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Veranstaltungsberichte

Gleichberechtigung und Chancengleichheit am Arbeitsplatz

von Daniela Diegelmann

CENPROS-Forum

Das von dem gewerkschaftlichen Bildungsinstitut CENPROS mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierte Forum bot jetzt den Raum zu Reflektion, Analyse und Meinungsaustausch über die tatsächliche und die zu erstrebende Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Männer und Frauen auf dem mexikanischen Arbeitsmarkt. Mehr als einhundert interessierte Vertreterinnen und Vertreter der Führungsriegen unterschiedlichster Gewerkschaften aus dem öffentlichen und privaten Sektor nahmen an der Veranstaltung teil.

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Die Vorträge und anschließenden Diskussionen kreisten insbesondere um die Themen familiäre Verpflichtungen, Gehaltsunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten, außermonetäre Leistungen, Regulierung und Stabilität des Arbeitsverhältnisses, Mutterschutz, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Soziale Sicherung, Gesundheitsschutz sowie Geschlechter-Stereotype.

Frau Gisela Sofía Briseño Loredo, Abteilungsleiterin “Beschäftigung und Arbeit” des Nationalen Fraueninstitutes der mexikanischen Bundesregierung, thematisierte vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die einseitige Verteilung von familiären Verpflichtungen sei demnach das größte Hindernis für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am mexikanischen Arbeitsmarkt.

Zu früheren Zeiten hätten Mexikanerinnen im Schnitt vier Kinder zur Welt gebracht, heute seien dies nur noch zwei. Dies sei auch der Doppelbelastung durch Kindererziehung und Arbeit geschuldet, müssten doch die meisten Frauen aufgrund wirtschaftlicher Not zum Familieneinkommen beitragen. Auch gut ausgebildete Frauen, die eine berufliche Karriere anstreben, seien durch ihre Entscheidung für eine Familie und die damit verbundenen Erwartungen häufig im Nachteil. Längere Auszeiten vom Arbeitsmarkt führten zu schlechteren Wiedereinstiegschancen, von möglichen Beförderungen ganz zu schweigen. Wöchentlich verbrächten Frauen zudem weit mehr als 40 Stunden mit Haushaltspflichten und Kindererziehung, dies entspricht einem zweiten Vollzeitjob, für den diese weder ein Gehalt noch in den meisten Fällen zumindest Anerkennung erhielten.

Vor diesem Hintergrund sei auch die Einführung von Frauenquoten auf bestimmten Positionen ein Ansatz, der zu kurz greife. Solange zum einen kein entsprechendes Kinderbetreungsangebot existiere und zum anderen die Arbeit im Haushalt weiter einseitig verteilt bliebe, hätten viele Frauen nicht die Ressourcen, verantwortungsvolle und zeitintensive Stellen anzutreten. Hier sei auch ein Umdenken in Richtung flexiblerer Arbeitszeiten oder Modellen von Teilzeitarbeit angebracht.

Die Beteiligung von Vätern an der Kindererziehung könnte es Müttern ebenfalls ermöglichen, verstärkt im Arbeitsmarkt zu verbleiben. Die Möglichkeit zu einer Elternzeit für Väter wird momentan diskutiert und von einigen Institutionen bereits gewährt. Bedacht werden sollte auch die Situation alleinerziehender Eltern. Hier sind Väter häufig im Nachteil, so könnten in öffentlichen Kindergärten etwa lediglich Mütter ihren Nachwuchs anmelden. Dabei läge es auf der Hand, dass auch alleinerziehende Väter auf Kinderbetreuungsangebote angewiesen sind, wenn sie einer Beschäftigung nachgehen.

Frau Briseño Loredo nannte abschließend drei entscheidende Aktionsfelder:

1. Der Arbeitsmarkt müsse durch Gesetze flexibilisiert werden und so den Arbeitgebern einen größeren Spielraum zur Ausgestaltung von Beschäftigungsverhältnissen bieten. Dabei müsse jedoch auf die Förderung der Gleichberechtigung geachtet werden.

2. In Unternehmen und Institutionen müsse vermehrt auf die Bedürfnisse der Belegschaft eingegangen werden. Durch passgenaue Angebote insbesondere der Kinderbetreuung arbeiteten Mitarbeiter effizienter, was letztlich auch dem Arbeitgeber zu Gute käme.

3. Schließlich müsse auch in den Familien selbst ein Umdenken einsetzen. Gegenseitige Unterstützung sei die Voraussetzung dafür, dass sich jedes Familienmitglied persönlich und beruflich weiterentwickeln könne.

Im zweiten Teil des Forums umriss Frau Josefina Morales, Wissenschaftlerin des Instituts für wirtschaftliche Forschung der Freien Universität Mexikos (UNAM), zunächst Veränderungen auf dem mexikanischen Arbeitsmarkt, bevor sie später den direkten Austausch mit den Teilnehmern suchte. In den letzten Jahren sei der verstärkte Eintritt von Frauen in den nationalen Arbeitsmarkt zu verzeichnen, dies erkläre sich vor allem im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise. Doch hätten Mexikanerinnen mittlerweile auch einen verbesserten Zugang zu Bildung und somit auch zu Stellen im tertiären oder quartären Sektor. Generell habe sich die Teilhabe von Frauen stark verbessert, so die Referentin. Allerdings hätten die häufig geforderte zeitliche Flexibilität und Mobilität durchaus zum Verfall familiärer Strukturen geführt.

Zum Abschluss sprach Herr José Merced González Guerra, Vorsitzender des gewerkschaftlichen Bildungsinstitutes CENPROS, explizit über die Partizipationsmöglichkeiten von Frauen in Politik und Beruf. Auch wenn begrüßenswerte Fortschritte erreicht worden seien, müsse nach wie vor ein langes Stück Weg zurückgelegt werden.

Die regen Diskussionen zwischen Teilnehmern und Referenten zeigten einmal mehr den Gesprächsbedarf zum Thema. Die Anwesenden konnten sensibilisiert werden und wurden mit Argumentationshilfen ausgestattet, die es ihnen in ihrer gewerkschaftlichen Arbeit ermöglichen, sich in ihren Betrieben und Sektoren verstärkt für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen und Männern einzusetzen.

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Kontakt

Daniel Colmenero López

Representante Adjunto

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