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Südosteuropa im neuen Pressefreiheits-Ranking: Kroatien verbessert sich, Moldawien rutscht ab

von Manuela Anastasova, Christian Spahr

Spahr: "In vielen Ländern gibt es eine Vertrauenskrise der Medien"

Nach dem neuesten Pressefreiheits-Ranking der Nichtregierungs-organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) gibt es in Südosteuropa kaum Fortschritte. Die beste Entwicklung weist demnach Kroatien auf. Den stärksten Rückschritt gibt es in der Republik Moldau. Unter allen Balkanländern nimmt Rumänien den besten Platz ein (52 von weltweit 180) und Mazedonien den schlechtesten (117).

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Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in den meisten Ländern Südosteuropas negative Tendenzen bei der Pressefreiheit. Nur drei Länder weisen Fortschritte auf. Die Entwicklung in Kroatien wird am besten bewertet – es rückt von Rang 65 im Jahr 2014 auf Platz 58 vor. Ein Grund für die Verbesserung sind der EU-Beitritt des Landes und die Harmonisierung der nationalen Gesetzgebung mit EU-Standards. Die Mediensituation in Albanien hat sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leicht positiv entwickelt.

Demgegenüber verschlechtert sich die Pressefreiheit in Bulgarien weiter: Das Land rutschte von Rang 100 auf 106 ab und nimmt damit weiterhin den schlechtesten Platz innerhalb der EU ein. Zudem befinden sich die bulgarischen Medien in einer starken Vertrauenskrise.

Eine aktuelle Studie im Auftrag des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zeigt, dass nur jeder sechste Bulgare an eine unabhängige Berichterstattung in seinem Land glaubt. Aus einer weiteren KAS-Untersuchung wurde zudem deutlich, dass mehr als 50 Prozent der Journalisten unter Druck seitens der Politik und der Wirtschaft leiden.

Schlusslicht in Südosteuropa ist trotz einer leichten Verbesserung Mazedonien (Rang 117). Die Haftstrafe für den Journalisten Tomislav Kezarovski wurde von ROG und anderen NGOs als Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert.

"Wirkliche Pressefreiheit existiert in manchen Ländern Südosteuropas nur auf dem Papier", erklärt der Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, Christian Spahr. "Das liegt nicht nur an der Politik, sondern auch an den Bedingungen innerhalb der Medienbranche. In der Praxis gibt es zu viele Faktoren, die die unabhängige Arbeit von Journalisten einschränken. Es müssen weitere Reformen stattfinden, die die praktische Umsetzung der Gesetze und die Effizienz der Selbstregulierung verbessern. Dazu ist die Einsicht aller Medienakteure notwendig, dass es in vielen Ländern eine gravierende Vertrauenskrise der Medien gibt. Unter dieser Krise leiden Journalisten und Medieneigentümer, aber auch Politiker, die über die Medien die Bevölkerung erreichen möchten."

Deutschland befindet sich in dem Ranking auf Platz 12, Österreich auf Platz 7 und die Schweiz auf Platz 20.

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