Veranstaltungsberichte
80 führende PR-Experten staatlicher Institutionen aus 25 Ländern kamen auf Einladung des KAS-Medienprogramms Südosteuropa am 26. und 27. März in Sofia zusammen. Die politisch hochrangig begleitete Konferenz zu Digitaler Kommunikation fand in Kooperation mit dem "Club of Venice" und dem "Wilfried Martens Centre for European Studies" (Brüssel) statt. Top-Thema war die Verteidigung europäischer Werte im Web.
Traditionelle Medien verlieren Leser und Zuschauer, der Informationsaustausch im Web boomt: Dieser Herausforderung müssen sich Kommunikationschefs von Regierungen in ganz Europa stellen. Auch dienen im Internet längst nicht mehr nur Nachrichtenportale als Quellen für politische Informationen; Facebook und Twitter ersetzen oder ergänzen den professionellen Journalismus. Wer mit den Bürgern in einen Dialog treten will, muss asymmetrisch auf vielen Kanälen kommunizieren. Das ist in zweierlei Hinsicht eine umfangreiche Aufgabe: Zum einen steigen die Erwartungen der Bürger, Ansichten und Ideen in die politische Meinungsbildung einzubringen. Das europäische Modell steht aber auch unter Beschuss von politischen Akteuren, die seine Ziele und Werte nicht teilen. Der politische Wettstreit findet rund um die Uhr auf globalen Plattformen statt.
"Wir halten die Werte der EU schon für selbstverständlich", kritisierte der bulgarische Außenminister Daniel Mitov in seiner Ansprache zu Beginn der Konferenz. "Wir müssen die EU besser erklären und beginnen, sie zu verteidigen", sagte der Chefdiplomat mit Blick auf das russische Vorgehen in der Ukraine und extremistische Parteien innerhalb Europas. "Unsere europäische Kommunikation muss strategischer werden." Der deutsche Botschafter Detlef Lingemann unterstrich, dass Bürgerbeteiligung und Werteorientierung wichtige Aspekte digitaler Kommunikation von Regierungen sind. Demokratische Werte wie Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sowie allgemeine Menschenrechte müssten geschützt werden.
Diese Aufforderungen konnten die mehr als 20 Redner der Konferenz wörtlich nehmen. In drei Podiumsdiskussionen ging es um gute Beispiele für den Online-Dialog mit Bürgern, um den Informationskrieg in der Ukraine-Krise und um neue Ansätze zur Erklärung europäischer Werte in der Welt.
Trolle füttern oder nicht?
Neue Facebook-Seite der Bundesregierung
Soziale Medien seien ein hervorragendes Instrument, die Kommunikation mit den Bürgern zu verbessern, sagte eingangs Erik den Hoedt. Der Kommunikationschef der niederländischen Regierung moderierte das Panel zum Thema Bürgerdialog. Einen neuen Ansatz dazu präsentierte Keynote-Sprecher Georg Streiter, Stellvertretender Sprecher der deutschen Bundesregierung. Diese ist seit kurzem auch auf Facebook vertreten und managt Bürgerkommentare auf unorthodoxe Weise. Unsachliche Kritik von Internetnutzern wird dabei nicht ignoriert, sondern von einem 15-köpfigen Team mit Humor und in inoffiziellem Ton beantwortet. "Überall heißt es, füttert nicht die Trolle – aber wir machen es, auf unsere Weise", erklärt Streiter. So gelingt es, Debatten nicht eskalieren zu lassen und die Basis für ernsthafte Beiträge zu erhalten.
Mehr im Veranstaltungsbeitrag here
Themen
Werkzeuge für eine smarte Stadtentwicklung: Urbane Digitale Zwillinge
Die Wahl von Ursula von der Leyen zur Kommissionspräsidentin der Europäischen Union
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Nordmazedonien: Erdrutschsieg der oppositionellen VMRO-DPMNE
Synergien von Blockchain und KI
Mehrwerte durch immersive Technologien