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Veranstaltungsberichte

Ideale Zeit für einen Israel-Besuch

von Dr. Nadine Carlson (geb. Mensel)
Die Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen, Christine Lieberknecht, besuchte vom 27. bis 30. Dezember 2011 Israel und die Palästinensischen Gebiete. Eine ihrer Stationen führte sie in die Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg. Von Vertretern verschiedener christlicher Gemeinden erfuhr sie dort Aufschlussreiches über deren Arbeit im Heiligen Land.

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Zum Gesprächskreis am 29. Dezember auf dem Ölberg hatten Pfarrerin Ulrike Wohlrab und Pfarrer Michael Wohlrab sowie die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel eingeladen. Die Ministerpräsidentin, die von 1984 bis 1990 als Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Weimar tätig war, wollte bei ihrem Israel-Besuch die Gelegenheit wahrnehmen, mehr über die Situation der Christen in Israel und im Heiligen Land zu erfahren.

In ihren einführenden Worten machte Frau Lieberknecht deutlich, dass es kaum eine idealere Zeit für eine solche Reise gäbe als die Weihnachtszeit. Es sei die Zeit, in der die Verantwortung für Versöhnung besonders offenkundig werde. Zu den Aufgaben der Christen gehöre es, in den Dialog mit anderen Religionen zu treten, das Gespräch zu suchen und auch zu fordern. Mit Blick auf den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Juden und Arabern sollten weiterhin alle Chancen der Vermittlung genutzt werden, selbst wenn für den Moment Stillstand und Aussichtslosigkeit das Bild im Nahen Osten bestimmten.

Den Gesprächskreis eröffnete der Pastor der arabisch-sprachigen evangelischen Gemeinde in Jerusalem, Ibrahim Azar. Seine Arbeit konzentriert sich v.a. auf Bethlehem, Bei Jalla und Beit Sahour, wo er ca. 2.000 Gemeindemitglieder betreut. Pastor Azar wies auf die jahrhundertelange gegenseitige Akzeptanz von Muslimen und Christen hin, wünschte sich aber genauso ein verstärktes Miteinander. Denn was das Leben sowohl muslimischer als auch christlicher Palästinenser am meisten einschränken würde, wäre der Status der Besatzung. Fehlende Passierscheine, Reisedokumente und das durch den Bau der Mauer bedingte Sicherheitsregime führten zu harten Einschnitten in das alltägliche Leben. Weil christliche Palästinenser zur gut ausgebildeten Bevölkerungsschicht zählen, jedoch für ihre Qualifikation entsprechende Arbeitsangebote rar sind, emigrierten immer mehr von ihnen. Pastor Azar sieht es daher als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, Mittel und Wege zu finden, diese Auswanderung einzudämmen.

Klaus Schmitz, Direktor der deutschen Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem, bestätigte die Beobachtung seines Vorredners. Seine Schule – an der arabischen Mädchen das Abitur ablegen können und wo u.a. nach thüringischem Lehrplan unterrichtet wird – trage eine besondere Verantwortung. Denn einerseits schafft die Schmidt-Schule ein hervorragendes Bildungsangebot. Andererseits sind diese Anstrengungen nur nachhaltig, wenn die Absolventinnen tatsächlich im Land blieben und eine wirtschaftliche Perspektive vorfänden.

Die umfassenden Aktivitäten des Benediktiner-Ordens beleuchtete anschließend Bruder Nikodemus. In der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg leben gegenwärtig 21 Mönche, die in der praktischen Friedensarbeit, sozialkaritativ und genauso wissenschaftlich aktiv sind. Zum Beispiel unterhalten die Benediktiner eine Begegnungsstätte für Menschen mit Behinderungen. Während für sie die konfessionelle Zugehörigkeit überhaupt keine Rolle spiele, müssten manche Betreuer erst Berührungsängste untereinander überwinden. Wenn also Situationen entstehen, in denen man einander schwer ausweichen könne, sie die bewusst hervorgerufene Konfrontation genau ein probates Mittel, Wege der Verständigung aufzuzeigen.

Am Ende der Gesprächsrunde zeigte sich die Ministerpräsidentin Lieberknecht sichtlich bewegt von den Schilderungen der Teilnehmer. Sie verstehe diese dieser Reise auch als Anreiz, aktiver auf die Situation der Christen im Nahen Osten aufmerksam zu machen und jeden dazu zu ermuntern, das Heilige Land und Israel selbst zu erkunden. Dem Pfarrerehepaar Wohlrab und der Konrad-Adenauer-Stiftung Israel, vertreten durch Nadine Mensel, galt ihr herzlicher Dank, dass sie derartige Zusammenkünfte ermöglichen und so fortwährend für offene Kanäle des interreligiösen Dialogs eintreten.

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