15 talentierte und sozial engagierte Journalistinnen und Journalisten aus Bulgarien haben drei Tage miteinander verbracht und von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gelernt. Sie haben Erfahrungen ausgetauscht und sich vernetzt.
Das übergeordnete Thema war Inklusion und die bessere Integration von Minderheiten in der Gesellschaft. „Dabei ist es nicht nur wichtig, dass Minderheiten in den journalistischen Berichten vorkommen – es ist vor allem auch von Bedeutung, dass sie als Journalisten in den Redaktionen integriert sind“, sagte Hendrik Sittig, Direktor des KAS Medienprogramms Südosteuropa in seiner Begrüßung. „Es ist wichtig, dass Journalisten aus unterschiedlichen kulturellen und religiösen Gruppen mitarbeiten und ihre Einblicke und Erfahrungen direkt einbringen können.“ Diese Ansicht teilte auch die Direktorin des Goethe-Instituts Bulgarien, Marina Ludemann, die die Rolle der Medien als Begegnungsraum betonte, um gegen Diskriminierung zu kämpfen. Und Ognian Isaev, Programmdirektor für Bildungserfolg der NGO „Trust for Social Achievement“ ergänzte: „Erst wenn man zusammenkommt, lernt man sich kennen. Nur so können Ängste und Unsicherheiten überwunden werden.“
Das Programm begann mit dem Vortrag des Juristen Diyan Dankov (NGO „Integro“), der wichtiges Vokabular, wie etwa Antiziganismus und Hassrede, erklärte. Er stellte auch Medien-Monitorings seiner Organisation vor, die sich der Berichterstattung über Roma in der Presse und sozialen Medien in Bulgarien widmen. Die Rolle der Journalisten sei von großer Bedeutung, weil sie die Gesellschaft zu diesen Themen sensibilisiert. Umso wichtiger sei es, als Journalist die notwendigen Gesetzesgrundlagen, wie z. B. den ethischen Kodex des Landes zu kennen, die ethischen Standards zu befolgen und keine Scheu zu haben, sich an zuständige Behörden und Institutionen (z.B. die Kommission für Schutz vor Diskriminierung) zu wenden. Das komplexe Thema wurde menschennah, als der langjährige Redakteur des Bulgarischen Nationalradios, Valeri Lekov, über seinen journalistischen Werdegang aus der Perspektive der Roma auf amüsante Art und Weise erzählte. Er regte die jungen Journalistinnen und Journalisten zu einer aktiven Diskussion an. Diesen Austausch vertieften die Teilnehmer beim nächsten Vortrag und Übung zu Storytelling. Angel Petrov, Redakteur beim Online-Nachrichtenportal „Dnevnik“, gab wertvolle Tipps für das Handwerk: Adressat der Texte schlau wählen, Informations-Puzzleteile zu einer Geschichte zusammenführen, Schreibblockaden überwinden. Auf diese Weise und mit einer darauffolgenden Gruppenarbeit erweiterte er das Know-how von allen Beteiligten.
Den Abend gestalteten zwei Journalistinnen bei einem Kamingespräch. Asma Abidi, Medien-Trainerin und selbstständige Journalistin aus Berlin, sowie Kristina Baksanova, Leiterin der Auslandsnachrichten-Abteilung des privaten Fernsehsenders bTV. Sie sprachen über Migration, Parallelgesellschaften und Integration von Journalisten mit Migrationshintergrund in Deutschland. Baksanova ermutigte die jungen Kolleginnen und Kollegen, aktiver zu sein und niemals den Kontext einer Geschichte zu vergessen.
Die Journalistin Tsvetelina Sokolova von „mediapool.bg“ und gleichzeitig Dozentin an der Sofioter Universität füllte die Wissenslücken der Teilnehmer in Bezug auf das Thema „Faktencheck“. Schnell wurde festgestellt, dass die eigene Vorstellung von Dingen sehr von den Medien und deren Berichterstattung abhängt. Bei praktischer Arbeit wurden die Kenntnisse der Gruppe verbessert. Ein weiteres, spannendes Thema des Workshops war das Unternehmertum im Journalismus und wurde vom jungen Herausgeber und Chefredakteur der Kultur-Zeitschrift „032“ vorgestellt. Panayot Stoyanov gründete sein Medium vor fünf Jahren und seitdem, mithilfe eines nachhaltigen Finanzkonzepts, machte sich seine Zeitschrift einen Namen. „Man muss eine Marke schaffen, wie eine Zeitschrift, die zu einem Symbol wird. Ein Symbol, mit dem man sich identifiziert. Zeitschrift als Lifestyle! Das Problem unserer Medien ist, dass sie in ihrer Routine gefangen sind und keine Innovationen wagen“, sagte der junge Unternehmer.
Zum Abschluss des Seminars wurden zwei „harte“ Themen aufgegriffen – Medienrecht und investigativer Journalismus. Der Anwalt Emil Georgiev machte auf zugängliche Art und Weise die Teilnehmer mit dem weiten Feld des Medienrechts und dem Zugang zu Information vertraut – für viele ein komplett neues Feld. Er erklärte die Unterschiede zwischen Beleidung und Verleumdung, sensibilisierte die jungen Journalisten auf das rechtlich korrekte Schreiben (Fakten oder persönliche Behauptung) und beantwortete viele offene Fragen, auf die die Teilnehmer in ihrer Praxis aufmerksam geworden sind. Zum Schluss präsentierte Dimitar Stoyanov vom investigativen Online-Portal „Bivol“ die Entstehungsgeschichte des investigativen Journalismus und sprach offen über die Gefahren und Erfahrungen in seinem Alltag. „Sie sollten einen gewissen Trieb für die Wahrheit haben, um diesen Beruf auszuüben“, so Stoyanov. „Sie sollten nicht gegen Menschen kämpfen, sondern gegen gesellschaftliche Defizite.“
Die Teilnehmer verabschiedeten sich in einer emotionalen und vertrauten Abschlussrunde voneinander. Sie teilten ihre positiven Eindrücke über den Workshop in so einer bunt gemischten Gruppe, über die entstandenen Diskussionen zu journalistischen Grundwerten und Inklusion, und über das Programm und die Auswahl von Referenten.