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Heinz Josef Kiefer Heinz Josef Kiefer © Privat

Heinz Josef Kiefer

Diplom-Volkswirt, Hochschullehrer, Manager Prof. Dr. 19. Mai 1927 Beuthen (Oberschlesien) 30. Juni 2012 Essen
Heinz Josef Kiefer war ein vielseitig gewandter Denker, Mittler und Wegbereiter für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Seine Lebensleistung verbindet wissenschaftlichen Anspruch mit politisch-gesellschaftlicher Wirkung. Er darf zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte in Wissenschaft, Wirtschaft und vor allem in gesellschaftspolitischer Beratung gezählt werden.

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Kindheit und Ausbildung

Heinz Josef Kiefer verbrachte seine Kindheit in Beuthen/Oberschlesien und besuchte von 1938 bis 1943 das Humanistische Hindenburg-Gymnasium. Die Jahre des Zweiten Weltkriegs wurden von Fronteinsatz, Verwundung in den allerletzten Kriegstagen und der folgenden Amputation eines Beins geprägt. Das Abitur absolvierte er nach Kriegsende an der Nicolai-Schule in Leipzig (1945/1946).

 

Studium, Promotion und Familiäres

Ab 1947 begann Kiefer sein Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt und an der Universität Regensburg (Theologie, Philosophie, Geschichte, Staatsrecht). Ab 1948 führte er an der Universität München sein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Staatsrecht fort und schloss als Diplom-Volkswirt ab. 1952 wurde er an der Universität Innsbruck zum Dr. rer. pol. promoviert. Seine Dissertation behandelte das Thema „Optimale Betriebsgrößen der Bergwerke im Ruhrgebiet“.

1953 heiratete er Ilse Buchenberg. Das Paar hatte drei Söhne.

 

Berufliche Stationen und wissenschaftliches Wirken

Von 1952 bis 1972 Tätigkeiten bei der Deutschen Kohlen- und Bergbauleitung (DKBL) in Essen, später Verantwortung in leitender Position und schließlich im Vorstand der Bauwirtschaftsgruppe bei der Rheinstahl AG.

Ab 1972, nach dem Ausscheiden aus dem Vorstand der Rheinstahl AG, engagierte sich Kiefer zunächst in der Beratung und in der Aufsichtsebene von katholischen Medienunternehmen, u.a. als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Weltbild-Gruppe, Augsburg. Dann  gründete Kiefer gemeinsam mit dem Essener Bischof Franz Hengsbach, Johannes C. Papalekas (Lehrstuhl für Sozologie an der Ruhr-Universität Bochum) und Arno Jochums (Vorsitzendes des Essener Unternehmerverbandes), das Ruhrinstitut für gesellschaftspolitische Forschung und Bildung e.V. , dessen Ziele die wissenschaftliche Forschung, interdisziplinäre Beratung sowie gesellschaftliche Dialogformate im Ruhrgebiet waren. Gründung von aktiven Gesprächskreisen für Führungskräfte in insgesamt 10 Städten des Ruhrgebiets.

1978 erfolgte die Ernennung zum a.o. Professor an der Universität von Navarra in Pamplona und seitdem dort regelmäßige Lehrveranstaltungen zu Medienökonomie und - strategie

In seiner Zeit als Vorsitzender des Vorstandes für gesellschaftspolitische Forschung und Bildung sowie als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Ruhrinstituts wurde Kiefer zu einem gefragten Ratgeber in der Politik und dort insbesondere der CDU, der katholischen Kirche und der Wirtschaft.

Ab 1972 beriet er die CDU-Fraktionsvorsitzenden Nordrhein-Westfalens, und dabei besonders intensiv Heinrich Köppler, sowie zahlreiche Entscheidungsträger in Politik, Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft.

Er pflegte vielfältige und regelmäßige Kontakte durch Besuche und ausführliche Korrespondenz, u.a. mit Wolfgang Bergsdorf (Leiter Abteilung Inland im Bundespresseamt), Rainer Barzel, Philipp Jenninger, Bernhard Worms, Christian Schwarz-Schilling, Hans Filbinger, Theo Waigel.

Im kirchlichen Bereich stand er im ständigen Austausch mit Bischof Franz Hengsbach (Essen), war Mitglied im Beraterkreis des Augsburger Bischofs Josef Stimpfle sowie des Paderborner Erzbischofs Kardinal Jäger.

In der Wirtschaft zählten u.a. der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank AG, Wilhelm Christians, Reinhard Mohn (Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG) sowie die Vorstände aller führenden Bergbauunternehmen im Ruhrgebiet zu seinen regelmäßigen Gesprächspartnern.

Arbeits- und Studienreisen führten Kiefer in zahlreiche europäische Staaten, nach Südafrika und jährlich in die USA und in den Vatikan.

Insbesondere förderte er den Dialog zwischen jüdischen und deutschen Persönlichkeiten.

In den 1980er Jahren war er als Berater der südafrikanischen Regierung sowie der Universität Zulu-Land tätig (Gründung einer Fakultät für Maschinenbau).

Er engagierte sich in verschiedenen trilateralen europapolitischen Netzwerken.

 

Wissenschaftliche, publizistische und ehrenamtliche Tätigkeit

  • Mitbegründer des Arbeitskreises für Medienökonomie (1988), gemeinsam mit Prof. Dr. Florian Fleck (Universität Fribourg).
  • Herausgeber der Vierteljahresreihe Zeitschrift „Mitteilungen“ des Ruhrinstituts sowie einer eigenen Buchreihe.
  • Initiator zahlreicher Seminare und Kolloquien zu aktuellen medien- und gesellschaftspolitischen Fragestellungen.
  • Initiator von insgesamt neun öffentlichen „Medienkolloquien“, viel besuchte Podiumsdiskussionen zu aktuellen medienpolitischen Fragestellungen.
  • Er initiierte vier öffentliche „Revierforen“ mit Fokus auf eine zunehmend stärkere eigene Interessenwahrnehmung des Ruhrgebiets.
  • Gründung und Mitarbeit in Arbeitsgruppen zu Politikberatung und Regionalentwicklung in NRW und Schlesien.
  • 2000 regte er den „Wilhelm Weber-Preis“ zur Förderung christlicher Gesellschaftslehre an.

 

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1972 Aufnahme in den Ritterorden zum Heiligen Grab Jerusalem
  • 1989 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Literatur

  •  Verantwortung und Klarheit in bedrängter Zeit. Festschrift zum 60. Geburtstag. Hg. von Florian Fleck und Herbert Kremp. Würzburg 1988.
  •  Strategisches Denken. Festschrift zum 70. Geburtstag. Hg. von Eckart Pankoke, Eberhard Steinmetz, Joachim Starbatty, Markus Kiefer.  Aachen 1997.

 

Markus Kiefer

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