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Veranstaltungsberichte

„Europa ist noch unvollkommen“

von Anne Odendahl

Mein Europa!

Informieren und erklären, nicht vermitteln: So beschreibt Michael Stabenow, seine Aufgabe als Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Brüssel. In der Veranstaltungsreihe „Mein Europa!” sprach er am Dienstagabend in Düsseldorf vor rund 300 Gästen darüber, was Europa für ihn bedeutet.

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Die gemeinsame Vortragsreihe der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Regionalbüro Rheinland der Konrad-Adenauer-Stiftung bietet verschiedensten Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Möglichkeit darzulegen, was ihnen Europa in seiner ganzen Vielfalt persönlich bedeutet.

Daher verwies Simone Habig, Leiterin des Regionalbüros Rheinland, in ihrer Eröffnungsrede auf die verschiedenen Blickwinkel auf Europa, die es jedes Mal neu zu entdecken gibt. Auch der hessische Kultusminister Prof. R. Alexander Lorz und ehemaliger Lehrstuhlinhaber für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Heine-Universität begrüßte das Publikum und hob die Bedeutung der Reihe hervor.

Das Europa von Journalist Michael Stabenow ist das der Europapolitik. Das Europa, das er erlebt, ist geprägt von den demokratischen Auseinandersetzungen, die im europäischen Parlament stattfinden. In nunmehr 36 Jahren journalistischer Tätigkeit in Brüssel hat er gelernt, genau zuzuhören, was dort, aber auch andernorts über die Europäische Union gesagt wird.

Die Informationen, die er sammelt, sind Teil des medialen Bildes, das in der Öffentlichkeit gezeichnet wird. So zitiert er in seinem Vortrag europäische und nationale Politiker und legt anhand dessen seinen europäischen Alltag dar und erläutert die Herausforderungen, denen sich die EU stellen muss:

„Wir schaffen das“

Der viel zitierte Ausspruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird öffentlich häufig als Fehlentscheidung in der Flüchtlingskrise dargestellt. Sie habe damit Flüchtlinge eingeladen und die Lage verschlimmert. Dabei sind Toleranz und Integration Grundwerte der europäischen Idee.

„Make Europe great again“

Das ist Viktor Orbáns Antwort auf den britischen und amerikanischen Alleingang. Der ungarische Ministerpräsident bezieht sich nur nicht auf ein gemeinsames Europa, sondern die Stärke jedes einzelnen Landes. Er hat für Ungarn einen Zaun gebaut und somit die Einreise vieler Flüchtlinge nach Europa erschwert oder verhindert.

„Nicht ins nationale Schneckenhaus zurückziehen“

Bereits vor zwei Jahren warnte Martin Schulz, damals Präsident des Europaparlaments, bei der Verleihung des Karlspreises vor Kleinstaaterei und davor, nationale Interessen über europäische zu stellen. Nun hat Großbritannien mit dem Brexit seinen Austritt aus der europäischen Gemeinschaft erklärt.

„Wer an der EU zweifelt, sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“

Gerade die Werte und Errungenschaften der EU werden gerne vergessen. So erinnert Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, daran, sich immer mal wieder zu vergegenwärtigen, dass Frieden, Reisefreiheit und eine Währungsunion nicht selbstverständlich sind.

Es ist also keine mythische Vorstellung von Europa, die der Journalist Michael Stabenow vorträgt sondern eine nüchterne politische Realität. Für ihn sei Europa daher im Kern ein politisches Projekt. Dieses sieht er als andauernden Prozess. Für dessen Erfolg fordert er, dass Politiker zu ihrem Wort stehen, Probleme anzugehen und nicht immer nur mit dem Finger auf Brüssel zu zeigen. Zur Zukunft Europas vermag er keine Prognose abgeben, aber er hat den Eindruck, dass etwas „in Bewegung gekommen ist“. Darstellen und nicht bewerten – das ist sein Europa.

Nach dem Vortrag hatte das Publikum Gelegenheit, Michael Stabenow Fragen zu stellen. Professor Dr. Hein Hoebink M.A. moderierte die Diskussion. So wollten die Gäste mehr über die Arbeitsweise der Journalisten und die Rolle der Medien im Diskurs über Europa wissen. Auch wurden das Subsidiaritätsprinzip und der Lobbyismus angesprochen.

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Über diese Reihe

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, ihre Bildungsforen und Auslandsbüros bieten jährlich mehrere tausend Veranstaltungen zu wechselnden Themen an. Über ausgewählte Konferenzen, Events, Symposien etc. berichten wir aktuell und exklusiv für Sie unter www.kas.de. Hier finden Sie neben einer inhaltlichen Zusammenfassung auch Zusatzmaterialien wie Bilder, Redemanuskripte, Videos oder Audiomitschnitte.

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erscheinungsort

Düsseldorf Deutschland