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Veranstaltungsberichte

Integration und Bildung als Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum

Jährliche Jüdisch-Arabische Wirtschaftskonferenz in Herzliya

„The sky is the limit.“ Mit diesen Worten kommentierte Orni Petrushka, Wirtschaftsvertreter aus der Hi-Tech-Branche die Chancen der israelischen Wirtschaft. In der Tat befindet sich diese seit 2003 in einem kräftigen Aufschwung. Das Wirtschaftswachstum beträgt jährlich 5 Prozent und die Inflation ist gering. Auch kann Israel seit dieser Zeit einen Handelsbilanzüberschuss vorweisen.

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Diese Entwicklung täuscht jedoch über immer noch existierende Probleme hinweg. Darin waren sich alle Redner auf der Konferenz, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit ihrem Partner, dem CJAED, am 13. November abgehalten wurde, einig.

Der Chef der Israelischen Nationalbank, Stanley Fischer, hob hervor, dass nach wie vor ein Großteil der israelischen Araber sowie der orthodoxen Juden nicht am Arbeitsmarkt teilnähmen. Folglich liege die Armutsquote in diesen Gruppen bei über 50%. Besonders alarmierend sei der mit 93% sehr hohe Anteil der nicht arbeitenden arabischen Frauen. Hier gebe es zwar seit geraumer Zeit eine positive Entwicklung, aufgrund ihrer schlechten Bildung hätten aber selbst arbeitswillige Frauen große Probleme Arbeit zu finden. Neben dem schlechten Bildungssystem seien weiterhin die zu niedrigen Löhne ein grundlegendes Problem in Israel. Um die Wirtschaft in den Zeiten der Globalisierung nachhaltig zu stärken, sei die Lösung dieser Probleme essentiell für das Überleben der israelischen Gesellschaft, so Fischer.

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Stanley Fischer, Chef der Israelischen Nationalbank.

Das Thema Bildung griff auch Samer Nachly, ein israelisch-arabischer Wirtschaftsvertreter, in seiner sehr engagierten Rede auf. Schon in der Grundschule sollten erste Einblicke in die Wirtschaft vermittelt werden. Zudem forderte er gleiche Bedingungen für arabische und jüdische Israelis. Israelische Araber hätten in der Geschichte mit immer neuen Einwanderungswellen zu kämpfen gehabt und seien dadurch in der Entwicklung immer wieder zurückgeworfen worden. Er kritisierte außerdem, dass israelische Firmen lieber Inder einstellen würden, als auf Araber zu setzen.

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Diskussionsrunde während der Konferenz.

Eine unterschiedliche Behandlung des arabischen Sektors forderte Oskar Abu Rizek von Price Waterhouse Cooper. Privatisierung und freie Marktwirtschaft seien wichtig, jedoch nur auf bereits entwickelte Märkte wie den jüdischen Sektor anwendbar. Für den arabischen Sektor forderte er ein Eingreifen der Politik mit Gesetzen, die vor allem die Kreditvergabe und die Übernahme von Bürgschaften erleichtern sollten.

Mit Spannung erwartet wurden die Auftritte von Minister Ghaleb Majadele, Minister für Wissenschaft, Kultur und Sport, sowie des Innenministers Meir Sheetrit. Minister Majadele, der erste Arabische Minister in einer israelischen Regierung, sprach vor allem die große Armut der arabischen Bevölkerung an. Deren Überwindung sei von nationalem Interesse. Dazu bedürfe es einer Integration besonders der arabischen Frauen in die israelische Gesellschaft. Majadele betonte, dass Frieden nur möglich sei, wenn man auch das große Potential der arabischen Bevölkerung ausnutze.

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Minister Ghaleb Majadele.

Minister Meir Sheetrit beschrieb die Integrationsbemühungen der israelischen Regierungen seit Ministerpräsident Ben Gurion, die jedoch nicht immer erfolgreich gewesen seien.

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Minister Meir Sheetrit

Außerdem erinnerte Sheetrit auch die israelischen Araber an ihre eigene Verantwortung für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt: Das Lernen der hebräischen Sprache sowie die Bereitschaft zur Teilnahme an sozialen Diensten sei eine Grundvoraussetzung für die Integration. Dies gelte aber nicht nur für die israelischen Araber, sondern für alle Bürger. Jeder solle sich nach seinen Möglichkeiten in die Entwicklung der Gesellschaft einbringen.

Siehe auch: Bericht in der Jerusalem Post.

Karsten Jaensch

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