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Veranstaltungsberichte

Christen suchen nach Wegen aus der Krise in Europa

Internationale Krakauer Kirchenkonferenz

„Die Debatte über die Zukunft Europas kann nicht ohne die Stimme der Christen stattfinden“, forderte Kardinal Stanisław Dziwisz bei der Eröffnung der von der Konrad-Adenauer-Stiftung und ihren Partnern organisierten XII. internationalen Europa-Kirchenkonferenz, die am 14. und 15. September in Krakau stattgefunden hat.

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EU-Justizkommissarin Vivian Reding bestätigte in ihrer Video-Botschaft, dass Europa ohne das Christentum undenkbar sei. Auch die Europäische Union ist maßgeblich auf die christlich geprägten Gründungsväter zurückzuführen, dessen Ziel und Geist es immer gewesen war, alte nationale Egoismen zu überwinden. Zur Lösung der Finanz- und Schuldenkrise schlug sie einen 5-Punkte-Plan vor, nach dem aus den Europawahlen 2014 ein starker Kommissionspräsident hervorgehen und im Anschluss ein neuer Konvent einberufen werden sollte.

Unter den über 250 Teilnehmern der Konferenz waren namhafte Referenten und Gäste vertreten. Auf die Frage, ob sich Europa nicht zu sehr von den Maßstäben Johannes Pauls des II. entferne, sagte der Ausschwitz-Überlebende und Regierungsbeauftrage für die deutsch-polnische Beziehungen Prof. Władysław Bartoszewski, dass Johannes Paul II. immer wieder das Evangelium mit Europa in Verbindung brachte. Europa kann gerade auch in Polen nicht nur auf Begriffe der finanziellen Solidarität oder der wirtschaftlichen Integration reduziert werden, sondern muss aus ethischen und spirituellen Werten seine Fundamente ziehen, so Bartoszewski, dessen Witz und Charisma ungebrochen waren. Dieser Schluss galt als Kernbotschaft der Konferenz. „Wie kann ein Kind, das keine regelmäßigen Mahlzeiten mehr kennt und keine väterlicher Liebe mehr erfährt, denn den Wert von zwischenstaatlicher Solidarität verstehen“, rief der Erzbischof von Luxemburg, Jean Claude Hollerich, empathisch den Publikum entgegen, um zugleich mit dem Lächeln eines Luxemburgers für ein „Mehr an Europa“ zu werben.

Dem schloss sich Zbigniew Nosowski, der Chefredakteur der polnischen Monatszeitschrift „Więź”, an. Nosowski forderte zudem konkretes Handeln. In einer Zeit, in der sich das Naturrecht zunehmend auf dem Rückzug befinde, müssten die Christen mutig und offen mit ihren Antworten auf den Markt treten und für ihre Vorstellungen des Fortschritts werben. Zwar sei es in Zeiten konfrontativer Medien schwierig geworden, dass auch gemäßigte Stimmen zu Wort kämen. Man könne jedoch konkret in die Think-Tank-Landschaft investieren, um die Intellektuellen und Meinungsmacher für sich zurück zu gewinnen. Kritisch gegenüber einer weiteren Integration war dagegen der Justizminister der Republik Polen, Dr. Jarosław Gowin. „Unsere Kulturen sind noch zu unterschiedlich, als das wir einen weiteren Schritt gehen könnten“, so der bekennende Konservative. Während unter anderem der berühmte polnische Filmregisseuer Krzstof Zanussi und der Vizepräsident der italienischen Abgeordneten Kammer Prof. Rocco Buttiglione über den Säkularismus und die modernen Gefahren der Verweltlichung philosophierten, machten sich die polnischen EU-Parlamentarier der EVP-Fraktion Dr. Jan Olbrycht und Dr. Jacek Saryusz-Wolski immer wieder dafür stark, dass die Christen in der aktuellen Integrationsdebatte Position beziehen müssten. Vor allem Saryusz-Wolski trat als bekennender Europäer auf, der gleichzeitig jedoch die Gefahr der Spaltung eines Europa in Euro- und Nicht-Euro-Länder beklagte.

Bei aller Krisendiskussion tat es gut, dass mit Otto Klaus Skibowski, Journalist und langjähriger Berater Konrad Adenauers, ein Mann gefunden war, der den Konferenz-Teilnehmern persönliche Erlebnisse und Eindrücke mit und von Konrad Adenauer darlegen konnte. „Wenn man sich die Zerstörung von einst in Erinnerung ruft, dann ist das, was man heute Krise nennt, ja eigentlich gar nicht so schlimm“, so Skibowski. Der Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen, Dr. Christian Schmitz, dankte am Ende der Konferenz den Persönlichkeiten, Referenten und Teilnehmern der Konferenz und kündigte sogleich eine Fortsetzung im nächsten Jahr an.

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