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Interview: Medienskepsis in Bulgarien verstetigt sich

von Manuela Anastasova, Christian Spahr

KAS-Experte Christian Spahr: "Es findet kein Dialog zwischen den Medienakteuren statt"

Im Jahr 2014 stellte das Medienprogramm Südosteruropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) die erste repräsentative Meinungsumfrage zum Vertrauen der Bulgaren in die Medien vor. Im Vergleich zu den aktuellen Studienergebnissen gibt es kaum Fortschritte – sehr wenige Bulgaren glauben immer noch an unabhängige Berichterstattung.

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Der Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, Christian Spahr, erklärte die möglichen Ursachen für die Vertrauenskrise der bulgarischen Medien in einem Interview für die Sendung "Medienmagazin" des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) am 8. Februar 2015.

Ein möglicher Grund für diese Skepsis sei der fehlende Dialog zwischen den verschiedenen Medienakteuren, sagte Spahr. "Die Politiker, die Medieneigentümer und die Journalisten reden viel aneinander vorbei und trauen sich nicht Forderungen zu stellen, die von der anderen Seite möglicherweise negativ kommentiert werden", so der Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa. "Wir wollen zusammen mit anderen NGOs diesen Dialog wieder in Gang bringen", sagte er. Spahr äußerte zudem die Hoffnung, dass die neue bulgarische Regierung bessere Rahmenbedingungen für die Medien schaffen möge.

Doz. Dr. Orlin Spassov, Leiter der Stiftung Mediendemokratie und KAS-Kooperationspartner, kommentierte in der Sendung ebenfalls die Mediensituation in Bulgarien: "Die Medien leiden unter einer starken Abhängigkeit seitens der Politik, der Wirtschaft und der staatlichen Administration. Kritik äußern viele NGOs, das heißt, es geht hier nicht um eine subjektive Einschätzung der Mediensituation". Zudem erklärte er, warum die Printmedien in der aktuellen Studie besonders schlecht abschneiden. "Die Printmedien haben einen schlechten Ruf in Bulgarien. Sie haben sich zu sehr mit der Politik verbündet". Aus diesem Grund hätten die Bürger weniger Vertrauen in Zeitungen als in das Fernsehen. Nach Meinung von Spassov ist das Bulgarische Nationalfernsehen relativ unabhängig, durchaus kritisch und ein Vorbild für weitere elektronische Medien.

Auf die Frage, wie die KAS die Mediensituation in der Region fördert, erklärte Spahr, dass das Medienprogramm Südosteuropa bereits Schulungen für Medienvertreter und Journalisten anbiete, insbesondere zu den Themen Investigativer Journalismus und Europäische Integration. "Zusätzlich organisiert das KAS-Medienprogramm Konferenzen für Medienexperten, wo aktiv Lösungsansätze gesucht werden", ergänzte er.

Spahr weiter: "Wir möchten auch unser Engagement im Bereich der politischen Kommunikation verstärken. Wir glauben, es sind nicht nur gute Journalisten nötig, um Politik transparent zu machen", erklärte er die Pläne des Medienprogramms. Politische Ereignisse sollten von den Politikern und ihren Mitarbeitern noch professioneller kommuniziert werden. Es gebe Nachholbedarf bei dem Verständnis für politische Kommunikation in der Region. Werte wie Transparenz und Bürgerorientierung sollten noch stärker gelebt werden. Aus diesem Grund hat das KAS-Medienprogramm Südosteuropa den Berufsverband für Regierungssprecher SEECOM gegründet, um eine Plattform für professionellen Austausch zu schaffen. "Wir wollen das Verständnis für moderne politische Kommunikation in Südosteuropa befördern", sagte Spahr.

Das komplette Interview ist online verfügbar. Eine weitere Fassung des Interviews wird am 14.02.2015 im Deutschlandfunk ausgestrahlt.

Mehr zu den Studien hier und hier.

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