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Veranstaltungsberichte

„Wir dürfen uns von Terroristen nicht auseinander dividieren lassen“

Dormagener Gespräch am 22. April 2016

Der Terror ist bei uns angekommen. „Ich rechne fest damit, dass auch in Deutschland etwas passieren wird“, sagt der Journalist und Terrorismusexperte Elmar Theveßen. Eindringlich und realitätsnah beschreibt er, wie es soweit kommen konnte.

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Die Aula des Bettina-von-Arnim-Gymnasium in Dormagen ist gut besetzt mit rund 200 Zuhörern. Als Referent zum Thema „Die Herausforderung – Islamistischer Terror oder Kampf der Kulturen?“ ist Elmar Theveßen geladen, stellvertretender Chefredakteur des ZDF und Leiter der Hauptredaktion Aktuelles.

Mit der Veranstaltung greift die Konrad-Adenauer-Stiftung die aktuelle politische Situation in Deutschland und ganz Europa auf und stellt die Frage, ob sich „der Westen“ und „die islamische Welt“ tatsächlich in einem „Kampf der Kulturen“ nach der These von Samuel Huntington befinden. Theveßen versucht darauf zu antworten, indem er das Publikum mitnimmt auf eine Reise durch seine Recherchen über den Ursprung des islamistischen Terrors in Europa.

Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit, MdB und Schirmherr der Veranstaltung mahnt: „Wir dürfen die Augen nicht verschließen“ und hält einen Zeitungsartikel in die Höhe, der am Morgen erschienen war und von einem Terroranschlag gegen einen Sikh-Tempel in Essen berichtete. Schon längst habe die Terrororganisation Islamischer Staat die Front nach Europa verlegt, beginnt Theveßen seinen Vortrag.

Den Anfang nahm es mit den Anschlägen auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und setze sich fort mit den Attentaten von Paris, sowie den Terroralarmen von Hannover und München. „Die Anschläge gelingen, weil Staat, Nachrichtendienste und Militär die Gefahr aus der eigenen Gesellschaft unterschätzt haben“, sagt Theveßen, der weiß, dass von den Attentätern aus Brüssel und Paris nur zwei über die Flüchtlingsroute nach Europa gekommen sind. „Die Terroristen sind größtenteils Menschen, die bei uns aufgewachsen sind“, macht er deutlich. In seinen langjährigen Recherchen hat er ihre Biographien bis ins Detail verfolgt. Wie wurde aus Daniel Martin Schneider der Terrorist Abd Allah, Mitglied der Sauerland-Gruppe?

Er kommt zu dem Schluss, dass diejenigen, die sich von der Gesellschaft ausgestoßen fühlen, leicht Opfer von Propaganda und Hassbotschaften werden. „Radikalisierung findet heute sogar in deutschen Wohnzimmern statt“, sagt er. Das vereinfachen besonders soziale Netzwerke, in denen persönliche Beziehungen zu Terroristen aufgebaut werden könnten und Attentäter heroisiert werden. Um den Nährboden für eine solche Propaganda abzugraben, müsse Europa sich seiner Verantwortung stellen. Das bedeutet, dass ein Gesamtkonzept für Integration und Terrorismusbekämpfung nötig sei.

Für Theveßen steht fest, dass der Kampf der Kulturen vermeidbar ist, wenn Ghettoisierung, illegale Zuwanderung und Rassismus verhindert werden und gleichzeitig eine wirtschaftliche und soziale Teilhabe an unserer Gesellschaft garantiert werde. Für ihn gilt das Prinzip „fördern und fordern“: „Wir müssen Perspektiven schaffen, aber wer sich nicht an die Regeln hält, den erwarten scharfe Sanktionen.“

Dass diese große Aufgabe aber sehr viele Facetten hat, zeigte die Diskussion mit dem kundigen Publikum. „Warum geht es immer nur um die MINT-Fächer in der Schule“, beklagt ein Abiturient, der die politische Bildung für genauso wichtig hält, sie aber nicht in den Schulcurricula wiederfinde.

Theveßen stimmt ganz klar zu und gibt zu bedenken, dass Bildung eine nationale Sache sein müsse und interkulturelle Bildung der Schlüssel dazu sei, Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Dazu trage auch eine objektive und qualitative Berichterstattung in den Medien bei, um die er sich stets bemühe.

Von Anne Odendahl

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