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Bernhard Winkelheide, Plakat zur Bundestagswahl 1953. Bernhard Winkelheide, Plakat zur Bundestagswahl 1953. © KAS/ACDP 10-001: 489

Bernhard Winkelheide

Maschinenschlosser, Arbeitersekretär, Bundestagsabgeordneter 4. Mai 1908 Recklinghausen 25. November 1988 Recklinghausen
von Stefan Gronimus
Der "Vater des Kindergeldes" galt als einer der profiliertesten Sozialpolitiker seiner Zeit. Mehr als 20 Jahre lang gehörte er dem Deutschen Bundestag an.

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Herkunft und erste berufliche Schritte

Bernhard Winkelheide wurde am 4. Mai 1908 in Recklinghausen im Ruhrgebiet geboren. Sein Vater arbeitete als Verlademeister auf der ortsansässigen Zeche König Ludwig. Er besuchte die Volksschule und absolvierte von 1922 bis 1926 er eine Schlosserlehre, die er mit der Gesellenprüfung beendete. Darauf folgte bis 1929 eine unregelmäßige Tätigkeit als Maschinenschlosser. Anschließend arbeitete er als Sekretär der Werkjugend der katholischen Arbeiterbewegung (KAB) in der Diözese Münster.

Zeit des Nationalsozialismus und Nachkriegsjahre

Die zwangsweise Auflösung der katholischen Arbeitervereine und der Werkjugend durch die Nationalsozialisten wegen „staatsfeindlicher Betätigung“ zwang Winkelheide in die Arbeitslosigkeit. Zuvor hatte die KAB nach der Machtübergabe an die NSDAP auch im Raum Recklinghausen Großwallfahrten ihrer Mitglieder organisiert und die Gleichschaltung in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) abgelehnt. Nach einiger Zeit fand er 1935 wieder Arbeit als Buchvertreter für den Herder Verlag (Freiburg) und den Verlag von Wilhelm Bitter (Recklinghausen). 1936 heiratete er Magda Biermann, mit der er zwei Kinder bekam.

1940 wurde Winkelheide zum Kriegsdienst eingezogen. Er wurde zunächst im Heereskraftfahrpark, dann als Schirrmeister in einer Sturmgeschützabteilung eingesetzt. Gegen Ende des Krieges geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Mai 1946 zurückkehrte. Er arbeitete danach als Diözesansekretär im Bistum Münster sowie zusätzlich als ehrenamtlicher Arbeitersekretär der KAB in Recklinghausen.

Einstieg in die Politik

Zwischen 1947 und 1949 war er, indirekt durch den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt, Mitglied der CDU des Wirtschaftsrates der Bizone. Dies dürfte seiner politischen Karriere, wie auch der zahlreicher anderer Mitglieder des Wirtschaftsrates, einen besonderen Schub gegeben haben.

Bei der ersten Bundestagswahl 1949 zog Winkelheide in das Parlament ein, dem er bis 1972 angehören sollte. Bei den ersten drei Bundestagswahlen gewann er das Direktmandat im Wahlkreis Recklinghausen-Stadt, ab 1961 zog er jeweils über die Landesliste der nordrhein-westfälischen CDU in das Parlament ein. In der ersten Legislaturperiode der Bundesrepublik war er zunächst Mitglied im Sozialausschuss und befasste sich mit Fragen der Baupolitik. Von 1952 bis 1954 war Winkelheide Mitglied des Bundesvorstandes der CDU.

Zeit seiner politischen Tätigkeit engagierte sich Winkelheide besonders für Fragen der Kindergesetzgebung und zählte zu den maßgeblichen Initiatoren des Familien-Lastenausgleichs und des am 14. Oktober 1954 durch den Bundestag verabschiedeten Kindergeldgesetzes. Er setzte aber auch dezidierte Akzente in den Sachgebieten Rentenversicherung und soziale Selbstverwaltung.

Seit 1964 war er zeitweise Mitglied des Vorstands und des Ältestenrats der CDU-Fraktion. Ab 1965 hatte er zudem den Vorsitz der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU inne, in dem ihm Theodor Blank 1969 nachfolgte.

Die Gründung der GCD

Am 31. Oktober 1955 initiierte Winkelheide gemeinsam mit Gleichgesinnten die Gründung der „Gesamtverband der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands“ (CGD). Bereits vorher wurde Winkelheide in Antizipation dieses Schrittes wegen „gewerkschaftsfeindlichem Verhalten“ aus der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) ausgeschlossen. Dies zog wiederum den öffentlichkeitswirksamen Austritt gleich dreier CDU-Bundestagsabgeordneter – Heinrich Voß, Heinrich Wullenhaupt und Johannes Even – aus dem DGB nach sich. Von 1959 bis 1962 war Winkelheide Erster Vorsitzender der CGD.

Am 27. Juni 1959 kam es in Mainz zur Gründung des „Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands“ (CGB). Dieser gewerkschaftliche Dachverband war als Konkurrent zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gedacht und sollte sich durch seinen konfessionellen Schwerpunkt vom DGB unterscheiden. Zudem sollte Vorsorge geleistet werden für den Fall, dass der DGB seine neutrale Positionierung aufgeben würde. In seiner Eröffnungsansprache erhob Winkelheide den Anspruch, „die Illusionen und Dichtungen von der Unwirksamkeit christlicher Gewerkschaften“ zu überwinden. Für den DGB sollte die CGD jedoch „keine echte Konkurrenz“ darstellen, wie die Zeit am 10. April 1964 schrieb.

In den Jahren 1964 bis 1968 fungierte er als Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Von 1965 bis 1972 war Winkelheide Vorsitzender der KAB Westdeutschland und wurde anschließend zu deren Ehrenvorsitzenden ernannt.

Lebensabend im Ruhrgebiet

Nach dem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag zog sich Winkelheide weitestgehend aus dem öffentlichen politischen Leben zurück. Auf der Maikundgebung 1972 im oberbergischen Wipperfürth sagte er: „Arbeit ist mehr als die Addition der Löhne und Gehälter.“ Sie biete dem Menschen eine Möglichkeit, seine schöpferischen Kräfte zu entfalten.

1970 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern folgte 1979.

Am 25. November 1988 starb Bernhard Winkelheide in seinem Geburtsort Recklinghausen. Er blieb vor allem für seine Verdienste um die Einführung des Kindergelds in Erinnerung. Zu seinem 100. Geburtstag erinnerte eine Gedenkveranstaltung in seiner Heimatstadt an einen, wie es in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung hieß, „tiefgläubige[n]“ Menschen und „engagierten CDU-Sozialpolitiker“, dessen Glaube eine integrale Rolle in seinem Leben spielte.

Lebenslauf

  • 1922–1926 Schlosserlehre
  • 1926–1929 Maschinenschlosser
  • 1929–1935 Jugendsekretär der Werkjugend in der Diözese Münster
  • 1940–1946 Kriegsdienst und sowjetische Gefangenschaft
  • 1946–1969 Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) des Bistums Münster
  • 1947–1949 Mitglied des Wirtschaftsrates (CDU)
  • 1949–1972 MdB
  • 1952–1954 Mitglied des CDU-Bundesvorstands
  • 1955 Mitgründer und 1959–1962 Vorsitzender der Christlichen Gewerkschaftsbewegung Deutschlands (CGD)
  • 1964–1968 Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)
  • 1965–1972 Verbandsvorsitzender der KAB Westdeutschlands.

 

Literatur

  • Bernd Haunfelder: Bernhard Winkelheide. In: Ders.: Land und Leute 1946-2006. Ein biographisches Handbuch. Münster 2006, S. 496.
  • Günther Mees: Bernhard Winkelheide. Hammerschlag und Häuserquadern. In: Ders.: Menschen mit Profil. Wegbereiter für die Gegenwart aus dem Bistum Münster. Kevelaer 1990, S. 101–111.
  • Thomas Nikolaus Raabe: Bernhard Winkelheide. Eine biographische Studie zum Verhältnis von Katholischer Arbeiter-Bewegung und Politik. München 1990.

 

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