Sehnsucht nach Menschlichkeit - Politisches Bildungsforum Nordrhein-Westfalen
Lesung
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„Es ist sehr gut, dass Du in dieser Welt da bist,“ schreibt Lew Kopelew 1973 an Christa Wolf aus Moskau. Lew Kopelew hatte Christa und Gerhard Wolf vier Jahre nach dem Mauerbau 1965 in Ost-Berlin kennengelernt. Trotz unterschiedlicher Standpunkte bezüglich der Teilung und der Wiedervereinigung Deutschlands entwickelte sich über 32 Jahre des regen Briefwechsels eine enge Freundschaft zwischen beiden. 1977 schreibt Lew Kopelew an Christa Wolf aus Moskau: „Die allgemeine Situation bei uns ist wohl in manchen Hinsichten schlimmer als bei Euch. Denn wir können nichts publizieren und eine Vertreibung (Ausbürgerung) für unsereinen wäre viel schlimmer als ein Exil‚ aus Deutschland nach Deutschland.“
Doch Christa Wolf hadert mit der Frage: Gehen oder bleiben? In vielen ihrer Briefe offenbart sich ihre Zerrissenheit zwischen Privilegien und der Observation durch das MfS, zwischen Familieninteressen und der Frage nach dem Sinn des Schreibens. Im verborgenen Austausch mit dem Ehepaar Kopelew fand Christa Wolf Zuflucht.
„Diese Briefe“, schrieb das ND, „die von zeitresistenter Zuneigung, von fragloser Solidarität, vom Aufbäumen der Anständigkeit gegen die Dogmatik erzählen, dürfen als Zuarbeit für den erwähnten Zeiten- und Weltenwandel 1989 betrachtet werden. Begleitet sind die Texte von präzisen, geradezu erzählerischen Anmerkungen der Herausgeberin Tanja Walenski und ihrem spannenden (hier ein Adelswort!) biographischen Essay – dieser Text hat den schönen Titel ‚Buchweizenlicht‘.“
Sergej Lochthofen ist Autor und Journalist. Geboren in der Straflagerstadt Workuta im Nordosten Russlands als Sohn eines inhaftierten deutschen Emigranten und der Tochter eines verbannten russischen Revolutionskommissars kam er mit fünf Jahren mit den Eltern in die DDR, wo er eine russische Schule besuchte. Er studierte Malerei in Simferopol/Krim und Journalistik in Leipzig. 1990 bis 2009 verantwortete er die Zeitung Thüringer Allgemeine. Er führte die ehemalige Parteizeitung 1990 in die Unabhängigkeit und profilierte das Blatt als eine der wenigen wahrnehmbaren Stimmen Ostdeutschlands in der gesamtdeutschen Öffentlichkeit. Das Medium-Magazin wählte ihn zum regionalen „Chefredakteur des Jahres“; Fernsehzuschauer kennen ihn als Stimme des Ostens im ARD-Presseclub oder in der Phoenix-Runde; Autor von „Schwarzes Eis“ und „Grau“.
Eröffnung
Thomas Roth
Vorsitzender des Lew Kopelew Forums
Im Gespräch
Dr. Tanja Walenski
Herausgeberin
Fritz Pleitgen
Ehrenvorsitzender des Lew Kopelew Forums
Moderation: Sergej Lochthofen
Lesung und Diskussion mit dem Publikum
Marietta Bürger
Sprecherin, Schauspielerin
Bernt Hahn
Schauspieler