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Wenn Staatsführung Familiensache wird

In der dritten und letzten Fortsetzung werden wieder dynastisch vererbte Machtstrukturen, anhand dreier prominenter Familienkonstellationen, analysiert. Diesmal wird es historisch: Die Kennedys, Habsburger und Ptolemäer.

Die Kennedys

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Die Kennedy-Dynastie ist eine der bekanntesten und einflussreichsten politischen Familien der amerikanischen Geschichte. Ihr Ursprung reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, und sie umfasst mehrere Generationen, die tief in der amerikanischen Politik und Gesellschaft verwurzelt sind.

Das Familienoberhaupt, Joseph P. Kennedy Sr., war ein bedeutender Geschäftsmann und Politiker. Geboren 1888 in Boston, machte er sich in der Finanzwelt und Filmindustrie einen Namen und diente als Vorsitzender der Securities and Exchange Commission und als US-Botschafter in Großbritannien. Sein Einfluss und sein Engagement legten den Grundstein für die politische Bedeutung seiner Familie.

Sein Sohn, John F. Kennedy, wurde 1961 der 35. Präsident der Vereinigten Staaten. JFK führte das Land in kritischen Zeiten des Kalten Krieges und war bekannt für seine Reden zur Bürgerrechtsbewegung und seine Initiative zur Gründung des Friedenskorps. Seine Präsidentschaft endete tragisch, als er 1963 in Dallas, Texas, ermordet wurde.

Sein Bruder, Robert F. Kennedy, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle in der amerikanischen Politik. Geboren 1925, war er unter Präsident Kennedy US-Justizminister und kämpfte gegen die organisierte Kriminalität und für die Bürgerrechte. Nach dem Tod seines Bruders setzte er sich als Senator von New York für soziale Gerechtigkeit und Reformen ein. Auch Robert wurde 1968 ermordet, während er sich um die Präsidentschaftskandidatur bemühte.

Der jüngste Bruder, Edward M. Kennedy, diente von 1962 bis zu seinem Tod 2009 als Senator von Massachusetts. Bekannt für seine langjährige Arbeit an Gesetzen zur Reform des Gesundheitswesens, zur Bildung und sozialer Gerechtigkeit, galt Edward Kennedy als einer der einflussreichsten Senatoren seiner Zeit. Unter seiner Führung wurden bedeutende Gesetzesinitiativen wie das Education for All Handicapped Children Act und das Health Insurance Portability and Accountability Act verabschiedet.

Ein weiteres prominentes Mitglied der Familie ist Robert F. Kennedy Jr., der Sohn von Robert F. Kennedy. Geboren 1954, erlangte Robert F. Kennedy Jr. zunächst als Umweltanwalt und Aktivist gegen den Klimawandel Bekanntheit. In den vergangenen Jahren hat er sich als prominenter Impfgegner hervorgetan, hat längst widerlegte, teils abstruse Behauptungen über die Schädlichkeit von Impfungen aufgestellt und hing einigen anderen Verschwörungstheorien an. Bei den Präsidentschaftswahlen 2024 trat er zunächst als unabhängiger Kandidat an, zog später seine Kandidatur zurück und sprach sich für die Wahl von Donald Trump aus. Nach seinem Sieg nominierte ihn Donald Trump als Gesundheitsminister für sein künftiges Kabinett. Diese Nominierung ist hochumstritten.
 

Die Habsburger

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Die Geschichte der Habsburger in Kürze zu erzählen, ist unmöglich: Herrschten sie doch fast 650 Jahre über Europa und haben die Geschichte des Kontinents maßgeblich bestimmt.

Ursprünglich stammen die Habsburger aus der heutigen Schweiz. Ihr Name leitet sich von der Burg Habsburg im Kanton Aargau ab, die um 1020 erbaut wurde. Ihr Aufstieg begann im 13. Jahrhundert, als Graf Rudolf von Habsburg 1273 zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Seine Wahl markierte den Beginn des habsburgischen Einflusses in der europäischen Politik.

Im 14. Jahrhundert erwarben die Habsburger durch kluge Heirats- und Erbschaftspolitik bedeutende Gebiete in Mitteleuropa, darunter Österreich, Steiermark, Kärnten und Tirol. Der berühmte Satz „Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ (Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!) beschreibt ihre Strategie, durch Heiraten an Macht zu gewinnen. So waren die Habsburger im 15. Jahrhundert in viele europäische Königreiche und Herzogtümer eingebunden. Sie heirateten jedoch auch untereinander, was zu schweren Missbildungen und der berühmten „Habsburger Lippe“, einer erblich bedingten Überentwicklung des Unterkiefers, führte.

Kaiser Maximilian I. (1459–1519) war ein bedeutender Habsburger Herrscher, der durch geschickte Heiratspolitik das habsburgische Erbe noch einmal erheblich erweiterte, indem er die Niederlande und Spanien in das habsburgische Reich einbrachte.

Im 16. Jahrhundert, unter Kaiser Karl V., erlebte die habsburgische Macht ihren Höhepunkt. Karl V. war sowohl Kaiser des Heiligen Römischen Reiches als auch König von Spanien und Herrscher über ein Weltreich, in dem „die Sonne niemals unterging“. Dieses riesige Reich war jedoch schwer zu regieren, und Karl V. teilte es 1556 auf: Sein Bruder Ferdinand I. erhielt das Heilige Römische Reich und die österreichischen Erblande, während sein Sohn Philipp II. Spanien und die habsburgischen Gebiete in Italien und den Niederlanden übernahm.

Im 18. Jahrhundert erlebte das habsburgische Reich eine Phase der Reformen, insbesondere unter Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II. Diese Reformen modernisierten das Reich, stießen aber auch auf Widerstand. Im 19. Jahrhundert führte der Druck nationalistischer Bewegungen in Europa zu einer zunehmenden Schwächung des Habsburgerreiches.

Im Jahr 1804 proklamierte Franz II. das Kaisertum Österreich, und 1806 legte er auf Druck Napoleons die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder, was das Ende dieses Jahrhunderte alten Reiches bedeutete. Das Habsburgerreich bestand als Kaisertum Österreich weiter und wurde 1867 in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umgewandelt.

Der Erste Weltkrieg führte 1918 zum endgültigen Zerfall der Habsburgermonarchie. Nach dem Krieg mussten die Habsburger ihre Kronländer aufgeben, und Österreich-Ungarn zerfiel in mehrere Nachfolgestaaten. Kaiser Karl I., der letzte Herrscher aus dem Hause Habsburg, wurde ins Exil geschickt.

Es gibt kaum eine Familie, die so lange einen so bedeutsamen Einfluss auf die Geschicke der europäischen Staaten ausübte wie die Habsburger.


Die Ptolemäer

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Die Ptolemäer waren eine griechisch-makedonische Herrscherfamilie, die von 305 v. Chr. bis 30 v. Chr. über Ägypten herrschte. Sie wurde von Ptolemaios I. Soter gegründet, einem General Alexanders des Großen. Nach dessen Tod im Jahr 323 v. Chr. übernahm Ptolemaios I. Soter das südliche Teilreich des zerfallenden Alexanderreichs. Nachdem die Diadochenkriege, in denen die Generäle um die Nachfolge kämpften, ihren Lauf genommen hatten, erklärte sich Ptolemaios 305 v. Chr. zum Pharao von Ägypten und begründete damit die ptolemäische Dynastie.

Unter der Herrschaft der Ptolemäer erlebte Ägypten eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Ptolemaios I. und seine Nachfolger förderten die griechische Kultur und machten Alexandria zur Hauptstadt und zu einem der bedeutendsten kulturellen Zentren der Antike. Die Stadt war bekannt für die berühmte Bibliothek von Alexandria und das Museion, eine Forschungs- und Bildungseinrichtung, die Wissenschaftler aus der gesamten hellenistischen Welt anzog.

Die Ptolemäer-Dynastie war jedoch auch durch heftige innere Konflikte gekennzeichnet. Immer wieder kam es zu Thronstreitigkeiten, Machtkämpfen und Morden innerhalb der königlichen Familie, was die Stabilität des Reiches untergrub. Während diese internen Spannungen das Königreich schwächten, wuchs der Einfluss Roms im östlichen Mittelmeerraum. Die Ptolemäer suchten zunehmend Unterstützung bei den Römern, um ihre Macht zu sichern, was zu einer schleichenden Abhängigkeit führte.

Die wohl bekannteste Herrscherin der Dynastie war Kleopatra VII., die letzte Königin aus dem Hause Ptolemaios. Sie bestieg den Thron im Jahr 51 v. Chr. und versuchte, Ägyptens Unabhängigkeit angesichts der wachsenden römischen Dominanz zu bewahren. Mit Julius Cäsar hatte sie einen Sohn, Ptolemaios XV., besser bekannt als Caesarion.

Die endgültige Niederlage der Ptolemäer kam nach der Schlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr., in der Kleopatra und Antonius von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, besiegt wurden. Nach ihrer Niederlage begingen Kleopatra und Marcus Antonius im Jahr 30 v. Chr. Selbstmord. Octavian ließ Caesarion, den letzten legitimen männlichen Erben der ptolemäischen Dynastie und den einzigen Sohn Kleopatras mit Julius Cäsar, ermorden, um jede mögliche Bedrohung seiner eigenen Macht auszuschalten.

Mit dem Tod Caesarions endete die ptolemäische Herrschaft in Ägypten endgültig. Ägypten wurde zur römischen Provinz, und die jahrhundertelange Herrschaft der Ptolemäer fand ihr Ende. Die Dynastie hinterließ jedoch ein bedeutendes kulturelles Erbe, insbesondere in der Verschmelzung griechischer und ägyptischer Traditionen.

Interesse an weiteren Fällen dynastischer Macht? Im ersten Teil wurden die Machtverhältnisse der Familien von Justin und Pierre Trudeau (Kanada), Ilham und Heydər Əliyev (Aserbaidschan) sowie Idriss und Mahamat Déby (Tschad) analysiert. Hier klicken!

Im zweiten Teil waren die politischen Familien Hun (Kambodscha), Sharif (Pakistan) und Gnassingbé (Togo) an der Reihe! Hier klicken!

Jona Thiel, geboren 1999 in Troisdorf (Nordrhein-Westfalen), ist studierter Geschichts- und Politikwissenschaftler. Er publiziert als freier Journalist und fungiert als Sprecher, sowie Autor der Forschungsgruppe "Afrika" des Think Tanks "Kölner Forum für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik". Zudem ist der Historiker als Autor für die Forschungsgruppe "Friedens- und Konfliktforschung" tätig, bis 2025 war er stellvertretender Vorstand des BSH Trier (Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen und ist derzeit für die GIZ tätig. Thiel führt einen Blog, welcher sich primär historischen und außenpolitischen Themen zuwendet (Instagram: @gepo.global).

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