Seit der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen im August 2020 haben sich die Beziehungen zwischen Israel und den Unterzeichnerstaaten in zahlreichen Bereichen vertieft – etwa durch bahnbrechende Foren und Gipfeltreffen, hochrangige diplomatische Besuche sowie gemeinsame Initiativen, die Investoren, Fachleute und Wissenschaftler aus der gesamten Region zusammengebracht haben.
Die Abraham-Abkommen haben sich trotz der geopolitischen Spannungen infolge des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober und der Kämpfe im Gazastreifen als stabil erwiesen. Tatsächlich sank Israels gesamter Außenhandel im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 18 %, während der Handel mit den Unterzeichnerstaaten der Abraham-Abkommen deutlich moderater – um etwa 4 % – zurückging. Der Erholungstrend setzte sich 2024 fort, mit einer Zunahme wirtschaftlicher Kooperationen und einer Ausweitung der Beziehungen in vielen Bereichen. Eine sektorale Aufschlüsselung der israelischen Exporte zeigt, dass der Verteidigungssektor den Großteil der wirtschaftlichen Aktivitäten mit den Ländern der Abraham-Abkommen ausmacht, insbesondere durch den Export von Raketen, unbemannten Luftfahrzeugen (UAVs) und Luftabwehrsystemen.
Neben den vorrangigen Verteidigungs- und Sicherheitsbedürfnissen messen die Länder der Region der Bewältigung akuter Herausforderungen in den Bereichen Wasserknappheit, Ernährungssicherheit und Verbesserung der öffentlichen Gesundheitssysteme zunehmend Bedeutung bei – als integraler Bestandteil ihrer nationalen Entwicklungspläne:
- Im Bereich Wasser kämpfen die Länder der Region mit der Übernutzung von Süßwasserquellen, einem Mangel an Recycling und einem nur teilweisen Zugang zu sauberem Wasser. Israel bietet bewährte Lösungen in den Bereichen Meerwasserentsalzung, Abwasserrecycling, intelligentes Wassermanagement und datengestützte Prognosetechnologien.
- Im Bereich Ernährung besteht eine hohe Abhängigkeit von Importen, verbunden mit dem Wunsch, eine nachhaltige lokale Produktion zu stärken. Israel verfügt über einzigartiges Know-how in Wüstenlandwirtschaft, präziser Bewässerung, fortschrittlichen Anbautechnologien und Food-Tech-Lösungen.
- Im Bereich Gesundheitswesen führen relativ hohe Krankheitsraten, Ungleichheiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung in Randregionen und ein wachsender Bedarf an personalisierten Gesundheitslösungen zu zahlreichen Chancen für Israel, das in Bereichen wie digitaler Medizin, Telemedizin, genetischer Datenanalyse und Bioinformatik zu den Innovationsführern zählt.
Der vorliegende Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Bedürfnisse und Herausforderungen der Länder der Abraham-Abkommen (Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan) sowie Saudi-Arabiens in den Bereichen Wasser, Ernährung und Gesundheitswesen. Er enthält außerdem zentrale politische Maßnahmen und Regierungsprogramme im Lichte der nationalen Visionen und Strategien dieser Staaten sowie eine Analyse ihrer Leistungen anhand ausgewählter Indikatoren aus den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. Auf Grundlage dieser Analyse zielt der Artikel darauf ab, das inhärente Potenzial israelischer Innovation in diesen Bereichen zu bewerten und aufzuzeigen, wie Israel dieses Potenzial nutzen kann, um die Zusammenarbeit – sowohl bilateral als auch im Rahmen multilateraler Initiativen – zu vertiefen und so die Abraham-Abkommen zu stärken und auszuweiten.
Deutschland, das führende europäische Land bei der Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und ein starker Befürworter regionaler Integration im Nahen Osten, kann gemeinsam mit der Europäischen Union, die bereits eine strategische Partnerschaft mit den Golfstaaten aufgebaut hat, eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung und Förderung dieses Prozesses spielen. Eine trilaterale Partnerschaft zwischen Israel, den Golfstaaten und Deutschland bzw. der EU könnte zu einem bedeutenden Motor für Stabilität, Innovation und nachhaltige Entwicklung in der Region werden.