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Veranstaltungsberichte

Gewalt als Mittel der Politik? Die 68er und die Folgen

Eine Bilanz der Darmstädter und Gießener Gespräche

„Wir haben uns an den Einsatz von Gewalt in der Politik gewöhnt. Das ist sicherlich die wichtigste Wirkung von 1968.“ Sven Felix Kellerhoff, leitender Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte der Tageszeitungen „Die Welt“ und „Berliner Morgenpost“ bedauerte, dass viele Bürger, die etwa während des G8-Gipfels in Heiligendamm von ihrem Recht, friedlich zu demonstrieren, Gebrauch machten, gewalttätige Gruppen in ihrem Umfeld duldeten.

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Sven Felix Kellerhoff (Foto: Christine Leuchtenmüller)

Der Journalist warnte allerdings davor, Kausalbeziehungen zwischen den Demonstrationen von SDS-Mitgliedern und den Morden der ‚Rote Armee Fraktion’ herzustellen: „Es gibt Verbindungen, die man jedoch nicht überstrapazieren soll. Die RAF war keine direkte Folge von 1968.“ So habe Andreas Baader, einer der Gründer der RAF, aus seiner Verachtung für die Demonstrationen von Studenten keinen Hehl gemacht. Kellerhoff zitierte Baader, der 1977 in Stammheim Selbstmord verübt hatte, mit den Worten: „Die quatschen, und ich bring’s.“

Kellerhoff schilderte die Ereignisse der „von Mythen umrankten Jahre“ 1967 und 1968. Der Historiker präsentierte Zeitungsartikel und Pressefotos, um etwa „den völlig danebengegangenen Polizeieinsatz“ während des Schah-Besuchs und den Tod des „friedlichen Demonstranten“ Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 zu erläutern.

1968 habe sich keineswegs eine ganze Generation gegen eine als rückständig verachtete politische Ordnung der Bundesrepublik erhoben: „In keiner deutschen Stadt haben die 68er mehr als 20 000 Menschen auf die Straße gebracht.“ Kellerhoff warnte zudem vor romantischen Betrachtungen der politischen Ideen Rudi Dutschkes, den etwa Walter Jens 1981 als friedliebenden „jesuanischen Menschen“ gepriesen habe: Dutschke habe wiederholt seine Bereitschaft erklärt, “mit der Waffe in der Hand zu kämpfen“ gegen die freiheitliche Ordnung der Bundesrepublik.

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