Auf einen Blick
- Islamistischer Extremismus reicht von gewaltfreien Bewegungen bis hin zu terroristischem Dschihadismus. Alle Formen des Islamismus eint jedoch die Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
- Im Kern zielt die politische Ideologie des Islamismus auf die Umgestaltung von Staat und Gesellschaft auf der Basis von als islamisch deklarierten Werten ab.
- International muss der Kampf gegen islamistischen Terrorismus in dessen Kerngebieten Teil strategischer Ansätze sein, um den Ursachen terroristischer Aktivitäten im Westen zu begegnen.
- Innenpolitisch müssen Politik und Behörden auch langfristige Versuche zur Unterwanderung staatlicher, demokratischer Institutionen frühzeitig erkennen, beobachten und bekämpfen.
- Die Konrad-Adenauer-Stiftung lehnt politischen Extremismus strikt ab. Daher fördern wir die Auseinandersetzung mit dem Phänomenbereich Islamismus und tragen unseren Teil zum Erhalt der Demokratie bei.
Inhalt
1. Begriff und Problemstellung
2. Die islamistische Bedrohung nicht aus den Augen verlieren
3. Auftrag Demokratie! Wir gegen islamistischen Extremismus
4. Unsere Angebote und Projekte zum Thema
5. Publikationen, Veranstaltungen und Medienbeiträge zum Thema
Begriff und Problemstellung
Seit Jahrzehnten diskutiert die Forschung über die Definition und die Bedeutung der Begrifflichkeiten Islamismus und politischer Islam. Hierbei spielt besonders die Abgrenzung von Religion und Politik eine entscheidende Rolle. Das wiederholte Aufleben dieser Diskussion ist direkt abhängig von der weltpolitischen Lage: der wirtschaftlichen und politischen Situation in islamischen Ländern und der aktuellen Gefahr durch den gewaltsamen (dschihadistischen) Islamismus. Die jüngste Debatte stellt die Begriffe „Politischer Islam“ und „Islamismus“ in der Abgrenzung zur Religion Islam gleich. Sie beschreibt sie als eine politische Ideologie oder Bewegung, die auf Umgestaltung von Staat und Gesellschaft auf der Basis von als islamisch deklarierten Werten abzielt (Andreas Jacobs und Annette Ranko).
Islamistische Extremisten stehen – ebenso wie rechtsextremistische und linksextremistische Akteure – außerhalb des gesellschaftlichen Toleranzbereiches und fordern unsere demokratische Gesellschaft und den demokratischen Verfassungsstaat heraus. Islamismus kann in Deutschland der bestehenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechen, indem er sich gegen die im Grundgesetz geregelte Volkssouveränität, die Meinungsfreiheit, die Gleichberechtigung sowie die bestehende Trennung von Staat und Religion richtet (Verfassungsschutzbericht 2020). Dabei reicht das islamistische Spektrum vom gewaltfreien Islamismus – von dem die Gefahr der Unterwanderung demokratischer Institutionen ausgeht – bis hin zum gewaltsamen Islamismus, dem Dschihadismus, der eine terroristische Bedrohung darstellt.
Die islamistische Bedrohung nicht aus den Augen verlieren
Dschihadistische Organisationen wie al-Qaida und der Islamische Staat brachten die islamistische Bedrohung unmittelbar in den Westen – in die USA und nach Europa. Obwohl die internationale Politik und ihre Sicherheitsbehörden spätestens seit den Anschlägen des 11. Septembers stark vom Kampf gegen den islamistischen Terrorismus und seinen Ursprung, den Islamismus geprägt sind, gelang es ihnen nicht, den Terrorismus in seinen Kerngebieten einzudämmen.
Es ist deswegen essenziell für die Sicherheit Deutschlands und Europas, diesen Kampf kontinuierlich weiterzuführen. Im Ausland darf die deutsche Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik die Entwicklungen in den Kerngebieten der Terrororganisationen nicht außer Acht lassen und muss sie in ihren strategischen Ansätzen berücksichtigen, um den Ursachen terroristischer Aktivitäten im Westen zu begegnen.
Zu Hause müssen die Politik und die Behörden aufmerksam bleiben und den gewaltsamen sowie den gewaltfreien Islamismus kontinuierlich beobachten. Dies muss auch dann eine Priorität sein, wenn die öffentliche Bedrohungswahrnehmung durch eine längere Periode ohne terroristische Anschläge oder die steigende Bedrohung durch andere Phänomene des Extremismus wieder abnimmt. Die langfristig angelegte Unterwanderung staatlicher, demokratischer Institutionen durch islamistische Akteure kann einen fruchtbaren Nährboden für terroristische Aktivitäten schaffen, der nicht zu vernachlässigen ist. Zusätzlich muss ein Fokus der Bekämpfungsstrategie auf der Prävention von Radikalisierung vulnerabler Gruppen liegen, um ein Ansteigen des extremistischen Personenpotenzials zu verhindern.
Auftrag Demokratie! Wir gegen islamistischen Extremismus
Als Konrad-Adenauer-Stiftung stehen wir gegen jegliche Formen von Extremismus und richten unsere Arbeit entsprechend aus. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten, Politikerinnen und Politikern, Verbänden, Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern fördern wir die Auseinandersetzung mit dem Phänomenbereich des islamistischen Extremismus und tragen unseren Teil zum Erhalt der Demokratie bei.
Unsere Angebote und Projekte zum Thema
Extremismusprojekt
In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten haben wir in einem umfassenden Extremismusprojekt eine Reihe verschiedener Beiträge aufgesetzt, die über unterschiedlichste Aspekte u. a. auch des islamistischen Extremismus informieren und aufklären sollen.
Grundsätzliches
Im Kapitel „Grundsätzliches“ gehen wir grundsätzlichen Fragen der Definition nach. Stellt sich zunächst die Frage: Was bedeutet überhaupt „Islamismus“ und wie grenzt sich Islamismus von Islam ab? Neben grundsätzlichen Fragen der Begriffsdefinition und ihrer ideengeschichtlichen Einordnung werden auch bestimmte Aspekte innerhalb der politischen Ideologie des Islamismus betrachtet.
Strukturelles
Im Kapitel „Strukturelles“ klären wir über die Breite des Spektrums der islamistischen Gruppierungen auf. Zentrale Fragen, die in den Porträts der einzelnen Gruppierungen und Strömungen beleuchtet werden, sind folgende: Wie sind diese jeweils entstanden? Auf welchen Glaubensgrundsätzen beruht ihr Agieren? Welche Ziele verfolgen sie und mit welchen Mitteln verfolgen sie diese? Und welche Bedeutung ist ihnen national und international beizumessen?
(De-)Radikalisierung
Im Kapitel „(De-)Radikalisierung“ geht es in erster Linie um Radikalisierungsprozesse von Islamisten in Deutschland. Die Motive einer Radikalisierung können politischer, religiöser, soziologischer oder auch psychologischer Art sein. Ebenso sollen hier Präventionsansätze vorgestellt werden: Welche Ansätze werden in Deutschland verfolgt, um Radikalisierung vorzubeugen? Fragen dieser Art beschäftigen zur Zeit den deutschen Staat und die Zivilgesellschaft besonders intensiv.
Kommunikation
Im Kapitel „Kommunikation“ sollen die verschiedenen Kommunikationswege genauer betrachtet werden, derer sich Islamisten zur Durchsetzung ihrer Ziele und zur Propaganda ihrer Ideologie bedienen. Welche Rolle etwa spielt das Internet gerade auch bei der Rekrutierung neuer Dschihadisten? Wie funktionieren die Netzwerkstrukturen in der innerdeutschen salafistischen Szene? Und welche Formen der Kommunikation und Werbung nutzen Salafisten in der deutschen Öffentlichkeit?
Kleines Lexikon des Islamismus
Im „Kleinen Lexikon des Islamismus“ werden Begriffe erklärt, die im islamistischen Sprachgebrauch immer wieder auftauchen. Meist sind dies arabische und in ihrem Ursprung religiöse Begriffe, die von Islamisten auf bestimmte Art und Weise interpretiert und instrumentalisiert werden, etwa als Rechtfertigung für Gewalt. Daneben werden die einflussreichsten Vertreter des islamistischen Gedankenguts porträtiert – Intellektuelle wie Anführer von islamistischen und terroristischen Organisationen.
Publikationsprojekte
Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss gelebt, gepflegt und notfalls auch aktiv verteidigt werden – sei es gegen islamistische Tendenzen oder andere Gefahren. In unseren Publikationsprojekten setzen wir uns mit islamistischen Akteuren, Netzwerken und Sicherheitslagen in besonders gefährdeten Regionen auseinander und diskutieren, welche Auswirkungen dies für unsere Demokratie mit sich bringt und inwiefern deutsche und europäische Interessen beeinträchtigt und gefährdet werden.
„The Deteriorating Security Situation in West Africa“
Die zunehmende Bedrohung durch den islamischen Terrorismus in Westafrika veranlasste die Konrad-Adenauer-Stiftung, gemeinsam mit dem Counter Extremism Project das Projekt „The Deteriorating Security Situation in West Africa“ anzustoßen. Im Rahmen des Projekts analysieren wir in insgesamt zwölf Stategiepapieren und wöchentlichen Social-Media-Reports die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Region und setzen uns mit generellen Fragen rund um die Themen Sicherheit und Terrorismusbekämpfung auseinander. Die Ergebnisse der Analysen münden in konkrete Handlungsempfehlungen für die deutsche und europäische Politik.
Mehr erfahren über „The Deteriorating Security Situation in West Africa“
Wehrhafte Demokratie
Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Frage nach der Wehrhaftigkeit der Demokratie in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses katapultiert. Doch Panzer und Raketen sind nicht die einzige Bedrohung für unsere freie Gesellschaft. Unsere Demokratie ist vielen Gefahren ausgesetzt, mit denen sich unser Essayband und eine große Kampagne beschäftigen.
Mehr erfahren über das Thema „Wehrhafte Demokratie“ oder direkt zum Essayband „Die wehrhafte(re) Demokratie“
Didaktikangebote
Mit den Schüler- und LehrerAkademien unserer DigitalAkademie machen wir Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften ein konkretes Angebot, wenn es um Extremismusprävention im Netz geht.
DigitalAkademie
In der digitalen Welt werden Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler vor enorme Herausforderungen gestellt. Während die Digitalisierung ein großes Potenzial für ungewöhnliche Lehrmethoden und Unterrichtskonzepte und abwechslungsreiche Methoden bereithält, ist das Internet zugleich ein Raum der Unsicherheiten, Fake News und Verführungen.
Vor allem im Internet verbreiten Islamisten ihre Ideen und Ansichten in diversen Formaten wie etwa Videobotschaften und Online-Magazinen in verschiedenen Sprachen. Über Soziale Medien sowie eigene Webseiten und Blogs machen sie ihre Gedanken der weltweiten Öffentlichkeit zugänglich. Im Rahmen unserer Schüler- und LehrerAkademien klären wir über extremistische Methoden im Netz auf, helfen dabei, Extremismus im Netz zu erkennen und geben Lehrerinnen und Lehrern das Rüstzeug an die Hand, um Vorfälle und Erfahrungen mit Extremismus souverän im Unterricht zu thematisieren. Hier finden Sie ein vielfältiges Angebot im Bereich der Extremismusprävention, mit dem wir nicht nur vor derartiger Einflussnahme warnen, sondern generell für das Thema sensibilisieren.
Didaktische Lehrmaterialien für den Unterricht
Auf unserer Lernplattform, dem Adenauer Campus, finden Sie Unterrichtsmaterialien zum Thema Islamismus, mit Arbeitsblättern, interaktiven Grafiken und Medien. Wir laden Lehrkräfte, politisch Interessierte sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen ein, sich mit unseren interaktiven und kostenlosen didaktischen Angeboten näher auseinanderzusetzen.
Arbeitskreis
Seit dem Jahr 2015 ist der Arbeitskreis Terrorismus und Innere Sicherheit ein etabliertes Forum in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er versteht sich als Netzwerk für Expertinnen und Experten zu diesen Thematiken.
Arbeitskreis Terrorismus und Innere Sicherheit
Der inhaltliche Fokus des Arbeitskreises Terrorismus und Innere Sicherheit liegt u. a. besonders auf der Bedrohung durch Extremismus und Terrorismus. Die Mitglieder des Arbeitskreises kommen regelmäßig zusammen, um sich über politische Entwicklungen und aktuelle Problemlagen auszutauschen und Lösungsansätze zu erarbeiten.
Mehr erfahren über den Arbeitskreis Terrorismus und Innere Sicherheit