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Veranstaltungsberichte

Abfallentsorgung und Trinkwasserschutz

Eine gemeinsame Herausforderung für Palästinenser und Israelis

Am 20. Februar 2013 organisierten die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel und das Israel/Palestine Center for Research and Information (IPCRI) gemeinsam ein Studien- und Informationsprogramm für israelische Umweltaktivisten durch das Westjordanland, um dort über die ökologische Situation vor Ort aufzuklären. Im Mittelpunkt der Besichtigungen standen die zum Teil alarmierenden Wasser- und Abfallentsorgungsprobleme, aber auch kooperative Lösungsansätze.

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Im Herbst vergangenen Jahres hatten die KAS Israel und das IPCRI eine Gruppe israelischer und palästinensischer Umweltaktivisten zusammengebracht, um über gemeinsame Probleme und Gefahren im Umweltbereich sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu diskutieren.

Die Teilnehmer der dreitägigen Veranstaltung kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass daran gearbeitet werden müsse, das Bewusstsein der israelischen Umweltaktivisten für die Umweltproblematik in den palästinensischen Gebieten zu schärfen. Besonders wichtig sei es, Verbindungen und Zusammenhänge zwischen Umweltschäden in Israel und den Palästinensischen Gebieten aufzuzeigen.

Infolge dieser Erkenntnis organisierten die KAS Israel und IPCRI im März 2013 gemeinsam ein Studien- und Informationsprogramm für israelische Umweltaktivisten durch das Westjordanland, um dort über die Situation vor Ort aufzuklären. Im Mittelpunkt der Tour, die von zwei palästinensischen Vertretern einer wichtigen Umwelt-NGO geführt wurde, standen Wasser- und Abfallentsorgungsprobleme.

Der Teilnehmerschaft, die sich aus Studenten der Umweltstudien, Mitarbeitern großer Umwelt-NGOs, Journalisten und Akademikern zusammensetzte, wurden verschiedene Orte zwischen Bethlehem und Hebron gezeigt, die beispielhaft einen Überblick über die Situation in den Wasser- und Abfallsektoren geben sollten. Dabei wurden verbesserungsbedürftige, bisweilen sogar schockierende Zustände aufgezeigt, aber auch vorbildhafte und hochmoderne Beispiele vorgeführt.

Abfallentsorgung in den Palästinensischen Gebieten: Best Practice vs. Entsorgungsanarchie

Zu Anfang der Veranstaltung wurden verschiedene illegale Müllentsorgungsstellen besichtigt. Hierzu erklärte einer der Referenten, dass Müllfahrzeuge sowohl israelischen als auch palästinensischen Ursprungs dabei beobachtet würden, wie sie Bauschutt und andere Abfälle illegal ablüden. Die Anzahl der israelischen Müllfahrzeuge habe sich erhöht, seit in Israel Gebühren für Müllentsorgung erhoben würden. Um diese Gebühren, die die Verringerung des Abfallvolumens zum Ziel hatten, zu umgehen, brächten manche Unternehmer den Müll zu illegalen Abladeplätzen im Westjordanland. Damit habe eine Gesetzgebung, die auf den Schutz der Umwelt abzielte, unbeabsichtigt den gegenteiligen Effekt. In illegalen Müllentsorgungsstellen gebe es keinerlei Schutzvorrichtungen, um beispielsweise zu verhindern, dass Giftstoffe in das Grundwasser durchsickerten. Von Mülltrennung und Sondermüllbehandlung könne ohnehin keine Rede sein.

Einer der Referenten bedauerte, dass vonseiten der Behörden nicht effizient gegen die Umweltverstöße vorgegangen werde. Dabei stehe nicht zuletzt auch eine Unklarheit bei den Kompetenzen zwischen israelischer und palästinensischer Seite im Weg. Generell träten in den Palästinensischen Gebieten Umweltprobleme in Anbetracht der Herausforderungen des Alltags oft in den Hintergrund. Viele Palästinenser seien in erster Linie darauf bedacht „über die Runden zu kommen“.

Ein weiteres Problem im Bereich der Müllentsorgung sei die illegale Müllverbrennung, die in den Palästinensischen Gebieten vielerorts praktiziert würde und sehr negative Auswirkungen auf die Luftqualität habe. In diesem Bereich bedürfe es Anstrengungen im Bildungssektor, um unter der palästinensischen Bevölkerung ein Bewusstsein für die dadurch entstehenden Gesundheitsrisiken zu fördern.

Die Umweltaktivisten besichtigten im Anschluss eine sich noch im Bau befindliche Mülldeponie südlich von Bethlehem, die als Vorzeigebeispiel für die Behandlung fester Abfälle gilt. Das Gemeinschaftsprojekt verschiedener internationaler Institutionen solle internationalen Umwelt- und Gesundheitsstandards entsprechen und gehe mit Programmen zur Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zur Weiterbildung einher. Im Gegenzug sollten mehrere Mülldeponien geschlossen werden, die als besonders umwelt- und gesundheitsgefährdend gelten.

Dies stellte die Verbindung zum nächsten Programmpunkt dar - der Besichtigung einer Mülldeponie in der Nähe Hebrons (Yatta). Die Stätte sei ursprünglich ein illegaler Abladeplatz gewesen, der jedoch geduldet worden und daher inzwischen „institutionalisiert“ sei. Dort lüden täglich palästinensische Müllfahrzeuge wie auch Müllabfuhren aus den jüdischen Siedlungen im Westjordanland ihre Abfälle ab. Die Teilnehmer des Studien- und Informationsprogramm sahen dutzende Kinder, Jugendliche und Männer, wie sie die ankommenden Müllfahrzeuge im Empfang nahmen, um die neuen Ladungen nach Metallen und anderem wiederverwertbaren Material zu durchsuchen. Dabei waren die Arbeiter den oft giftigen Inhalten der Abfalltransporter weitgehend schutzlos ausgesetzt. Nur wenige trugen Schutzkleidung wie Atemschutz oder Handschuhe. Und doch bedeute, so die Referenten, diese Arbeit das einzige Einkommen für diese Menschen, die es dringend benötigten, um ihre Familien zu ernähren. Die Eröffnung der neuen Mülldeponie bei Bethlehem und die dadurch erfolgende Schließung der Yatta-Deponie stelle die Arbeiter vor große Herausforderungen. Daher werde versucht, einen Teil dieser Menschen in die Arbeit an der neuen Deponie einzugliedern.

Wasseraufbereitung und Wasserversorgung

Um über die Wassersituation in den Palästinensischen Gebieten aufzuklären, führte die Tour bspw. in eine Gemeinde, die über kein Abwassersystem verfügt und daher ihre Abwässer ungeklärt ableitet. Im Westjordanland gebe es mehrere solche Gemeinden, deren ungeklärte Abwässer in fließende Gewässer oder Täler geleitet würden. Dies habe gravierende Auswirkungen auf die Wasserqualität. Da einige Flüsse und Bäche aus dem Westjordanland nach Israel führten, betreffe dies folglich auch die israelische Umwelt.

In einigen Gemeinden sei die Wasserzufuhr zudem strikt rationiert. Dort erhielten die Haushalte im Winter nur ein Mal pro Woche Wasser geliefert, um ihre Wassertanks zu füllen. Diese Lieferungen gingen allerdings im Sommer weiter zurück und würden nur ein Mal in zwei Wochen ausgeführt. Wasser sei ferner sehr teuer in den Palästinensischen Gebieten.

Im Rahmen des Studien- und Informationsprogramms wurde ersichtlich, dass eine stärkere und effizientere Zusammenarbeit zwischen den israelischen und palästinensischen Behörden in Umweltfragen unabdinglich ist. Luftbelastung und Wasserverschmutzung machen keinen Halt an Grenzen und müssen daher in koordinierter, gemeinsamer Anstrengung auf beiden Seiten der grünen Linie in Angriff genommen werden. Während verunreinigte Gewässer von den Palästinensischen Gebieten nach Israel fließen, finden israelische Abfälle ihren Weg zur oft illegalen Entsorgung in die Palästinensischen Gebiete. Durch ein gemeinsames Vorgehen gegen Umweltsünder könnten schwerwiegende Gesundheitsrisiken gelindert, wenn nicht gar vermieden werden.

Die Teilnehmer des Studien- und Informationsprogramms zeigten sich bestürzt über die herrschenden Zustände, die sie bspw. in den illegalen Müllentsorgungsstätten sahen. Besonders frustrierend sei die Tatsache, dass auch israelische Unternehmen an dieser illegalen Praxis beteiligt seien. Einige Teilnehmer kündigten an, über die Organisationen, denen sie angehörten, an diesen Zuständen zu arbeiten. Generell wollten die Teilnehmer die neu gewonnenen Informationen nutzen, um mehr Aufklärungsarbeit zu leisten und für mehr grenzübergreifende Zusammenarbeit im Umweltsektor zu werben.

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Landfill: Best Practice IPCRI
Landfill: Worst Practice IPCRI

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