Israel befindet sich aktuell in einer schwierigen Lage. Die Freude über die Rückkehr der 20 noch lebenden Geiseln aus den Händen der Hamas war im ganzen Land zu spüren. Die fragile Waffenruhe weckt Hoffnungen. Gleichzeitig ist unklar, ob die Hamas wirklich die Waffen niederlegt, damit ob der Krieg wirklich endet. Inmitten dieser politischen und sicherheitspolitischen herausfordernden Situation in Israel, die die innergesellschaftlichen Spannungen weiter verstärkt, besuchte Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag und früherer Innensenator der Hansestadt Bremen, vom 18. bis 23. Oktober 2025 Israel und die Palästinensischen Gebiete. Die Reise führte ihn unter anderem nach Tel Aviv, zum Militärstützpunkt in Tel Nof, nach Jerusalem und in den Süden Israels. Die verschiedenen Orte boten einen eindrücklichen Einblick in die sicherheits- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen, mit denen Israel und die gesamte Region fast zwei Jahre nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 weiterhin konfrontiert ist. Besonders beim Besuch des Geländes des Nova-Festivals und des Kibbutz Nir Oz, begleitet von Überlebenden des 7. Oktobers, ehemaligen Geiseln und Angehörigen, wurde das Ausmaß der Zerstörung und das tiefsitzende Trauma in Israel deutlich spürbar.
Regionale Dynamiken
In zahlreichen Hintergrundgesprächen – unter anderem mit Mitgliedern der Knesset, Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft, Diplomaten sowie Think-Tank-Experten – wurde klar, dass Israel sich weiterhin in einem langwierigen Konflikt befindet, der das Land auf Jahre bestimmen wird. Neben den hoffnungsvollen, aber sehr volatilen Entwicklungen im Gazastreifen wurden vor allem die aktuellen Entwicklungen in Israels Nachbarstaaten. Welche Rolle die Hisbollah im Libanon spielen wird, bleibt unklar. Die Gefahr durch das iranische Atomprogramm wird nach wie vor als hoch eingeschätzt.
Polarisierte Gesellschaft
Zwei Jahre Krieg in Gaza und die vielen verschiedenen regionalen Krisen haben in der israelischen Gesellschaft tiefe Spuren hinterlassen. Beim Austausch mit Experten wurde deutlich, dass der Dialog zwischen Juden und Muslimen seit dem Angriff der Hamas stark abgenommen hat. Auch Christen geraten in Israel zunehmend unter Druck. Die Gespräche zeigten, wie groß die Gräben innerhalb der Gesellschaft sind und welche immensen Aufgaben Israel vor sich hat, wenn es geling, den Krieg in Gaza dauerhaft zu beenden.
Deutsch-israelische Beziehungen
Ein weiteres Thema waren die Deutsch-Israelischen Beziehungen. Dabei wurde klar, wie eng beide Staaten in Fragen von Sicherheit und Verteidigung kooperieren, selbst nach der Entscheidung der Bundesregierung, künftig keine Waffen mit Gaza-Bezug an Israel zu liefern. Vielfach wurde deutlich, wie viel beide Staaten voneinander lernen und welches Potential in gemeinsamen Wirtschafts- und Verteidigungsprojekten liegt. Vor allem die Gespräche mit Diplomaten und Unternehmensvertretern unterstrichen, wie relevant die engen bilateralen Beziehungen in der aktuellen Lage sind – vor allem 60 Jahre nach der Etablierung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Dialog und Verantwortung
Der Besuch von Thomas Röwekamp machte deutlich, wie tiefgreifend die Folgen des Angriffs vom 7. Oktober 2023 Israel verändert haben – politisch, gesellschaftlich und sicherheitspolitisch. Durch seine Gespräche mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wurde klar: Inmitten der aktuellen Umbruchsphase, geprägt von viel Unsicherheit, bleibt der Dialog ein wichtiges Element, um Unsicherheiten zu begegnen und Stabilität in der Region zu fördern.