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Veranstaltungsberichte

Zeit, dass sich was dreht

von Anne Odendahl

Neusser Stadtgespräch "Denk-Anstoß: Was bewegt der Fußball heute?"

Ehrenamt lohnt sich wieder - jedoch nicht für die kleinen Vereine vor Ort. DFB-Präsident Reinhard Grindel, Torwart-Legende Toni Schumacher und "Sport BILD"-Chefredakteur Alfred Draxler diskutierten die gesellschaftliche Wirkung des Fußballs und die Bedeutung der Arbeit an der Basis.

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Das Sommermärchen 2006, der Weltmeistertitel 2014 oder die Diskussion über den Nachbarn Jérôme Boateng in diesem Jahr: Der Fußball mobilisiert die Deutschen. Zugleich hinterlassen Korruptionsskandale, Gewalt durch Hooligans und immer höhere Ablösesummen bei Spielertransfers einen faden Beigeschmack. Grund genug, einmal ausführlich über die Frage, was den Fußball heute bewegt, zu diskutieren. Und so hat das Team des Regionalbüros Rheinland der Konrad-Adenauer-Stiftung drei hochkarätige Experten für das Thema gewonnen.

Nach einleitenden Worten durch Dr. Ludger Gruber, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Nordrhein-Westfalen, begrüßte Hermann Gröhe, MdB, die über 200 Gäste. Als Schirmherr der Podiumsdiskussion im Trainingszentrum medicoreha erinnerte der Bundesminister für Gesundheit daran, wie sportliche Großereignisse rund um „die schönste Nebensache der Welt“ das Bild Deutschlands im In- und Ausland geprägt haben.

„Das System ist krank.“ – Harald „Toni“ Schumacher, Ex-Nationalspieler

Toni Schumacher, Vizepräsident des 1. FC Köln, zeigte sich besorgt, dass die Elite im Fußball unter sich bleibe, denn die kleinen Vereine hätten kaum eine Chance gegen „die Großen“. Die Geldmaschinerie hinter dem Fußball werde immer mächtiger. DFB-Präsident Reinhard Grindel erwiderte, dass ein fairer sportlicher und finanzieller Wettbewerb Maximen des DFB seien. Aber, warnte Alfred Draxler mit einem Zitat von Bundesligatrainer Thomas Tuchel: „Wir müssen aufpassen, dass wir die Menschen nicht verlieren.“

Grindel versicherte, dass sich die Beziehung zwischen Fans und Spielern durch das Geld nicht verändere. Doch auch im Fußball „bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis“, so Grindel. Die am höchsten dotierten Spieler seien sich der Verantwortung für ihr Einkommen durchaus bewusst und engagierten sich gesellschaftlich: „Die Jungs zeigen auf und neben dem Platz Leistung.“

„Vielfalt macht uns stark.“ – Reinhard Grindel, DFB-Präsident

Gerade in der Integration leiste der Fußball eine enorme Arbeit. Und so müsse auch bei Familien mit Migrationshintergrund das Interesse für den Vereinsfußball geweckt werden. Erste Erfolge gebe es bereits: In der Saison 2015/16 meldeten sich doppelt so viele Spieler mit ausländischer Staatsbürgerschaft an wie in den Jahren zuvor.

Wichtig sei auch, dass Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art auf dem Platz nichts zu suchen hätten. Solidarität müsse jedem Spieler gezeigt werden, ob er nun für die Nationalmannschaft oder in der Kreisliga spiele, mahnte Grindel. Dennoch dürften sportliche Fragen, wie zum Beispiel die Besetzung des neuen Kapitäns der Nationalmannschaft, nicht zum Politikum werden. Es gibt auch klare Grenzen zwischen Sport und Politik.

„Große Skandale schädigen unsere Amateurarbeit.“

Damit Vereinsarbeit gut funktioniert, benötigt man viel ehrenamtliche Unterstützung. Und genau das ist für Grindel eine der größten Herausforderungen des DFB: Ehrenamtler zu finden. Die Ansprüche seien höher und vielfältiger als früher, sowohl aus sportlicher als auch aus gesellschaftlicher Sicht. Ein Gast aus dem Publikum, der seit 44 Jahren ehrenamtlich als Schiedsrichter tätig war, wünschte sich vom DFB auch technische Unterstützung, wie zum Beispiel Laptops zur Übertragung von Spielergebnissen. In der abschließenden Diskussionsrunde kam auch Kritik aus dem Publikum: Der DFB fungiere nicht gerade als Vorbild. Grindel wies darauf hin, dass er für mehr Offenheit und Transparenz kämpfe. Zudem sei die Basisarbeit für den DFB enorm wichtig, denn: „Alle guten Spieler beginnen in kleinen Vereinen.“

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