Im Jahr 2017 hat der Duden den Begriff „Fake News“ in sein Verzeichnis aufgenommen. Spätestens dann war klar: Die Verbreitung von Falschinformationen ist ein etabliertes Problem, das die Glaubwürdigkeit des Journalismus und letztendlich unsere Demokratie gefährdet. Das KAS-Medienprogramm brachte Journalistinnen und Journalisten aus ganz Südosteuropa sowie Deutschland, Italien und aus Brüssel zusammen, um sich über ihre Fact-Checking-Initiativen in der Region auszutauschen und Fake News den Kampf anzusagen.
Altes Handwerk, neue Herausforderungen
„Fact-Checking klingt so neuartig, doch tatsächlich gehört dies schon immer zu den Kernaufgaben eines Journalisten: Informationen sammeln und prüfen, bevor sie veröffentlicht werden. Das ist die natürliche Verantwortung jedes Mediums und Journalisten. Leser, Hörer und Zuschauer müssen erwarten können, dass sie überprüfte und wahre Informationen bekommen.“ – Mit diesen Worten eröffnete Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, die Veranstaltung. Sie wurde in Kooperation mit dem Albanischen Medieninstitut unter Direktor Remzi Lani organisiert.
In einer Speed-Pitching-Runde berichteten die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Situation bezüglich Desinformationen in ihren je-weiligen Ländern und von ihren eigenen Projekten. „Besonders vor Wahlen beobachten wir einen deutlichen Anstieg von Fake News“, erläutert Vladimir Petreski, Projektleiter bei der in Nordmazedonien tätigen NGO Metamorphosis. Soziale Medien wie Facebook seien bei der Bekämpfung von Falschinformationen keine Hilfe, da sie keine effektiven Mechanismen zur Eindämmung der Verbreitung vorweisen können. Oft reagieren sie auf die Meldung von Fake-Profilen gar nicht oder nur mit großer Zeitverzögerung, berichtet Victor Spinu aus Moldau. Er hat das Desktop-Add-On „Trolless“ entwickelt, das verifizierte, jedoch noch nicht gelöschte Fake-Accounts mit einem Warnsymbol markiert und sie damit sofort erkennbar macht.
Wie Fakten überprüfen?
Neben der Kennzeichnung von Fake-Profilen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere Maßnahmen zur Überprüfung des Wahrheitsgehalts medialer Inhalte. Leone Hadavi, Journalist unter anderem beim bekannten Recherchenetzwerk Bellingcat, erklärte anhand eines Beispiels, wie investigative Recherche mithilfe von Open-Source-Daten funktioniert. Frei zugängliche Webseiten wie Google-
Earth und YouTube können dabei als Schlüsselwerkzeug zur Verifizierung von Standorten, Bildern und Videos dienen.
Die beiden serbischen Journalistinnen Milena Popovic (Chefredakteurin des Onlineportals Istinomer) und Milica Saric (Chefredakteurin des investigativen Hauses CINS) betonten die Wichtigkeit von faktentreuem Journalismus in ihrem Land, besonders in Anbetracht der bevorstehenden Parlamentswahlen. Sie widerlegen in Online-Beiträgen regelmäßig falsche Behauptungen aus der Politik oder decken auf, wie Statistiken bewusst in einen falschen Kontext gesetzt werden, um politische Ziele zu verfolgen. „Verantwortungsvoller Journalismus muss jede Zahl und jedes Wort in Frage stellen“, so ihr Appell an die Kolleginnen und Kollegen.
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