zu einem großen Teil nicht mehr inflationssicher sind.

Blickt man zum Vergleich auf den in Deutschland gehaltenen Anteil an Aktien, ergibt sich ein anderes Bild: Derzeit halten gerade 8,8 Millionen Bundesbürger Aktien, oder indirekt Beteiligungen. 2001 waren es noch dreizehn Millionen, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) ermittelt hat. Damit scheuen die Anleger genau die Geldanlagen, die derzeit der beste Schutz gegen einen Vermögensschwund wären.

Dabei läuft die Wirtschaft nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Teilen des Globus glänzend. Etwa in China. Hier gehen die Anlageexperten davon aus, dass die zuletzt etwas schwächelnde Dynamik wieder an Fahrt gewinnt. Nicht viel anders sieht es in den Boommärkten Brasilien und Russland aus. Und für die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, erwarten Finanzanalysten ebenfalls ein robustes Wirtschaftswachstum. Von einer solchen positiven Entwicklung der Weltwirtschaft profitiert auch eine Exportnation wie Deutschland. Gerade deutsche Unternehmen haben 2012 eine sehr gute Performance gezeigt und können wegen ihrer üppigen Gewinne gute Dividenden zahlen. Aktuell liegt die Dividendenrendite, also das Verhältnis der Dividende zum Aktienkurs, der wichtigsten deutschen Aktien zwischen drei und vier Prozent. Diese positive Entwicklung kommt aber leider bei der breiten Öffentlichkeit oft nicht an, da die Staatsschulden- und Finanzmarktkrise vieles überlagert.

Tatsache ist: Natürlich gelten Bundesanleihen für viele, auch internationale Anleger, die das Risiko von Aktien scheuen, als „sicherer Hafen“. Für diese hohe Sicherheit müssen Sparer aber magere Zinsen in Kauf nehmen, die nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen. Wer die Kaufkraft seines Vermögens zumindest erhalten oder gar mehren möchte, muss sich daher nach anderen Anlagemöglichkeiten umschauen.

Eine Alternative sind Anlagen in Sachwerte und Aktien. Auch Investitionen in Aktien- beziehungsweise Immobilienfonds können Anlegern Renditen über der Inflationsrate bieten. Dabei müssen sich die Anleger aber immer vergegenwärtigen, dass mit der Rendite auch das Risiko steigt.

 

Veränderungen beim Anlageverhalten

Hier können und müssen die Banken ansetzen. Ihre Aufgabe ist es, wirksame Strategien gegen den schleichenden Wertverlust der Sparanlagen zu entwickeln. Diese hängen natürlich stark von den individuellen Wünschen der Kunden ab. Die Commerzbank hat Mitte 2012 deshalb den Kundenkompass eingeführt. Mit ihm können die wichtigsten Fragen geklärt werden: Welche Bedürfnisse hat der Kunde? Wie viel Geld hat er zur Verfügung? Wo gibt es Versorgungslücken? Was genau sind seine finanziellen Ziele? Im Anschluss bieten wir die wirklich benötigten Produkte an.

Grundsätzlich gilt: Vor dem Hintergrund einer noch nicht bewältigten Staatsschuldenkrise und der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist eine Veränderung beim Anlageverhalten vor allem in Deutschland wichtiger denn je. Denn natürlich können niedrige Zinsen die Aufnahme von Krediten begünstigen und wie ein Katalysator für Investitionen und die wirtschaftliche Entwicklung wirken. Bestes Beispiel sind die USA. Nur ist das Sparverhalten der Menschen dort ein völlig anderes: Die meisten Amerikaner haben ihre Altersrücklagen vor allem in Aktien und Immobilien angelegt, die Deutschen hingegen in Lebensversicherungen oder Sparguthaben. Daraus ergibt sich ein entscheidender Unterschied: Unternehmen beziehungsweise deren Aktien können vom Niedrigzinsniveau profitieren, Rentenpapiere hingegen nicht. Das wirkt sich in Deutschland für die Anleger eher schädigend aus. In Deutschland wurden Sparer immer belohnt, dafür haben die Wertstabilität und die breite Aufstellung des deutschen Finanz- und Bankensystems gesorgt. Nun sind wir jedoch an dem Punkt angelangt, wo die negative Realverzinsung für die Sparer besorgniserregend ist. Es ist daher geraten, sich mit den Vorteilen von Wertpapieranlagen zumindest auseinanderzusetzen. Mit einer kompetenten Beratung und den richtigen Angeboten kann die Finanzbranche hier verlorenes Vertrauen der Menschen zurückgewinnen.

 

Michael Mandel, geboren 1966 in Bremen, seit Dezember 2010 Bereichsvorstand Private Kunden bei der Commerzbank AG, Frankfurt am Main.

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