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Al-Qaida

Vom regionalen zum globalen Djihad

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Genese der Al-Qaida

Al-Qaida wurde 1988/89 durch die Idee von Abdullah Yusuf Azzam ins Leben gerufen, der durch eine „stabile Basis“ (al-Qaeda al-Sulbah) eine islamische Avantgarde bilden wollte, um einen langewährenden bewaffneten Djihad zu entzünden. Diese Vorhut der Muslime sollte die Speerspitze des bewaffneten Djihad sein, um eine Bewegung zu initiieren, welche die vollständige Kraft der Umma (weltweite Gemeinschaft der Muslime) entfalten sollte.

Dieses avantgardistische Selbstverständnis und advokatorische Denken ist im Lichte der erfolgreichen Bekämpfung der sowjetischen Besatzung in Afghanistan zu betrachten, die Ende der 1980er Jahre durch die Mudschahhedin mittels Kleinkriegführung (Guerilla) vollendet wurde. Durch dieses Erfolgserlebnis wollten Azzam und Osama bin Laden für die kampferfahrenen Mudschahhedin eine „stabile Basis“ schaffen, um sie in weitere Konflikte des bewaffneten Djihad koordiniert einsetzen zu können. Die ersten Anhänger der Al-Qaida rekrutierten sich einerseits aus der djihadistischen Gruppe Tanzim al-Djihad, die aus der Muslimbruderschaft hervorging und 1981 den ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat tötete. Ihr Vorsitzender zu dieser Zeit war Aiman al-Zawahiri, der ein enger Weggefährte bin Ladens war und die heutige Symbolfigur Al-Qaidas darstellt. Er gehörte wie Azzam zur Muslimbruderschaft. Andererseits rekrutierten sich die Djihadisten aus dem 1984 von Azzam und bin Laden gegründeten Rekrutierungsbüro für die Mudschaheddin (Maktab al-Khidamat al-Mujahidin; MAKM), mit welchem eine organisatorische Koordinierungszentrale und operative Basis geschaffen wurde, die der später gegründeten Al-Qaida von großem Nutzen war. In der Folgezeit leisteten die Anhänger Al-Qaidas einen Treueeid auf bin Laden, der seinerseits die nötigen finanziellen Mittel für den Aufbau von Ausbildungslagern und Gästehäusern zur Verfügung stellte und eine Kommandostruktur mit einem Konsultativrat zur Planung von terroristischen Operationen aufbaute. Aus dieser Struktur entwickelte sich in den 1990er Jahren allmählich eine terroristische Organisation, die bedeutend grenzüberschreitender wurde als es die vorherigen Erscheinungsformen des Terrorismus je waren. Hinzu kommt das übergeordnete Ziel vieler islamischer Fundamentalisten, eine islamische Herrschaftsordnung zu verwirklichen, die letztlich einen universellen Machtanspruch verfolgt.

 

Die Transformationsfähigkeit Al-Qaidas und ihr Weg zu 9/11

Die Entwicklung Al-Qaidas lässt sich in drei verschiedene Transformationsphasen unterteilen, die organisatorische, operative sowie ideologische und strategische Änderungen hervorbrachten, mit welchen eine stetige Wandlungsfähigkeit Al-Qaidas ermöglicht wurde, die ihr letztlich das Überleben sicherte. Der erste Transformationsprozess Al-Qaidas ereignete sich nach der Rückkehr bin Ladens nach Saudi-Arabien Anfang der 1990er Jahre, als der saudische König anlässlich des zweiten Golfkrieges 1990/91 (Operation Desert Storm) US-amerikanische Stützpunkte in Saudi-Arabien zuließ und das Angebot bin Ladens, seine Djihadisten für den Kampf gegen den Irak zur Verfügung zu stellen, ablehnte. Auf der einen Seite stand für Al-Qaida nunmehr das saudische Königshaus im Visier und auf der anderen Seite dessen Verbündeter, die USA, wenngleich zu diesem Zeitpunkt bereits eine ausgeprägte Feindschaft gegenüber dem Staat Israel bestand und die „Befreiung Palästinas“ bis heute einen hohen Stellenwert im Denken der Djihadisten Al-Qaidas und anderer Organisationen besitzt. Durch eine Bekämpfung von US-amerikanischen Einrichtungen sollte die USA dazu bewegt werden, sich aus dem Nahen und Mittleren Osten vollständig zurückzuziehen.

Dieser Strategiewechsel legte das Fundament für die spätere weitere Transnationalisierung des bewaffneten Djihad, weil es fortan galt, US-Amerikaner weltweit anzugreifen und sich in bewaffnete Konflikte einzumischen. Nach der Ausweisung bin Ladens aus Saudi-Arabien verlagerte er seine terroristische Infrastruktur nach Sudan, wo er Ausbildungslager für etwa ein- bis zweitausend Djihadisten errichtete und zugleich wirtschaftlichen Tätigkeiten nachging, die er bis nach Albanien ausweiten konnte, wo er u.a. eine Bank und „karitative“ Vereinigungen gründete, die ihm die Finanzierung der Al-Qaida ermöglichten. Von dort aus gelang es ihm, in Baku, Sarajevo und in Zagreb Büros zur Unterstützung des bewaffneten Djihad einzurichten. Al-Qaida beteiligte sich aktiv am Krieg zwischen Serbien und Bosnien und unterstützte die bosnischen Muslime mithilfe der Third World Relief Agency aus Wien. In dieser Zeit gründete bin Laden zudem den Rat der Islamischen Armee, um mit anderen Djihadisten zu kooperieren, u.a. mit denjenigen aus dem Kaukasus und aus Südostasien. In dieser Zeit entwickelte sich Al-Qaida immer mehr zum Prototyp des transnationalen Terrorismus und nutzte seine Aktivitäten in Albanien und in Bosnien als Einfallstor ins restliche Europa.

In den 1990er Jahren löste der Terrorismus die Kleinkriegführung nach und nach ab, um mittels spektakulären und einschüchternden Anschlägen mit symbolischem Stellenwert einerseits ein hohes Maß an medialer Aufmerksamkeit zu erzeugen und um andererseits die islamischen Massen für den bewaffneten Djihad zu mobilisieren. 1996 folgte durch bin Laden eine offizielle Kriegserklärung an die USA, mit der er zugleich die jungen Muslime in der Welt aufforderte, den bewaffneten Djihad gegen die USA zu richten. Zwischenzeitlich erfolgte 1993 der erste Anschlag auf das World Trade Center in New York. Haupttäter war Ramzi Yusuf, welcher zum Umfeld von Omar Abdel Rahman gehörte. Für die Planung war sein Onkel Khalid Scheich Mohammed mitverantwortlich, der später an der Planung von 9/11 beteiligt war.

Im Zeitraum zwischen 1996 und 1998 durchlief Al-Qaida einen zweiten Transformationsprozess, der auf operativer und organisatorischer Ebene Veränderungen hervorrief und den Weg zu den Anschlägen von 9/11 ebnete. Zum einen musste Al-Qaida den Sudan verlassen, weil der internationale Druck auf die Machtelite des Sudans zunahm. Die von bin Laden seit den 1980er Jahren aufgebauten Kontakte, durch welche er transnationale Bewegungs- und Operationsräume etablierte, verhalfen ihm dabei, einen neuen Unterschlupf zu finden. So fand er in den Taliban Afghanistans treue Verbündete, die ihm freie Hand ließen, seine terroristische Infrastruktur nach Afghanistan zu verlegen und eine neue operative Ausgangsbasis zu schaffen. Zum anderen war Al-Qaida fortan weiterhin bemüht, seine Kooperationsbereitschaft mit anderen djihadistischen Gruppierungen auszubauen, um die gemeinsame Sache vom bewaffneten Djihad voranzutreiben. So formierte sich 1998 mit der Islamischen Kampffront gegen Juden und Kreuzritter eine Art Bündnisverbund mit etwa fünfzehn djihadistischen Organisationen sowie zahlreichen Einzelpersonen.

Durch dieses Kooperationsbemühen erhielt der transnationale Terrorismus einen höheren Wirkungsgrad, da der grenzüberschreitende Bewegungs- und Operationsraum und das Netzwerk bin Ladens weiter ausgebaut werden konnten. Letztlich diente diese Entwicklung einer höheren operativen Reichweite. Nach dem simultanen Anschlag auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania (1998) sowie auf den US-Flugzeugträger USS Cole im Hafen vor Aden (2000) folgte mit der simultanen Anschlagsserie vom 11. September 2001 in den USA der Höhepunkt und Kulminationspunkt dieser zweiten Transformationsphase. Hierdurch gelang es Al-Qaida, die gesamte Weltöffentlichkeit auf ihre Anliegen zu lenken und militärische Gegenreaktionen zu provozieren sowie weitere Sympathisanten für den bewaffneten Djihad zu mobilisieren.

 

Die dritte Transformation Al-Qaidas und ihre drei konzentrischen Kreise

9/11 markierte in der Folgezeit jedoch auch den Beginn einer Zäsur für Al-Qaida selbst, denn durch die militärische Intervention gegen die Taliban-Herrschaft in Afghanistan sowie gegen Ausbildungslager Al-Qaidas war sie gezwungen, ihre Infrastruktur abermals zu verlegen. Bin Laden, al-Zawahiri und viele weitere Djihadisten gelang es, in das Grenzgebiet Pakistans zu fliehen. Indes forderten verschiedene Djihadisten in dieser Zeit, darunter der djihadistische Stratege Abu Musab al-Suri, in Schriften eine organisatorische und strategische Erneuerung der „alten Al-Qaida“, u.a. die Bildung von konspirativen Zellen, um sich dem Druck durch das militärische Engagement des Westens anpassen zu können.

In dieser Zeit begann die dritte Transformation Al-Qaidas, die sich durch eine organisatorische Aufteilung in drei konzentrische Kreise charakterisieren lässt. Der erste Kreis der „neuen Al-Qaida“ umfasst die übrig gebliebene „Führungselite“ mit ihren Symbolfiguren, die Al-Qaida-Mutterorganisation, deren zentrale Aufgabe es seither ist, über ihre Medienplattform As-Sahab (Die Datenwolke) propagandistische Ansprachen zu verbreiten, um weltweit neue Djihadisten anzuwerben. Daneben bemühte sich vor allem bin Laden um weitere Kooperationspartner, mit denen er schriftlichen Kontakt pflegte. Hierzu zählen u.a. die afghanischen und pakistanischen Taliban, das Haqqani-Netzwerk, die Islamische Jihad Union, die Armee des Islam in Gaza und einige andere Organisationen, wie es die beschlagnahmten Dokumente nach der Tötung bin Ladens im pakistanischen Abbotabad belegen. Al-Qaida wurde zum Label eines immer globaler werdenden bewaffneten Djihad und zur Inspirationsquelle für viele weitere Djihadisten. In den folgenden Jahren gründeten sich drei regionale Ableger, die Al-Qaida-Tochterorganisationen, welche den zweiten konzentrischen Kreis bilden. Die militärische Invasion der USA im Irak wurde von bin Laden als „günstige Gelegenheit“ betrachtet, um den bewaffneten Djihad gegen die USA in einem Kernland des Islam zu führen.

Im Oktober 2004 etablierte sich eine Al-Qaida im Irak (AQI) mit Musab al-Zarqawi an der Spitze, der mit äußerst brutalen Anschlägen und Enthauptungen die Weltöffentlichkeit schockierte und einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten anzettelte. Sogar bei bin Laden und al-Zawahiri stießen so manche Gräueltaten al-Zarqawis auf Ablehnung. Den USA gelang es durch ihre neue Strategie der Counterinsurgency (zu Deutsch: Aufstandsbekämpfung) seit 2007, die AQI zu schwächen und al-Zarqawi zu töten. Ein deutscher Unterstützer war Redouane El Habhab, der Gelder für die AQI sammelte und im Januar 2008 zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde. Im Zusammenhang mit der Person al-Zarqawi sind Anschlagsvorbereitungen der Al-Tawhid-Zelle im Jahr 2002 bemerkenswert, weil er vor seiner Zeit bei der AQI an der Spitze der internationalen Gruppierung Al-Tawhid stand, die in Düsseldorf und in Berlin Anschläge auf verschiedene Gaststätten verüben wollte.

Einige Jahre nach der Schwächung der AQI etablierte sich jedoch der „Islamische Staat“ (IS). Während im Irak das Label wechselte, halten sich die beiden anderen Ableger bis heute konstant am Leben, auch wenn der internationale Fokus auf den IS gerichtet ist. Dies sind die Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), die sich im Januar 2009 aus der bereits 2003 gegründeten Al-Qaida in Saudi-Arabien und der 2006 gegründeten Al-Qaida im Jemen formierte, sowie die Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM), welche sich im Januar 2007 aus der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) herausbildete.

Die AQIM profitierte von der djihadistischen Infrastruktur der GSPC, die ihrerseits 1998 aus der 1992 gegründeten GIA hervorgegangen ist und über ein gewisses terroristisches Know-How verfügte, weil ihre Anhänger durch ihren Kampf gegen die algerische Regierung in den 1990er Jahren entsprechende Erfahrungen sammelten. In Europa war die GSPC in der Organisierten Kriminalität aktiv, durch die sie ihre Anschläge finanzierte. 2003 entführte sie in Algerien 32 Touristen, darunter 16 Deutsche, und hatte Verbindungen zur Meliani-Gruppe, die Ende 2000 einen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt verüben wollte.

Bei der AQAP handelt es sich um einen Ableger, der mit einer professionellen Propagandaarbeit und mit einer operativen Reichweite bis in die USA auf sich aufmerksam machte. So hatte ihr erster charismatischer Führer Anwar al-Awlaki, der 2011 durch eine Drohnenrakete ums Leben kam, Kontakte zu den Attentätern von 9/11 und zu Nidal Malik Hasan, welcher als US-Militärpsychiater auf dem US-Stützpunkt Ford Hood ein Blutbad mit dreizehn Todesopfern verursachte (2009). Außerdem wird ihm eine Verbindung zum „Times-Square-Bomber“ Faisal Shahzad nachgesagt. Ob er eine direkte Befehlskompetenz für diese Anschläge hatte, lässt sich nicht belegen, aber als Inspirationsquelle kommt der AQAP zweifelsfrei eine Bedeutung zu. Sie verbreitet über das Internet verschiedene Hochglanzmagazine, in denen der bewaffnete Djihad glorifiziert und verschiedene Attentäter als Märtyrer stilisiert werden. Außerdem finden sich Anweisungen zum Bombenbau. Offenbar führte eine solche Anweisung zu dem versuchten Anschlag auf US-Frachtflugzeuge am 29. Oktober 2010, der durch den AQAP-Anhänger Ibrahim al-Asissi geplant wurde. Ebenso steht der versuchte „Weihnachtsanschlag“ auf eine Passagiermaschine in Detroit im Zusammenhang mit der Mobilisierungsfähigkeit der AQAP, da ihre Führungsperson Fahd al-Quso (wurde 2012 durch eine Drohnenrakete getötet) an der Planung dieses Anschlags beteiligt gewesen war. Durch die militärische Intervention Saudi-Arabiens und seiner Verbündeter seit März 2015 im Jemen beteiligen sich AQAP und IS im Kampf gegen die Huthi-Rebellen.

Neben ihren regionalen Ablegern, die sich das Label Al-Qaida zu Eigen machten, war die Al-Qaida-Mutterorganisation stets um weitere Kooperationspartner bemüht. So erklärte Aiman al-Zawahiri am 9. Februar 2012 beispielsweise den Zusammenschluss der „Al-Shabab“ in Somalia als Al-Qaida zugehörig. Die „al-Nusra“ in Syrien zählt seit ihrer Gründung im Sommer 2011 als verlängerter Arm der Al-Qaida im Kampf gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Ebenso war die Symbolfigur der „Boko Haram“ in Nigeria, Abu Muhammad Abubakar bin Muhammad Shekau, mit der AQIM verbunden und im Frühjahr 2015 erklärte er dem IS seine Treue.

 

Die Bundesrepublik Deutschland als Rekrutierungs- und Operationsraum

Der dritte konzentrische Kreis der „neuen“ Al-Qaida umfasst verschiedene terroristische Zellen, die vor allem im Westen operieren und oftma

ls eine nachweisliche direkte oder indirekte Verbindung zur Al-Qaida besitzen. Oftmals sind diese Personen durch salafistische Netzwerke rekrutiert und durch Al-Qaida inspiriert worden, sich dem bewaffneten Djihad anzuschließen. Zu den indirekten Verbindungen zählen die Anhänger der Kooperationspartner Al-Qaidas wie die der IJU, beispielsweise die Mitglieder der Sauerland-Zelle, und der IBU, z.B. die Bonner Brüder Yassin und Monir Chouka, der Bonner Bekkay Harrach, Bünyamin Erdoğan sowie der deutschstämmige Eric Breininger. Zwischenzeitlich sind bis auf Monir Chouka alle vier ums Leben gekommen.

Ein weiteres Fallbeispiel für die Inspirationskraft der neuen Al-Qaida war beispielsweise das versuchte Attentat von drei Anhängern der eigentlich regional orientierten Ansar al-Islam (AAI, „Helfer des Islam“) aus dem Nordirak auf den damaligen irakischen Ministerpräsidenten bei seinem Besuch in Berlin. Zwischen der AAI und Al-Qaida besteht zwar keine direkte Verbindung, aber eine gewisse ideologische Nähe, da ihr Anführer Mullah Krekar bin Laden verehrt, wenngleich die AAI regionale Ziele im Nordirak verfolgt. Einer der drei Planer des Attentats war Rafik Mohamad Yousef, der nach seiner vorzeitigen Haftentlassung Anfang 2013 am 17. September 2015 eine Polizeibeamtin in Berlin mit einem Messer schwer verletzte.

In der Bundesrepublik Deutschland gab es bereits mit der ersten „Hamburger-Zelle“ um Mohammed Atta, Said Bahaji u.a. direkte Verbindungen zur Al-Qaida, deren Anhänger in der Hamburger al-Quds-Moschee rekrutiert wurden und die Anschläge vom 11. September 2001 planten und umsetzten. In Hamburg formierte sich jedoch Mitte der 2000er Jahre eine weitere Zelle heraus, deren elf Anhänger sich ab 2009 in Pakistan zunächst für kurze Zeit der IBU anschlossen, anschließend jedoch der Al-Qaida. Ihr Anführer Naamen Meziche war seinerseits bereits zuvor in einem Al-Qaida-Camp und hatte Kontakte zur ersten Hamburger-Zelle. Für diese Gruppe, der auch Ahmed Sidiqi und Rami Makanesi angehörten, war Al-Qaida offenbar Inspirationsquelle für ihren Entschluss, in den bewaffneten Djihad zu ziehen. Die Medienplattform Globale Islamische Medienfront (GIMF) hat an der zunehmenden Radikalisierung und Rekrutierung von Djihadisten aus dem deutschsprachigen Raum entscheidenden Anteil, weil sie bis zur ihrer Auflösung 2008 eine intensive Propagandaarbeit über das Internet betrieben hat. Ihr Gründer Mohamad Mahmoud hat inzwischen eine exponierte Position beim IS. Für die GIMF operierte u.a. auch Rene Marc Sepac, der von Aleem Nasir rekrutiert wurde, welcher wiederum mit Sermet Ilgen und Ömer Özdemir 2006 die Nähe zur Al-Qaida suchte und für diese logistisch tätig wurde. Hierfür sind sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zwischenzeitlich verurteilt worden. Ein weiteres Fallbeispiel der direkten Handschrift Al-Qaidas in Deutschland waren die Anschlagsvorbereitungen der Düsseldorfer Al-Qaida-Zelle. Im November 2014 wurden die Mitglieder dieser Zelle um Abdeladim El-Kebir, Jamil S., Amid C. und Halil S. u.a. wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu Haftstrafen verurteilt. El-Kebir erhielt von Younis al-Mauretani, einem Weggefährten bin Ladens, der 2011 durch eine Drohnenrakete ums Leben kam, den Auftrag, in Deutschland einen Anschlag zu verüben, wo sie bereits an dem Bau einer Bombe arbeiteten, wodurch es zum Zugriff der deutschen Sicherheitsbehörden kam. Die bei der versuchten Ergreifung bin Ladens in Abbotabad sichergestellten Dokumente lieferten für diese organisatorische Anbindung die nötigen Beweise.

Dr. Peter Wichmann

 

Lesetipps:

  • Council on Foreign Relations, Al-Qaeda in the Arabian Peninsula (AQAP), 19. Juni 2015.
  • Camille Tawil, Brothers in Arms, The Story of al-Qai`da and the Arab Jihadists, London 2010.
  • The 9/11 Commission Report. Final Report of the National Commission on Terrorists Attacks upon the United States, Washington D.C., August 2004.
  • Peter Wichmann, Al-Qaida und der globale Djihad. Eine vergleichende Betrachtung des transnationalen Terrorismus, Wiesbaden 2014.

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