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Bulgarische Printmedien: Polarisierung und Wettbewerb mit dem Web

von Christian Spahr, Denica Zheleva

Jahresreport 2012 der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung Mediendemokratie

Die politische Berichterstattung der bulgarischen Zeitungen ist stark polarisiert. Das zeigt eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung und der bulgarischen Stiftung Mediendemokratie, die am 17. Januar 2013 auf einer Pressekonferenz in Sofia vorgestellt wurde.

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Von vielen Zeitungen werden die Spitzenpolitiker um Ministerpräsident Borissow überaus positiv dargestellt, von einzelnen Medien dagegen sehr negativ. Es gibt wenig differenzierte Positionen in der Mitte, ergab die Langzeit-Untersuchung aller wichtigen Printmedien. Die politischen Parteien genießen im Allgemeinen weniger Zuspruch als ihr Spitzenpersonal. „Gerade im Wahljahr ist es im Interesse der Parteien, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um der Bevölkerung ihre Ziele zu erklären“, sagte der Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, Christian Spahr.

Politiker werden zunehmend als Persönlichkeiten thematisiert, politische Sachthemen dagegen rücken massiv in den Hintergrund. In den sehr populären Boulevardmedien gibt es kaum noch Platz für Politik. Herkömmliche Tageszeitungen haben durch eine weit verbreitete wirtschaftliche Schieflage wenig Möglichkeiten, in komplexe journalistische Inhalte zu investieren; investigativer Journalismus ist wenig verbreitet. "Es gibt einen Trend zur Vereinheitlichung der Berichterstattung", so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Orlin Spassov.

Die schwierigen Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus gehen mit einem Trend zur Konzentration der Eigentumsverhältnisse einher. Mehrere Medienexperten und ausländische Botschafter haben sich dazu besorgt geäußert. Nach Einschätzungen von Beobachtern ist ein annäherndes Monopol im Printmedien-Markt möglich. "Es gibt sehr viele Medien in einem überschaubaren Markt, sodass eine weitere Konsolidierung begünstigt wird", erklärt Christian Spahr. "Um sich gegen das Internet behaupten zu können, hilft den Printmedien aber langfristig nur Vielfalt und Qualität." Blogs und soziale Medien haben im Jahr 2012 bereits einige wichtige politische Entscheidungen beeinflusst.

In Bulgarien gibt es bislang noch kein Pressegesetz, das die Rechte von Journalisten im Berufsalltag und die ökonomischen Rahmenbedingungen umfassend definiert. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist dazu in einem Dialog mit Journalisten, Medienorganisationen und Politikern. So wurde 2012 das Beispiel des Brandenburgischen Pressegesetzes in Bulgarien intensiv diskutiert. "Es geht darum, langfristige Garantien für eine freie und vielfältige Medienlandschaft zu schaffen", so Medienprogramm-Leiter Spahr. Die KAS wird neben ihren Fortbildungsangeboten für ausländische Journalisten auch die medienpolitische Diskussion weiter begleiten.

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