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Veranstaltungsberichte

Zweiter Workshop über Comics und Politik: „Comics, Zensur and freie Meinungsäußerung”

Am 16. und 17. Mai fand der zweite Workshop über Comics und Politik statt, bei dem diesmal das Thema „Comics, Zensur und freie Meinungsäußerung“ im Mittelpunkt stand. In Zusammenarbeit mit der Adenauer Division der Ben-Gurion Universität lud die Konrad-Adenauer-Stiftung internationale Wissenschaftler, Herausgeber sowie israelische Künstler ein. Im Zentrum der Vorträge standen die Entwicklung künstlerischer Freiheit in Europa sowie der Umgang mit gesellschaftskritischen Themen in israelischen Comics.

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Europäische Wissenschaft und israelische Kunst zusammen zu bringen, bildete das Ziel des Workshops. Für Verleger, Redakteure und Künstler eröffnete sich eine internationale Plattform für den kulturellen Austausch über die Interaktion von Comics und Politik. Die Veranstaltungen fanden auf dem Campus der Ben-Gurion Universität der Negev sowie in der Mediathek in Holon statt. Damit lockten die Veranstaltungsorte auch Studierende der Hochschulen an, die einen Einblick in Beispiele der Comiczensur und den Erfolg latenter, graphischer Kritik bekamen.

Prof. Zvi HaCohen, Rektor der Ben-Gurion Universität in Be'er Scheva, eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Rede über den Zusammenhang von Meinungsfreiheit und kritischer Komik. Dr. Sharon Pardo, Direktor der Adenauer Division, und Galit Gaon, Direktorin und Hauptkuratorin des Israeli Cartoon Museum in Holon, begrüßten die Teilnehmer und das Publikum. Die erste Vortragsreihe handelte von den Schwierigkeiten, Comics in nicht-demokratischen Staatsformen des 20. Jahrhunderts zu veröffentlichen. Hier rückte vor allem die europäische Entwicklung in den Fokus. Nicht nur der Einfluss des Faschismus in Italien veränderte die Comiclandschaft, sondern auch die Darstellung des Zweiten Weltkriegs, der Heldenfiguren neu formte und die Themen der nationalen Comics in Europa dominierte. Auch die pädagogische Zensur von gewalttätigen Szenen ließ deutsche und französische Comics der 1960er und 1970er Jahre nicht unangetastet. Anschließend referierte der ungarische Autor Antal Bayer über seine Erfahrungen als Herausgeber in der Zeit des sozialistischen Regimes und die Kunstgriffe ungarischer Cartoonisten.

Comicveröffentlichungen und staatliche Zensur bildeten den Schwerpunkt der anschließenden Präsentationen. Ein Beispiel dafür lieferte der Forscher und Autor Oded Zipori in seinem Vortrag über „Superheroes, Anarchy and Self-Censorship: The Case of The Authority 1999-2002“, in dem er auf die große Einflussnahme der Behörde einging und charakteristische Veränderungen der Protagonisten der Selbstzensur zuschrieb. Ofer Bernstein berichtete über die Karikaturen, die das großbritannische Völkerbundmandat thematisieren, sowie von der unzensierten Veröffentlichung relevanter Sicherheitsinformationen im israelischen Comic. Die Abschlusspräsentationen des ersten Veranstaltungstages beinhalteten das Thema „Subversive Comics und Gender“.

Der zweite Tag des Workshops konzentrierte sich auf den israelischen Comic und begann mit der Fragestellung „Is there a Subversive Comic in Israel?“. An diesem Nachmittag hatten die jungen Künstler und Karikaturisten die Gelegenheit, ihre gesellschaftskritischen und teilweise provokativen Werke dem Publikum vorzustellen. Der Illustrator und Designer Amitai Sandy sprach über soziale und politische Inhalte in israelischen Comics der vergangenen Jahre und demonstrierte dies am Beispiel seines sozialkritischen Protagonisten. In ihrem Vortrag „Radical Mainstream with Whiskers“ betonte die israelische Comiczeichnerin Ilana Zeffren, dass Homosexualität noch immer ein gesellschaftliches Tabuthema sei. Ihre Bildserie, in denen ihre beiden Katzen ihr als Sprachrohr dienen, erscheint wöchentlich im City Mouse Magazin der Wochenendausgabe der Haaretz. Hauptredner Didier Pasamonik fasste abschließend noch einmal die Entwicklung des französischen Comics zusammen und bekräftigte, dass erst mit Einführung der Zensur, der Comic an künstlerischer Wichtigkeit gewinne. Der zweite Workshop bot damit einen offenen Dialog über Comics und Politik und setzte den Erfolg des Vorjahres fort.

Carolin Leist

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