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Veranstaltungsberichte

Intensivkurs zum Thema Humanismus und Förderung indigener Führungskräfte

von Janina Grimm-Huber, Janina Grimm-Huber

Yucatán

Von Mai bis Juli 2014 führte die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit der PAN, der Parteizentrale in Yucatán (Comité Directivo Estatal de Yucatán, CDEY) und der Nationalen Abteilung für Aus- und Weiterbildung (Secretaría Nacional de Formación y Capacitación, SNFC) zum zweiten Mal einen Intensivkurs zum Thema Humanismus und Förderung indigener Führungskräfte durch. Die Veranstaltung fand im Staat Yucatán statt.

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Ziele und Zielgruppe

Die Veranstaltung war auf die indigene Bevölkerung der Maya-Halbinsel und Personen ausgerichtet, die über einen großen Erfahrungsschatz bei der Zusammenarbeit mit den ländlichen Gemeinden in dieser Region verfügen. Hauptziel des Kurses war es, die Ermächtigung der 32 indigenen Teilnehmer voranzutreiben, wobei der Fokus auf der politischen Organisation, Teilhabe und Repräsentation lag, sowie darauf, Strategien für die öffentliche Verwaltung weiterzugeben und die Führungspositionen der Teilnehmer in ihren jeweiligen Herkunftsgebieten zu stärken. Außerdem wurde auf die ethische Praktik des Humanismus eingegangen und die Bedeutung der Werte einer partizipativen, integrativen und gerechten Demokratie sowie einer aktiven, interkulturellen, gemeinschaftsbezogenen und organisierten Bürgerschaft hervorgehoben. Um einen persönlichen Bezug herzustellen und eine Brücke zwischen der Kultur der Mayavölker und der Lebensrealität der Menschen in dieser Region zu schlagen, fand im Rahmen des Kurses zuerst eine Informationsveranstaltung statt, in der die Besonderheiten der Region und ihrer indigenen Völker, ihre Geschichte, politische Kultur, gesellschaftliche Struktur, demografische Situation und sozio-ökonomische Konjunktur ausführlich erläutert wurden.

Aufbau des Intensivkurses

Ausgehend von diesen Grundlagen wurde der Kurs in sieben aufeinander aufbauende Module aufgeteilt, die sich verschiedenen Themen widmeten: Regionale und demografische Besonderheiten, Kultur, Indigene Identität, Politische Kultur Mexikos, Politische Teilhabe indigener Völker, Öffentliche Verwaltung und Management, und Wirtschaftssysteme.

Gleichzeitig wurde in komparativen Unterrichtseinheiten zur humanistischen Ideologie und der Kosmovision der Maya versucht gemeinsame Werte zu ermitteln. Jedes Wochenende wurden außerdem Kurse zur Mayaliteratur und -schrift erteilt, um die kulturelle und linguistische Identität der Maya zu stärken.

Die Teilnehmer erarbeiteten weiterhin konkrete Projekte, die auf die Lebensrealitäten in ihren unterschiedlichen Umfeldern zugeschnitten wurden. So konnten die Unterrichtsinhalte bei konkreten Fragestellungen praktisch angewandt, eine Brücke vom Humanismus zu den Mayavölkern geschlagen und das Gemeinwohl derselben gefördert werden. Das letzte Modul (Thema: Wirtschaftssysteme und indigene Teilhabe) fand in den Räumlichkeiten des Ausbildungszentrum für Agrarökologie U Yiits Ka´an (Escuela de Agricultura Ecológica U Yits Ka'an) statt, das sich in der Gemeinde Maní im Staat Yucatán befindet. Neben den Unterrichtseinheiten besuchten die Kursteilnehmer auch lokale Produktionsstätten um zu lernen, wie man die im Rahmen des Intensivkurses gelernte Theorie in die Praxis umsetzen kann.

Referenten und Kurse

Die Kurse und Workshops wurden von herausragenden Experten auf den Gebieten Indigene Bevölkerung, Politik und Wirtschaft geleitet. Im Folgenden werden einige von ihnen genannt:

Der Anthropologe Sergio Ángulo, Experte für die Verwaltung kulturellen Erbes am Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte Yucatán (Centro INAH Yucatán) hielt im Rahmen des ersten Moduls „Regionale und demografische Eigenschaften, Kultur, indigene Identität und politische Bräuche“ den ersten Vortrag mit dem Titel: „Demografie, regionaler Kontext und das Erbe der Mayakultur“. Er sprach im Allgemeinen über die Mayagesellschaft, ihren Glauben und die sozio-politische Organisation zu prähispanischen Zeiten, und umriss den demografischen, sozialen und kulturellen Wandel auf der Halbinsel während der spanischen Eroberung und danach in der Kolonialzeit.

Der zweite Vortrag wurde von Dr. Efraín Poot Capetillo gehalten, derzeit stellvertretender Wahlberater des Lokalrats des Wahlinstituts Yucatán (IFE Yucatán), Vizepräsident des Mexikanischen Verbands für Politikwissenschaften (AMECIP) und Sekretär der Abteilung Mexiko des Seminars für Mexikanische Kultur („Seminario de la Cultura Mexicana A.C“, Capítulo México). Er sprach über Konjunkturen und die politischen Akteure der Region und ihre Beziehung zu den Mayavölkern. Er begann mit einem Überblick über die Fortschritte in der Geschichte bezüglich der Inklusion der indigenen Völker im normativen Rahmen, angefangen von der internationalen bis hin zur lokalen Ebene.

Auf internationaler Ebene erwähnte er unter anderem das Übereinkommen Nr. 169 über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern, das im Jahre 1991 in Kraft trat, und das Internationale Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung, das die Gleichberechtigung im politischen und rechtlichen Bereich sowie in Bezug auf bürgerliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Rechten festlegt.

Im Falle Mexiko nannte er eine Reihe wichtiger Gesetze und verfassungsrechtlicher Reformen auf nationaler Ebene: Artikel 2 der Verfassung, das Gesetz der Nationalen Kommision für die Entwicklung der Indigenen Völker (Ley de la Comisión Nacional para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas, 2003) und das Allgemeine Gesetz über die sprachlichen Rechte der Indigenen Völker (Ley General de los Derechos Lingüísticos de los Pueblos Indígenas, 2003).

Für den konkreten Fall Yucatán erklärte er, dass im Jahre 2007 die Verfassung des Staates zum Thema indigene Bevölkerung reformiert wurde: Artikel 2 wurde abgeändert und 9 neue Paragraphen wurden hinzugefügt. Zuvor war im Jahre 2000 das Institut für die Entwicklung der Mayakultur im Staate Yucatán (Instituto para el Desarrollo de la Cultura Maya del Estado de Yucatán, INDEMAYA) gegründet worden, um die Teilhabe der Maya in Yucatán zu stärken. Außerdem wurde ein neues Gesetz zur Regelung der Rechte und Kultur des Mayavolkes in Yucatán (Ley Reglamentaria en Materia de Derechos y Cultura del Pueblo Maya de Yucatán) verabschiedet. Der Referent erläuterte, dass das Gesetz darauf abzielt, die volle Ausübung der Grundrechte des Mayavolkes in Yucatán zu garantieren, wie es in der Verfassung Mexikos festgelegt ist.

Danach ging er auf das Thema Wahlrecht ein und betonte, dass es infolge des Prozesses der territorialen Begrenzung, der vom Nationalen Wahlinstitut IFE im Jahre 2005 genehmigt wurde, 28 indigene Wahlbezirke auf nationaler Ebene gibt, in denen der Anteil der indigenen Bevölkerung 40% oder mehr beträgt. Im Falle Yucatán stechen drei Wahlbezirke besonders durch den hohen indigenen Bevölkerungsanteil hervor: Valladolid (62,57%), Ticul (49,34%) und Progreso (25,32%).

Weiterhin berichtete er über lokale Organisationen, die sich der indigenen Thematik angenommen haben. Dazu gehören unter anderem Mayaón A.C. (Somos Mayas), Organización de Médicos Indígenas Mayas de la Península de Yucatán, Máakan Xóok, Foro Maya Peninsular oder Alianza Maya. Neben zivilgesellschaftlichen Organisationen stellte er auch die Arbeit der Regierungsinstitutionen vor, zum Beispiel der Nationalen Kommission für die Entwicklung der Indigenen Völker (Comisión Nacional para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas, CDI). Zum Schluss seines Vortrages sprach er über die Probleme der politischen Vermittlung und Gestaltung in Bezug auf die indigenen Völker. Er betonte, dass die indigene Bevölkerung in Mexiko jahrhundertelang unterdrückt wurde, und dass dieses Problem noch nicht hundertprozentig aus der Welt geschafft worden ist. Er erwähnte den Begriff „indirekte Regierung“, der in Mexiko während der spanischen Eroberung verwendet wurde: Die Eroberer bauten ihren politischen Apparat auf die schon vorher bestehende Ordnung der indigenen Völker auf, anerkannten die Autorität der traditionellen Instanzen für ein geordnetes Zusammenleben und machten aus ihnen quasi Beamte der neuen Kolonialmacht. Der Referent problematisierte auserdem die Themen Stammesführer, erkaufte Wahlstimmen und Wahlbeteiligung unter Zwang.

Das zweite Modul wurde von mehreren Referenten zusammen gestaltet: Ángel Vargas, Staatssekretär für Aus- und Weiterbildung der PAN in Yucatán, Ing. Bernardo Camaal Itzá, Journalist und Experte für Management, Entwicklung, Kommunikation und Selbstverwaltung des ländlichen Raumes sowie Mayakultur, Carlos Castillo von der Stiftung Rafael Preciado Hernández, Padre Augusto Romero Sabido und Mtro. Miguel Carbajal Rodríguez, Leiter der Fakultät für Natürliche Ressourcen der Universität Marista in Mérida. Das zweite Modul hatte zum Ziel einen „gemeinsamen Kern“, Überschneidungen und Verbindungen zwischen dem Humanismus und den Bräuchen und Werten der indigenen Bevölkerung in der Region zu finden, um ihre Rechte und Pflichten anzuerkennen sowie auch die Notwendigkeit gemeinsamer Übernahme von Verantwortung und Teilhabe der Bürger, ausgehend von den identifizierten Gemeinsamkeiten. In diesem Rahmen wurde zum Beispiel das Konzept des Menschen und die Bedeutung der menschlichen Würde für die individuelle und gemeinschaftliche Entwicklung definiert. Das Prinzip der Subsidiarität wurde von einer Perspektive aus erläutert, die auf persönliche Mitverantwortung ausgerichtet ist, um soziale Gerechtigkeit und die Entfaltung der indigenen Bevölkerung zu erreichen. Es wurde betont, dass die subsidiäre Beteiligung des Staates auch von grundlegender Bedeutung dafür ist, dass die Maya-Traditionen respektiert und aufrecht erhalten werden. Weiterhin wurde die Bedeutung des Umweltschutzes in der Mayakultur betont und Überschneidungen mit der humanistischen Idee festgestellt, die den Menschen und die menschliche Würde ins Zentrum stellt und vorsieht, das Heim des Menschen zu schützen, um so das Gemeinwohl zu sichern.

Carlos Astudillo Constantino, Direktor der Institution “Cultura Humanista”, konzentrierte sich in seinem Vortrag im Rahmen des Moduls zur politischen Kultur Mexikos auf die politische Geschichte des Landes und zeichnete eine sehr vollständige geschichtliche Chronik von der prähistorischen Zeit bis hin zur Ablösung der PAN-Regierung durch die PRI im Jahre 2000. Einen Grossteil des Vortrages verwendete er darauf, die sozio-politischen Ereignisse und Strukturen in Mexiko zu beschreiben, als es noch Neu-Spanien hieß. Er begründete dies damit, dass sich die heutige mexikanische Kultur und Identät darauf zurückführen lässt und die damalige Struktur die Unterdrückung der indigenen Identitäten begründete. Er erklärte, dass es in Mexiko damals eine Vielzahl „indigener Völker“ gab, die nicht, wie vermutet, friedlich zusammen lebten, sonder Krieg miteinander führten und andere Kulturen unterwerfen wollten, die sie als der eigenen untergeordnet erachteten. So unterwarfen die Mexicas (bekannt als Azteken) ihre Nachbarvölker im Norden und Osten ihres Territoriums, nannten sie Chichimecas und machten sie sich so zu Feinden. Aus diesem Grund wurde Hernán Cortés bei seiner Eroberung maßgeblich von den Chichimecas bei der Unterwerfung der Mexicas unterstützt. So wurde das Massaker von 1521, das die Gründung Mexikos anstieß, zwischen indigenen Völkern ausgetragen, die von ein paar Spaniern und Mexicas angeführt wurden.

Mit diesen Erläuterungen räumte Astudillo Constantino mit dem Mythos auf, dass das mexikanische Volk 300 Jahre lang durch eine fremde Macht, nämlich die Spanier, unterdrückt wurde. Er hob hervor, dass das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Volk auf die Zeit der Eroberung zurückzuführen ist, und dass im Laufe der Jahrhunderte Mestizen und Kreolen zum ersten Mal eine sogenannte “mexikanische Identität“ schafften. Er erläuterte, dass die damalige gesellschaftliche Struktur in der Mitte des Landes, im Norden und im Süden Mexikos sehr unterschiedlich war. Die Mitte des Landes war das Zentrum für Politik und Handel und verzeichnete eine hohe Bevölkerungsdichte. Aufgrund der dortigen engen Beziehungen zwischen den indigenen Eliten und den Spaniern gab es dort eine größere ethnische und kulturelle Vermischung. Im Norden lebten nur wenige Menschen und es gab kaum sesshafte inidgene Völker, sodass die ethnische Vermischung dort geringer war.

Der Referent erläuterte, dass, da die Yucatán-Halbinsel vom Rest des Landes stark isoliert und ein Vordringen aufgrund der Vegetation schwer war, es über viele Jahrhunderte fast keinen Austausch zwischen den indigenen Eliten und den Spaniern gab. Aus diesem Grund kam es bei der Eroberung des Südens Mexikos zu sehr gewalttätigen und lang andauernden Auseinandersetzungen zwischen den indigenen Rebellen und den Neu-Spaniern. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Maya, auch durch die Einführung des Kastensystems, stark unterdrückt, so Astudillo.

Der PAN-Abgeordnete Fernando Rodríguez Doval hielt zwei Vorträge mit dem Ziel, den Teilnehmern das notwendige Wissen über die verschiedenen politischen Systeme und die Staatstheorie weiterzugeben. Diese stellte er in direkten Zusammenhang mit der Notwendigkeit die demokratischen Institutionen zu stärken, um die Wahrung der Menschenrechte und politische Freiheiten zu garantieren. In seinem ersten Vortrag mit dem Titel „Politische Systeme und Akteure“ erklärte er die Staatstheorie und stellte die Schlüsselelemente politischer Systeme vor. Im Rahmen seiner zweiten Präsentation namens „Transition und demokratische Institutionen“ ging er genauer auf die Anstrengungen der PAN-Regierungen für die Stärkung der Demokratie und ihre Institutionen ein. Er stellte im Detail die Stärkung der Meinungsfreiheit, Erfolge für die Wirtschaft, die Lebensqualität und die Gewaltenteilung vor.

Xavier Abreu Sierra, Generaldirektor der Nationalen Kommission für die Entwicklung der indigenen Völker (2010-2013), hielt einen Vortrag zur politischen Geschichte des Landes und die Teilhabe der indigenen Völker, um die öffentlichen politischen Maßnahmen zu identifizieren, von denen diese bisher profitieren konnten.

In chronologischer Reihenfolge stellte er die Fortschritte für indigene Völker und Gemeinschaften in der mexikanischen Politik von 1920 bis 2012 vor. Er hob drei Entwicklungsphasen besonders hervor: 1) Den Ausschluss: In der post-revolutionären Zeit wurde mehr Wert auf die Schaffung einer mexikanischen Identität als auf das Mestizentum gelegt. 2) Die Integration: Die Existenz des Indigenen wurde anerkannt und deswegen wurde im Rahmen der Verfassungsreform für indigene Fragen (2001) die Anstrengung unternommen, die indigenen Völker in ein einheitliches nationales Entwicklungsmodell zu integrieren. 3) Die Multikulturalität: Verschiedene Gesellschaftsstrukturen wurden anerkannt und Mexiko zu einer multikulturellen Nation erklärt (2003). Diese Kulturenvielfalt zeigt sich in der Existenz von 68 indigenen Völkern und 364 Sprachvarianten.

Angesichts dieser Vielfalt wurde im Jahre 2003 die CDI als Instanz gegründet, die sich für die Bundesverwaltung mit der indigenen Frage beschäftigt und Programme und Maßnahmen der Regierung evaluiert, die auf indigene Völker ausgerichtet sind. Der Redner erklärte, dass die CDI seit ihre

r Gründung nach „Entwicklung mit Identität“ strebt, die im Programm für die Entwicklung der Indigenen Völker 2009-2012 unter Ziel 3 festgelegt ist. Dort steht: „Gemeinsam mit den Bundesbehörden, den bundesstaatlichen Regierungen, Gemeinden und kommunalen Entscheidungsträgern sollen Aktionspläne für die nachhaltige Entwicklung mit Identität in den indigenen Gebieten gefördert werden“. Im Folgenden stellte Abreu Sierra die ersten Erfolge des Programms vor: Im Jahre 2009 wurde ein Operationsmodell entworfen, das darauf ausgerichtet ist, dass die Koordinationszentren für die indigene Entwicklung (Centros Coordinadores para el Desarrollo Indígena, CCDI) als Impulsgeber für die Entwicklung territorialer Teilhabe fungieren können. Zwischen 2011 und 2012 setzten 15 Delegationen die territoriale Verwaltung für Entwicklung mit Identität um, 104 Koordinationszentren und die Delegation aus Morelos haben ihre territorialen Pläne für eine Entwicklung mit Identität umgesetzt und 155 mikro-regionale Pläne stehen kurz vor der Umsetzung.

Um die Führungsqualitäten der Teilnehmer noch weiter zu stärken, sodass sie in ihrem Umfeld und im politischen System Mexikos ihr volles Potential ausschöpfen können, boten Maricela Gastelú, Rechtsberaterin im Ausschuss für Jugend in der 62. Legislaturperiode und Beraterin der PAN im Bundesstaat Mexiko, und Gina Villagómez, Professorin und Forscherin in der Arbeitsgruppe “Studien zur Frau und Geschlechterverhältnissen” der Autonomen Universität Yucatán, Rhetorik-, Verhandlungs- und Mediatorenworkshops an. Anhand praktischer Übungen, Videos und Theorievermittlung lernten die Kursteilnehmer die grundlegenden Elemente und Formen verbaler Kommunikaton und Strategien der politischen Mediation kennen.

Im vorletzten Modul zur öffentlichen Verwaltung hielt Roberto Tolosa von der Consultoría y Asesoría del Sureste A.C. (COAS) einen Vortrag, in dem er den Teilnehmern die sozialen Programme und ihre Vorteile für die indigenen Bevölkerungsgruppen erklärte, sodass sie die grundlegenden Verwaltungsschritte kennen lernen konnten. Zuerst stellte er Finanzierungsquellen auf Bundesebene und bundesstaatlicher Ebene vor und nannte die einzelnen Behörden, bei denen man um finanzielle Unterstützung für Projekte bitten kann. Dazu gehören unter anderem: Indesol, Sedesol, CDI, Imjuve, das Instituto Nacional de Emprendedor oder auch die Comisión de Fomento de las Actividades de las Organizaciones de la Sociedad Civil. Weiterhin sprach er über die Möglichkeit, eine gemeinnützige Organisation zu gründen und klärte über die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen auf.

Darüber hinaus sensibilisierte er die 32 Teilnehmer dafür wie wichtig es ist, dass sie sich als Führungskräfte für die Entwicklung ihres Umfelds einsetzen, sich selbst als „Impulsgeber für Wandel“ wahrnehmen und sich dadurch abheben, dass sie „Reflexion und die Beteiligung der indigenen Bevölkerungsgruppen im Planungsprozess anstoßen, ausgehend von der gemeinsamen Ausarbeitung eines Entwicklunsgplans, der die Problematiken in verschiedenen Aspekten in ihrer Region widerspiegelt und alternative Lösungsvorschläge bietet“. Tolosa machte deutlich, dass Personen, die ein Projekt erfolgreich und nachhaltig umsetzen oder einen Entwicklungsplan für ihr Umfeld vorantreiben wollen, mit Hilfe diagnostischer Instrumente und Statistiken zuerst einmal Kenntnisse über die Region, die Lebensumstände, die Bedürfnisse und die Interessen der dort lebenden Menschen erlangen müssen. Er argumentierte, dass nur durch diese Vorarbeit ein Entwicklungsschema und eine klare Zielvorstellung für die Projekte entwickelt werden können.

Das letzte Modul “Wirtschaftssysteme und indigene Teilhabe” wurde von Francisco Reyes, dem Verantwortlichen für Wirtschaftsförderung und Wohnraumbeschaffung der PAN in Oaxaca, gestaltet, der die besten Praktiken für eine erfolgreiche Integration der indigenen Bevölkerung im mexikanischen Wirtschaftssystem vorstellte. Er erwähnte zum Beispiel die Wasserabfüllungsanlagen, die das Wasser der Quellen nutzen, die sich in Waldschutzgebieten befinden. Das Wasser wird in Anlagen in den Pueblos Mancomunados, einem Zusammenschluss von Dorfschaften in der Sierra Norte von Oaxaca, aufbereitet, die 1997 ihren Betrieb aufgenommen und die Marke INDAPURA gegründet haben. Reyes betonte, dass in diesem Betrieb 69 Direktarbeitsplätze und 150 indirekte Arbeitsplätze geschaffen werden, mit einem Gehalt von 80 mexikanischen Pesos, das über dem Mindestlohn liegt. Das Unternehmen vermarktet 2000 19 L-Wassercontainer täglich auf 6 Vertriebswegen und deckt 4 % des Markts der Stadt Oaxaca ab.

Als weiteres erfolgreiches Beispiel nannte Reyes das Geschäft mit dem Bio-Kaffee der indigenen Bevölkerung der Sierra Madre von Motozintla in Chiapas. Er merkte an, dass das Unternehmen gut organisiert ist, Teilhabe ermöglicht und die indigene Bevölkerung gut repräsentiert. 1500 indigene Familien aus der Region profitieren davon. Reyer erklärte, dass dort im Jahr durchschnittlich 80 000 Zenter hochwertigen Bio-Kaffees produziert und in 14 Länder weltweit exportiert werden.

Darüber hinaus motivierte er die Teilnehmer, das wirtschaftliche und territoriale Potential ihrer Gemeinden zu identifizieren, um Chancen zu nutzen und eigene Unternehmen zu gründen, die wettbewerbsfähig sind, Arbeitsplätze für die Bevölkerung schaffen und Problemen wie Armut, Ungleichberechtigung und Landflucht aufgrund mangelnder Zukunftsperspektiven Einhalt gebieten. Er betonte, dass Behörden auf Bundesebene sowie auf bundesstaatlicher Ebene nicht nur die gesellschaftliche Entwicklung fördern, sondern auch die Gründung und Ausweitung von Unternehmen unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel INAE, SAGARPA oder das Wirtschaftsministerium. Letzteres stellt bis zu 7 Millionen Pesos für umfassende Projekte zur Verfügung, die dem wirtschaftlichen Aufschwung dienen.

Rodrigo Reyes, technischer Direktor der Kommission für Wirtschaftliche Entwicklung und Arbeit der 60. Legislaturperiode des 200. Kongresses des Staates Guerrero, beendete die Veranstaltung mit seinem Vortrag „Das Wirtschaftssystem in Mexiko und die Soziale Marktwirtschaft“. Er stellte das Wirtschaftssystem Mexikos mit seinem Schwachstellen und Herausforderungen den Vorteilen der Sozialen Marktwirtschaft gegenüber. Nachdem er die Struktur und die Schlüsselemente des mexikanischen Wirtschaftssystems erläutert hatte, fasste er zusammen, dass Mexiko und seine Wirtschaft immer noch viele Hürden überwinden muss: große Ungleichheit, ungenügend soziale Gerechtigkeit, unverhältnismäßiger Verbrauch natürlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung, soziale Ausgrenzung, was zu Spannungen führen kann, fehlende Normen oder dass in einigen Sektoren aufgrund der gesellschaftlichen Struktur einigen Personen nicht die notwendigen Werzeuge an die Hand gegeben werden können, um die Ziele der Gesellschaft zu erreichen, wenig nachweisbare Erfolge bei der nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung, Monopole, schwache Insitutionen, die Schaffung und Stärkung des Schwarzmarktes und nicht zuletzt eine erwerbstätige Bevölkerung, die schlecht qualizifiert und deswegen kaum wettbewerbsfähig ist.

Diese Herausforderungen können laut Rodrigo Reyes überwunden werden, wenn das Modell der Sozialen Marktwirtschaft angewandt wird, da es eine Strategie und Mechanismen für die Stärkung der Institutionen umfasst, den Weg für Wettbewerb(sfähigkeit) bereitet, Bildung als Investition und nicht als Kosten versteht, die Gesellschaft durch eine Regierung stärkt, die sich nicht als allmächtige Insitution versteht, und in dem die Wirtschaft und die Politik auf Fortschritt ausgerichtet sind und das Gemeinwohl der Gesellschaft als gemeinsaes Ziel haben. Um den Kursteilnehmern das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft näher zu bringen erklärte er, dass dieses Modell nicht nur eine Antwort auf die Heruasforderungen und Aufgaben eines Landes gibt, sondern eine umfassende Vision für die Bereiche Politik, Gesellschaft und Umwelt bieten will. Zusammenfassend erläuterte er, dass die Soziale Marktwirtschaft ein integratives System ist, das auf sozialchristlichen Werten beruht, und um zu funktionieren einer demokratischen Ordnung und einer liberalen Wirtschaftspolitik bedarf, die auf den Prinzipen der Freiheit, Zweckmäßigkeit, Verantwortung und Gleichberechtigung beruhen. Weiterhin fasste er die Hauptziele der Sozialen Marktwirtschaft zusammen: 1) Allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen, 2) soziale Teilhabe zu fördern, und 3) Wettbewerb zu schaffen, bei dem der Staat als Kontrollinstanz Monopole überwacht und Machtmissbrauch vorbeugt. Laut Reyes ist das Modell der Sozialen Marktwirtschaft im Vergleich mit den klassischen Wirtschaftssystemen, die seiner Meinung nach die Freiheit einschränken und den Menschen zum reinen Objekt machen, besonders wertvoll, da es die nachhaltige Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft fördert und benachteiligte Gruppen, zu denen unter anderem die indigenen Völker gehören, integriert.

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