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Round-Table-Gespräch

Religion in der Bildung – Erfahrungen und Herausforderungen

Die Konrad-Adenauer-Stiftung organisierte in Zusammenarbeit mit der Association of professors of Ethics in Religions am 16. Februar in Skopje einen Runden Tisch zum Thema "Religion in der Bildung - Erfahrungen und Herausforderungen", an dem die führenden Vertreter der religiösen Gemeinschaften in Nordmazedonien, Experten aus der Wissenschaft und Abgeordnete des mazedonischen Parlaments teilnahmen.

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Die Initiative des Round-Table-Gesprächs zielte darauf ab, die Diskussion über die Notwendigkeit und den Nutzen des Religionsunterrichts in der Öffentlichkeit anzustoßen und über den Status des Schulfachs "Ethik in den Religionen" insbesondere in der Grundschule zu sprechen.

In seiner eröffnenden Ansprache erklärte Daniel Braun, Offizieller Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nordmazedonien und im Kosovo, dass die Stiftung weiterhin unterstützen werde, dass Religionsunterricht in Nordmazedonien weiterhin als fester Bestandteil des Curriculums angeboten wird. Des Weiteren betonte er, dass Religionsunterricht nicht nur wichtig sei, um Werte und Hintergründe der eigenen Religion kennenzulernen, sondern auch um Toleranz und Verständnis für die Werte und Hintergründe anderer Religionen zu entwickeln. Dazu hätten alle Religionen einen wichtigen Anteil beizutragen und besonders in Nordmazedonien, wo so viele verschiedene Religionen an ein Ort vertreten sind, sei es wichtig durch den Religionsunterricht einen Eindruck der kulturellen und religiösen Vielfalt zu bekommen.

Auch Reis ul Ulemma Haji Shaqir Efendi Fetahu, Oberhaupt der Islamischen Religiösen Gemeinschaft in Nordmazedonien, hob hervor, wie wichtig es sei, dass sich alle Religionen im Land gemeinsam für Liebe und Toleranz einsetzen, unabhängig von der ethnischen Herkunft oder dem kulturellen und religiösen Hintergrund.

Metropolit Josif, von der Diözese Tetovo und Gostivar, akzentuierte den Nutzen der religiösen Bildung für die Gesellschaft und bekräftigte erneut die kontinuierliche Unterstützung der mazedonisch-orthodoxen Kirche für die Stärkung des interreligiösen Dialogs im Land.

Pater Vinko Maslakj, Dompfarrer der katholischen Kirche in Skopje, verglich den Status des Religionsunterrichts in Kroatien mit der Situation in Nordmazedonien und unterstrich, dass dieses Fach auf jeden Fall weiterhin Teil der Lehrpläne sein soll.

Der Präsident der Jüdischen Gemeinschaft, Pepo Levi, betonte die Bedeutsamkeit von gegenseitigem Respekt und gemeinsamen moralischen Werten. Auch wenn man verschiedene Ansätze hätte, so vereine die verschiedenen religiösen Gemeinschaften doch ein gemeinsames Ziel. Man müsse Jugendliche dabei unterstützen den richtigen Weg zu finden, völlig unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Gemeinsam könne man so durch gegenseitiges Verständnis und Respekt, welche im Religionsunterricht vermittelt werden, eine bessere Gesellschaft aufbauen und eine bessere Zukunft gestalten.

Prof. Dr. Aleksandar Spasenovski, früherer Parlamentsabgeordneter und außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät “Iustinianus Primus” wies darauf hin, dass das Fach Religion in vielen anderen europäischen Gesellschaften standardmäßig angeboten werde und das Fach deshalb auch im mazedonischen Lehrplan nicht fehlen solle. Er bedaure, dass „Ethik in den Religionen“ im 2021 ausgearbeiteten Bildungskonzept überhaupt nicht erwähnt wird. Spasenovski äußerte 3 konkrete Vorschläge an die anwesenden Parlamentsabgeordneten. Er forderte die Abgeordneten auf erstens die Möglichkeiten vollständig auszunutzen, die im Rahmen der mazedonischen Verfassung bereitgestellt werden, zweitens ihre Kontakte im Parlament und in der Regierung zu nutzen, um einen Erhalt des Fachs im Bildungssystem zu gewährleisten und drittens eine Abgeordnetengruppe zu gründen, die sich mit Religionsfreiheit beschäftigt, da überparteilicher Dialog wichtig sei und auch der multi-konfessionelle Hintergrund berücksichtigt werden solle.

Der Professor der Fakultät für Islamwissenschaften an der Universität in Skopje, Prof. Dr. Hasan Dzilo, unterstrich den einzigartigen Gewinn, den der Bestandteil der Ethik in den Religionsunterricht einbringt, da Ethik ein universelles Konzept sei, was alle Religionen gemeinsam haben und so als Bindeglied dienen könne, um Inklusivität zu fördern und gleichzeitig auch enorm wichtig sei für den interethnischen und interreligiösen Dialog. Dzilo hebt hervor, dass man eine Perspektive für alle schaffen müsse.

Prof. Dr. Aneta Jovkovska von der Fakultät für orthodoxe Theologie “St. Clement of Ohrid” stellte zunächst die Lage des Religionsunterrichts in anderen europäischen Ländern vor und stellte anschließend vier Vorteile heraus, die bei Schülern des Fachs „Ethik in den Religionen“ beobachtet werden konnten. So seien Schüler, die das Fach „Ethik in den Religionen“ besucht haben, weiter in ihrer geistigen Entwicklung, zeigen mehr Interesse an anderen Religionen, handeln lösungsorientierter und verhalten sich solidarischer im Vergleich zu anderen Schülern.

Die Parlamentsabgeordnete Fisnike Bekteshi Shakjiri betonte das Recht der Kinder in Nordmazedonien auf einen Religionsunterricht und die Religionsfreiheit nach Art. 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Des Weiteren ergänzte sie, dass es aufgrund der zahlreichen Herausforderungen heutzutage für die zukünftigen Generationen von großer Bedeutung ist die Persönlichkeit komplett zu entfalten, weshalb es so wichtig sei, die Werte, die im Religionsunterricht vermittelt werden, zu erlernen.

Der Parlamentsabgeordnete Nikola Micevski drückte sein Bedauern darüber aus, dass die neuen Reformen den Religionsunterricht aus dem Lehrplan ausschließen und forderte gleichzeitig den Staat dazu auf an dieser Stelle nicht zu diskriminieren und das Fach „Ethik in den Religionen“ weiterhin zu unterstützen, da die Schüler die Möglichkeit bekommen sollten die verschiedenen Religionen kennenzulernen und dies zum Beispiel auch zu einer Verbesserung des Geschichtsverständnisses beitragen könne.

Der Parlamentsabgeordnete Arber Ademi bekräftigte, dass seine Partei zur Verfügung stehe sich für den interreligiösen Dialog in Nordmazedonien einzusetzen, da davon alle Bürger profitieren könnten. Er wies außerdem auf das Problem hin, dass die Abschlüsse religiöser Mittelschulen in Nordmazedonien immer noch nicht offiziell anerkannt werden und die Absolventen somit der Zugang zu einem breiter Hochschulstudium verwehrt bleibt. Er Schlug ein weiteres treffen mit den Vertretern der religiösen Gemeinschaften vor, um einen gemeinsamen Konsens finden zu können.

Die Parlamentsabgeordnete Ivanka Vasilevska teilte ihre Meinung zu den Herausforderungen mit denen der Religionsunterricht in Nordmazedonien derzeit konfrontiert ist und forderte eine sofortige Lösung des Problems und eine Verbesserung des Bewusstseins für die Notwendigkeit, Bedeutung und Rolle der Religion, sowie die Vermittlung ethischer Grundsätze im Bildungsprozess.

An dem Round-Table-Gespräch nahmen auch Maja Bicikliska, Staatsberaterin, und Jasmina Vukichevikj, Sonderberaterin im Ministerium für Bildung und Wissenschaft, teil, die über die neuesten Entwicklungen im Bereich Ethik in den Religionen informierten und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bekundeten, um eine Lösung für den Status des Fachs in den Lehrplänen zu finden.

Moderiert wurde das Round-Table-Gespräch von Nonne Efimija Zajkovska, Mitbegründerin und Koordinatorin der Association of professors of Ethics in Religions.

Bei dieser Gelegenheit wurde die Analyse "Im zweiten Jahrzehnt mit dem Thema Ethik in der Religion" vorgestellt. Wir laden alle Interessierten ein, die elektronische Version der Analyse unter folgendem Link weiter zu lesen.

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