Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Jekkes und Templer

Tel Aviv würde heute nicht die „Weiße Stadt“ genannt werden, wäre nicht auch ein Stück deutscher Geschichte und Kultur hier verankert. Heute wird in Israel offen und mit wachsendem Interesse über den deutschen Beitrag zur eigenen Geschichte und Kultur gesprochen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem und die Deutsche Botschaft Tel Aviv luden am Mittwoch, den 22. Juni, zur Veranstaltung „Jekkes und Templer“ ein. Der Höhepunkt des Abends war ein Vortrag des israelisch-deutschen Journalisten Dr. Gil Yaron, der einen Blick auf die deutschen Anfänge Tel Avivs warf.

Asset-Herausgeber

Der Beitrag deutscher Pioniere lässt sich aus der Geschichte Tel Avivs nicht wegdenken. Im späten 19. und beginnendem 20. Jahrhundert siedelten hunderte pietistische Templer aus Deutschland sowie deutschstämmige Juden, die Jekkes, in Kleinstädten in der Küstenregion und legten den Grundstein zum industriellen Aufschwung von Tel Aviv. Im Einzugsgebiet dieser Großstadt leben heute über drei Millionen Menschen aus unterschiedlichsten Nationen. Die inzwischen über hundert Jahre alte, pulsierende Wirtschaftsmetropole ist schon seit langem ein Modell für kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt, für Integration und ein friedliches Zusammenleben.

Der deutsche Botschafter in Israel, Dr. Harald Kindermann, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte das zahlreich erschienene Publikum. Michael Mertes, der seit dem 1. Juni das KAS-Büro Jerusalem leitet, warf einen Blick auf die bald 30-jährige Präsenz der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel und betonte, dass die Stiftung sich auch in Zukunft als besonders engagierter Akteur im deutsch-israelischen Dialog verstehe.

„Die Neuschaffung Tel Avivs, das ‚Yesch MeAyn’ der ersten hebräischen Stadt, war kein Wunder, sondern Resultat einer langen Geschichte. Dies schmälert keineswegs die einzigartige individuelle Leistung der idealistischen Gründer und ihrer Nachfahren. Ihr Mut trotz aller Schwierigkeiten, ihr Festhalten an träumerischen Visionen hat Tel Aviv erst möglich gemacht, eine einzigartige Stadt, in der West und Ost zusammentreffen und verschmelzen.“ (Gil Yaron, Jekkes und Templer, 2009)

Mit diesen Worten würdigt der israelische Autor Gil Yaron die „Weiße Stadt“ und ihre Gründungsväter und -mütter – eben die Templer und die Jekkes. Das Publikum erheiterte er mit „jekkischen“ Anekdoten aus seiner eigenen Familiengeschichte. Als Kind deutscher Einwanderer wurde Yaron 1973 in Haifa geboren und verbrachte seine Jugend in Düsseldorf. Das Medizinstudium führte ihn in die USA und zurück nach Israel. Die Faszination für die Probleme im Nahen Osten ließ ihn allerdings nicht los, sodass Yaron bereits während seines Studiums Artikel als freiberuflicher Journalist publizierte. Heute schreibt er als Nahostkorrespondent unter anderem für renommierte deutsche Printmedien wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die Wochenzeitung „Der Spiegel“. Seine Analysen und Einschätzungen sind auch auf der RUFA (dpa-Radio) und über die Deutsche Welle zu verfolgen.

Carolin Leist

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber