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Veranstaltungsberichte

Sport als Brücke der Verständigung

Eine Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Deutsche Studien und dem Zentrum für Sportstudien der Universität Haifa

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Sport und Politik waren immer eng mit einander verbunden. Vor allem, weil Sport Menschen verschiedener sozialer, gesellschaftlicher und nationaler Hintergründe zusammenbringt.

Wenn sich Menschen treffen, um miteinander Sport zu treiben, treten manchmal diese Unterschiede hervor. Andererseits gab es mehrere Beispiele in der Geschichte, wo der Sport zerstrittene Völker einander näher brachte und somit den Weg zu diplomatischen Fortschritten gewissermaßen ebnete. Die deutsch-israelischen Beziehungen können als gutes Beispiel dafür betrachtet werden.

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V.l.n.r.: Dr. Lars Hänsel, Direktor KAS Israel; Botschafter Dr. Dr. hc. Harald Kindermann; Prof. Yossi Ben-Artzi, Rektor der Universität Haifa und Menachem Mor, Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Haifa bei der Eröffnung der Konferenz

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Deutsche Studien und dem Zentrum für Sportstudien der Universität Haifa widmete die Konferenz „Sport als Brücke der Verständigung” dieser Thematik. Wissenschaftliche Vorträge und die Projektberichte bei der Konferenz stellten die Vision für die weitere Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen, insbesondere unter der jungen Generation, dar, hob aber hauptsächlich die Rolle des Sports für die zukünftige Verbesserung der Völkerverständigung im Nahen Osten hervor.

In seiner Begrüßung unterstrich Rektor Prof. Dr. Yossi Ben Artzi, dass das Thema der Konferenz sehr gut zum Selbstverständnis der Universität Haifa passe. Angesichts 20% arabischer Studenten und Studentinnen stelle sie Konfliktlösungen und Verständigung in den Vordergrund. Haifa sei unter anderem auch deshalb als Veranstaltungsort gewählt worden, da hier kulturelle Vielfalt herrsche und nicht zuletzt deutsche Templer Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrer Besiedlung prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Stadt ausübten. Dies hatte Dr. Yaron Peri (Historiker der Universität Haifa) den Teilnehmern zuvor auf bei seiner Führung durch die deutsche Kolonie veranschaulicht.

Der deutsche Botschafter Dr. Dr. h.c. Harald Kindermann mahnte bei allem Optimismus auch zur Vorsicht, denn der Sport sei oft genug benutzt worden, um Trennung zu produzieren. Das enorme Mobilisierungspotential des Sports, nationale Identität zu stärken, könne dabei auch allzu leicht sein aggressives Moment zum Vorschein bringen. Er erinnerte an die Instrumentalisierung des Sports in kommunistischen Regimen, hob aber insbesondere die Olympischen Spiele 1936 hervor. Hier hätten die Nationalsozialisten mittels des Sports die Massen mobilisiert und damit ein Angstpotential in die Welt getragen. Trotzdem komme dem Sport eine „zentrale Rolle” bei der Völkerverständigung zu, wenn man ihn entsprechend einsetze.

Für Dr. Lars Hänsel, Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung Israel, war die Unterstützung der Konferenz seit den ersten konzeptionellen Gedanken hierzu zusammen mit Prof. Dr. Manfred Lämmer (Deutsche Sporthochschule Köln und Gastprofessor der Universität Haifa) ein besonderes Anliegen. Mit Hilfe des Sports könne ein weiterer Schritt zur Verbesserung des deutsch-israelischen Dialogs als auch der Verständigung der Menschen in Israel erreicht werden, was die ausdrücklichen Ziele der Konrad-Adenauer-Stiftung seien. Dabei habe der Sport das Potential, insbesondere die jüngeren Generationen anzusprechen und für die herrschenden Probleme zu sensibilisieren.

Auf den ersten Blick schien der Eröffnungsvortrag „Globalisierung als ethische Herausforderung” von Prof. Dr. Oz Almog (Universität Haifa) wenige Berührungspunkte mit dem Thema der Konferenz zu haben. Seine Ausführungen bildeten aber in den folgenden Tagen wiederholt einen Bezugspunkt für Referenten und Diskussionsteilnehmer, da die von ihm beschriebenen Entwicklungen konkret in den Projekten beobachtet werden konnten.

Dazu gehörte zum Beispiel das Überangebot an Reisemöglichkeiten für Jugendliche, das dazu führe, dass die Neugier auf andere Kulturen nachlasse. Dies wiederum verhindere den Abbau von medial transportierten Stereotypen, die einem aufgeschlossenen Dialog entgegenwirken. Im Sport ließen sich seiner Meinung nach Globalisierungsprozesse besonders gut beobachten. Fußballmannschaften mit Spielern unterschiedlicher Herkunft schafften neue Einheiten, mit denen sich die lokalen Fans identifizierten.

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V.l.n.r.: Dr. Rüdiger Kass, Leiter der Sportabteilung des Bundesministerium des Innern, Claudia Bokel, Silbermedailliengewinnerin im Degenfechten und Prof. Manfred Lämmer, Deutsche Sporthochschule Köln

Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) stellt seit seiner Gründung 1894 die Völkerverständigung die zentrale Botschaft dar. IOC-Mitglied Claudia Bokel (Silbermedaillengewinnerin im Degenfechten, Olympische Spiele von Athen 2004) erläuterte die grundlegenden Prinzipien der Olympischen Bewegung und konkrete Interventionsprogramme. Das Netzwerk der 205 Nationalen Olympischen Komitees und die Kooperation mit den Vereinten Nationen würden hierfür ideale Möglichkeiten bieten, sämtliche Regionen der Welt zu erreichen. Das IOC verfolge mit Projekten wie einer Sportliga für Kindersoldaten in Uganda oder den „Sport für Frieden”-Programmen im ehemaligen Jugoslawien erzieherische Ziele, die durch die Symbolkraft olympischer Zeremonien vorgelebt werden sollen. Athleten nutzten darüber hinaus ihre Popularität, um einzelne Projekte bekannt zu machen und Spenden zu sammeln. Trotz der positiven Einschätzung zu den sozialen Kräften des Sports gab Claudia Bokel aber auch zu bedenken, dass die Politik nicht erwarten dürfe, dass der Sport ihre Probleme löse.

Prof. Dr. Moshe Zimmermann (Hebräische Universität Jerusalem) und Dr. Haggai Harif (Bar Ilan Universität Ramat Gan) zeigten die Instrumentalisierung des Sports für nationale Zwecke auf. Zimmermann wies nach ausführlichen, grundsätzlichen Überlegungen zum Thema „Sport und nationale Identität” vor allem auf das Beispiel Friedrich Ludwig Jahns und der deutschen Turnbewegung, aber auch auf den Propagandafilm „Das große Spiel” aus dem Jahr 1942 hin, der „deutsche Tugenden” gemäß der nationalsozialistischen Interpretation transportieren sollte. Harif arbeitete in seinem Vortrag „Sport, Nation Building und Zionismus” die Bedeutung von Turnen und Sport in der Konzeption des Zionismus von Theodor Herzl und Max Nordau heraus. Für den Aufbau eines jüdischen Staates sei zunächst eine physische „Renaissance” notwendig gewesen, um die harte körperliche Arbeit bewältigen zu können. Später sollte die Bühne sportlicher Großveranstaltungen dafür genutzt werden, die Insignien der zionistischen Bewegung und des Staates Israel öffentlich zu zeigen und dem Land Legitimität zu verleihen.

Prof. Dr. Walter Tokarski (Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln) beschäftigte sich mit der Rolle des Sports im zusammenwachsenden Europa. Lange habe die Europäische Union kein direktes Interesse am Sport gehabt. Nun versuche sie, sich des Sportes zu bedienen, ohne allerdings dafür bislang eine rechtliche Grundlage zu haben. Dennoch habe sich ihre Politik auch auf den Sport ausgewirkt. So setzte Fußballer Jean Marie Bosman das in der EU geltende Recht der freien Wahl des Arbeitsplatzes durch und habe damit eine Revolution im europäischen Profisport ausgelöst. Sollte der EU-Vertrag in diesem Jahr von allen Mitgliedern ratifiziert werden, würde der Sport erstmals auch gesetzmäßig auf dieser Ebene verankert werden. Für den Breitensport eröffnete dies Möglichkeiten für eine finanzielle Unterstützung aus der EU. Tokarski plädierte dafür, dass Staaten nicht versuchen sollten, den Sport zu formen, sondern auf seine Kräfte zur interkulturellen Verständigung vertrauen.

Diesen Appell griff Dr. Tamir Sorek, der zurzeit an der Universität von Kairo tätig ist, mit seinem Vortrag „Wissenschaft, Kultur und Sport – Mittel der Vertrauensbildung im Nahen Osten?” auf. Für besonders intensive Diskussionen sorgte seine These, dass selbst gemischte Teams von Juden und Arabern keinen Einfluss auf das Verständigungsproblem in der Gesellschaft hätten. Allerdings würde der Sport einen Raum bieten, in dem Juden und Araber ihre politischen Unstimmigkeiten für eine gewisse Zeit außen vorließen. Daher sei die Politik angehalten, Chancengleichheit zu gewährleisten.

Die Fähigkeit des Sports, gesellschaftliche Probleme für den Moment vergessen zu machen, führte Detelf Dumon, Direktor des Weltrates für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICCSPE), in seinem Vortrag „Sport und Desaster Intervention” weiter aus. Dieses psychologische Moment versucht ICCSPE in das Management der Katastrophenhilfe zu integrieren. Sportliche Angebote könnten nach Naturkatastrophen, Geiselnahmen oder Kriegen nicht nur den direkt Betroffenen helfen, sich physisch zu regenerieren und traumatische Erfahrungen zu verarbeiten, sondern würden auch den Helfern und der umliegenden Bevölkerung, die Flüchtlinge aufnehmen muss, eine Möglichkeit des Ausgleichs und der Entspannung bieten. Da der Sport aber aufgrund seines Wettbewerbscharakters auch Konfliktpotential in sich berge, habe ICCSPE ein Seminar entwickelt, dass Katastrophenhelfer gezielt dahingehend schule.

Die vielfältigen sozialen Projekte des Deutschen Fußballbundes (DFB) stellte Olliver Tietz (Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung) vor. Maßnahmen zur Integration von Ausländern in den Vereinen sowie der Kampf gegen Rassismus auf deutschen Fußballplätzen stünden dabei im Mittelpunkt. Dazu zähle u.a. der Bau von 1000 Kleinfeldplätzen in sozialen Brennpunkten. Gleichzeitig gäbe es aber auch eine Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), Projekte für den Behindertensport oder Schiedsrichterausbildung in Gefängnissen, wodurch die Insassen das Einhalten und Durchsetzen von Regeln lernten. Die Präsidenten des DFB haben sich in diesem Bereich stark engagiert. Egidius Braun begann in den 1980er Jahren mit der Mexiko-Hilfe. Hermann Neuberger setzte sich für die Integration des israelischen Fußballs in die europäischen Strukturen ein. Auch der amtierende Präsident, Dr. Theo Zwanziger, hat sich den deutsch-israelischen Beziehungen verschrieben. In Gedenken an den 1943 ermordeten jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch lobte er den Julius-Hirsch-Preis für besonderes Engagement gegen Rassismus aus.

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Prof. Tokarski, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln

Die historische Entwicklung dieser deutsch-israelischen Kontakte erläuterte am zweiten Tag Prof. Dr. Manfred Lämmer, der die Konferenz initiiert und mitorganisiert hatte. Nachdem sich die Bundesrepublik Deutschland im Luxemburger Vertrag konkret zur „Wiedergutmachung” bekannt hatte, habe auch der Deutsche Sportbund seinen Beitrag leisten wollen. So reiste sein Präsident Willi Daume bereits 1956 nach Israel, um erste Gespräche mit israelischen Persönlichkeiten zu führen. Auch eine Delegation von Studierenden der Sporthochschule Köln sei schon 1963 nach Israel gereist. In den 1960er Jahren seien es kurz zuvor Vertreter der Deutschen Sportjugend gewesen, die erste Gespräche mit dem Hapoel-Sportverband geführt hatten. Hapoel habe schließlich nach dem Sechs-Tagekrieg offizielle Kontakte zu Deutschland aufgenommen. Als das israelische Außenministerium 1969 den Sportaustausch freigab, hätten in Israel die Besuche von Borussia Mönchengladbach, die durch die enge Freundschaft von Borussias Trainer, Hennes Weisweiler, und Israels Nationaltrainer, Emanuel Schaffer, zustande kamen, für das größte Aufsehen gesorgt. Nach dem Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 seien die Beziehungen noch intensiver geworden.

So reiste auch die erste offizielle Delegation der Makkabi- und der Hapoel-Jugend 1975 nach Deutschland. Der sich daraufhin entwickelnde Sportjugendaustausch wurde von Benny Folkmann (Deutsche Sportjugend) und Dr. Jack Asherov (Sportkomitee im Öffentlichen Rat für Jugendaustausch, Israel) dargestellt. Bis zur Intifada 1987 habe der Jugendaustausch von Jahr zu Jahr mehr Teilnehmer verzeichnet. Seitdem hätten deutsche Eltern zunehmend Angst um die Sicherheit ihrer Kinder, worunter der Austausch immer noch leide. Dennoch fänden mittlerweile wieder zwischen 25 und 30 Maßnahmen pro Jahr statt, die aus Bundesmitteln finanziert werden. Die Reisen beinhalteten immer eine Auseinandersetzung mit der Shoah sowie Workshops zu den Themen Toleranz und interkulturelle Kompetenz. Wichtigste Anlaufstelle sei das 2001 gegründete Koordinierungszentrum ConAct, das sich als eine Einrichtung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausschließlich der Förderung des deutsch-israelischen Jugendaustauschs widmet.

Als Musterbeispiel für bilaterale Jugendbeziehungen steht das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), dessen Sportaktivitäten von Regine Dittmar veranschaulicht wurden. Als Kind des Elysée-Vertrages von 1963 verfügt das DFJW über 46 Jahre Erfahrung und förderte zuletzt 300 Programme jährlich, wovon die Hälfte im Rahmen von Städtepartnerschaften organisiert wurde. Hinzu kommen noch 50 Programme im Leistungssport, deren Lehrgänge aber interkulturelles Lernen beinhalten müssen, um gefördert zu werden. Auch wenn der Leistungssport Konfliktpotential in sich trage, würden große Veranstaltungen die Möglichkeit bieten, die Kultur des Gastlandes kennenzulernen. Darüber hinaus könne der Sport als Aufhänger genutzt werden, um verschiedene Kulturen vorzustellen. Konzepte und Ideen weiterzugeben, sei ein großes Anliegen des DFJW, das inzwischen auch trilaterale Programme unterstütze. Deshalb schlug Dittmar auch den Verantwortlichen für den Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel vor, ein entsprechendes Projekt gemeinsam zu realisieren.

Abschließend zeigten die Werkstattberichte, wie der Sport konkret Brücken von Juden zu Arabern in Israel schaffen kann. Adrian Haasner (Deutsche Sporthochschule Köln) und Ghazi Nujidat (Israel Sports Administration) präsentierten das Projekt „Football for Peace”, das von der Universität von Brighton, England, 2001 ins Leben gerufen wurde. Seit 2007 ist auch die Deutsche Sporthochschule Kooperationspartner. Einmal im Jahr kommen Kinder aus etwa 30 arabischen und jüdischen Dörfern Israels in acht bis elf Standorten zusammen, wo sie für vier Tage in gemischten Teams trainieren – für Mädchen gibt es einen gesonderten Projektstandort. Im Vordergrund der Maßnahme stünden weniger fußballerischer Fortschritt als die Bildung von Vertrauen, das gemeinsame Lösen von Aufgaben und der gegenseitige Respekt. Zudem müssen sich die Kinder beim Abschlussturnier selbst organisieren, da es weder Trainer noch Schiedsrichter auf dem Platz gibt. Dementsprechend würde von den Veranstaltern der Gewinner des Fair Play-Awards auch stärker hervorgehoben als der des Turniers. Insgesamt versteht sich das Projekt als Impulsgeber, da die Ideen von den lokalen Trainern und Sportorganisationen über das ganze Jahr selbständig weitergeführt werden müssen, um Nachhaltigkeit zu erreichen.

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Ghazi Nujidat, Israel Sports Administration und Adrain Haasner, Deutsche Sporthochschule Köln bei der Präsentation des deutsch-israelischen Projektes „Football for Peace”

Eine ähnliche Intervention präsentierte Ophir Zardok, Gründer und Direktor des „Football Village of Hope”, dessen Konzept als wissenschaftliches Projekt im Rahmen des von ihm absolvierten FIFA Masters entstand. Erstmals kamen im Juli 2008 60 Kinder von beiden Seiten der israelisch-palästinensischen Grenze zusammen. Mitbegründer des Projektes ist der ehemalige Präsident des irischen Fußballverbandes (FAI), Milo Corcoran, sodass der FAI von Anfang an als Partner das Projekt begleitet hat. Deshalb sind neben den drei palästinensischen und den drei israelischen auch drei irische Trainer vor Ort.

Aus Israel selbst kommt das Projekt des Peres Center for Peace, das von Tami Hay (Leiterin der Sportprojekte des Peres Center for Peace) vorgestellt wurde. Es basiert auf dem Konzept von Partnerkindergärten und Partnerschulen für Jungen und Mädchen, in denen Fußball oder Basketball gespielt wird. Momentan nehmen über 1500 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren in 20 kleinen Gemeinden an dem Training zwei- bis dreimal pro Woche teil. Zehnmal im Jahr treffen sich die Partnerinstitutionen, in denen auch ein Grundwortschatz des Sports auf Hebräisch und Arabisch gelehrt wird. Zur weiteren kulturellen Verständigung würden Synagogen und Moscheenbesuche durchgeführt und die Feiertage von Juden und Muslimen gemeinsam begangen.

Ebenfalls zum arabisch-jüdischen Dialog will das „Budo for Peace”-Projekt beitragen. Danny Hakim, Präsident der „Budo for Peace”-Association, präsentierte seinen preisgekrönten Dokumentarfilm „Shadia” über die landesweit bekannte Weltmeisterin im Karate von 2003, deren Biographie nicht nur den Identitätskonflikt arabischer Israelis sondern auch die Probleme sportlich aktiver Araberinnen in ihrer Gemeinschaft verdeutlicht. Im Anschluss erläuterte Hakim gemeinsam mit der Protagonistin des Films, Shadia, die als Trainerin dreier Projektgruppen arbeitet und eigens für die Diskussion zur Konferenz gekommen war, den Hintergrund des von der japanischen Regierung mitfinanzierten Konzepts. Auch hier gibt es Partnerdörfer, deren Teilnehmer sich alle zwei Monate treffen. Das Karatetraining vermittle einerseits Selbstsicherheit und lehre andererseits Respekt. Zentral ist für Hakim, dass die neun- bis zehnjährigen Kinder bei den Übungseinheiten ältere Jugendliche

sehen würden, die die gegenseitige Achtung vorlebten.

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Danny Hakim, Präsident der „Budo for Peace Association” und Karate-Weltmeisterin Shadia, Protagonistin des Films

In der abschließenden Diskussion unter dem Titel „Sport als Brücke der Verständigung im Nahen Osten” brachte zunächst Moderator Zuhair Bahalul (langjähriger Sportkorrespondent des israelischen Rundfunks) seine Genugtuung zum Ausdruck, dass der Sport nun auch in Israel von der Wissenschaft entdeckt worden sei. Shlomit Nir-Toor (Teilnehmerin im Schwimmen bei den Olympischen Spielen von München 1972) lobte die vielen Initiativen, die im Rahmen der Konferenz vorgestellt worden seien, forderte aber deren Ausweitung sowie wissenschaftliche Auswertung und Überprüfung. Fecht-Olympiatrainer Udi Carmi konnte aus seiner langjährigen Erfahrung in Deutschland berichten, dass der Sport menschliche Begegnungen und Verständigung fördern könne, aber die Politik dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen müsse. Orna Ostfeld (ehemalige Basketball-Nationalspielerin Israels), wies darauf hin, dass sportliche Begegnungen gerade für Frauen schwierig seien, weil sie, ihrer Meinung nach, sowohl in der arabischen als auch in der jüdischen Gesellschaft diskriminiert werden würden. Auf die Frage, ob arabische Spieler in der Nationalmannschaft oder als Idole in jüdisch geprägten Profivereinen, den Vorurteilen entgegenwirken können, zeigte sich Rifat „Jimmy” Turk (ehemaliger arabischer Fußballnationalspieler Israels) unschlüssig. Einerseits sei er als arabischer Spieler auch von den jüdischen Anhängern gefeiert worden, andererseits glaube er nicht, dass der Rassismus in der Gesellschaft abgenommen habe. In den Stadien würde er nur weniger offen gezeigt, weil die Fans angesichts der Video-Überwachung die Konsequenzen für den eigenen

Verein zu vermeiden suchen.

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Diskussionspanel (v.l.n.r): Zuhair Bahalul, Fußballer Rifat „Jimmy” Turk, Orna Ostfeld und Shlomit Nir-Toor

Die Konferenz hat eine erste Standortbestimmung der deutsch-israelischen Sportbeziehungen sowie der Möglichkeiten zur israelisch-arabischen Verständigung geleistet. Innerhalb der Universität Haifa erhielt sie insofern besondere Aufmerksamkeit, als dass die Referenten als Ehrengäste zum 37. Treffen des „Board of Governors” geladen wurden, bei dem unter Anwesenheit des israelischen Finanzministers, Dr. Yuval Steinitz, ebenfalls über die Inhalte der Konferenz diskutiert wurde. Ferner ist unter den Teilnehmern und Referenten ein Netzwerk entstanden, das den bilateralen Austausch in Zukunft bereichern wird. Es wurde deutlich, dass der Sport bewusst als erzieherisches Mittel eingesetzt und den Kindern der Region zugänglich gemacht werden muss. Nur dann können in Zukunft die in den Projekten vermittelten Werte eine tragfähige Brücke der Verständigung ebenso zwischen Deutschen und Israelis als auch zwischen Juden und Arabern bilden.

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