Asset-Herausgeber

Photo: Martin Sanchez

Einzeltitel

COVID-19 Think Tank Update

29 Mai 2020

KAS Politikdialog Asien gibt alle zwei Wochen einen Überblick über die wichtigsten Studien, Analysen und Kommentare aus Asien zur COVID -19 Pandemie. Im Mittelpunkt stehen dabei die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Auswirkungen der Krise.

Asset-Herausgeber

 

 

In der zweiten Mai-Hälfte haben viele asiatische Länder mit der Lockerung von Kontaktsperren unter strengen Auflagen begonnen. Jene Länder, die sich noch in einem Lockdown befinden, haben alle recht konkrete Pläne für eine vorsichtige Öffnung im Juni vorgelegt. Dass diese Öffnungsphase ein unbestreitbares Risiko darstellt, zeigt weiterhin der Blick nach Südkorea, wo in den vergangenen Tagen zum ersten Mal seit fast zwei Monaten wieder mehr als 50 Neuinfektionen pro Tag gemeldet wurden. Doch auch in Indien, das seit Wochen einen der striktesten Lockdowns weltweit verhängt hat, bewegt sich die Infektionskurve mit zuletzt über 6.000 Fällen pro Tag schnell nach oben. Dort zeigt sich wohl, dass gerade in Ländern mit einer hohen Zahl von unter der Armutsgrenze lebenden Menschen der wirtschaftliche Stillstand nicht mit unbegrenzter Dauer fortgeführt werden kann.

Auch in den vergangenen zwei Wochen hat China wieder viel Aufmerksamkeit in Zusammenhang mit der Corona-Berichterstattung auf sich gezogen. Da war natürlich die Rede von Präsident Xi Jinping beim virtuellen Treffen der Welt-Gesundheitsorganisation. Valérie Niquet schreibt in ihrer Analyse für „The Diplomat“, dass diese Rede offensichtlich dazu beitragen sollte, China vom Vorwurf der zu späten Reaktion auf den Corona-Ausbruch im Land reinzuwaschen. Stattdessen bemühe sich Xi, China als freundliche und hilfsbereite Großmacht zu zeichnen, die wie alle anderen Staaten auch vollkommen unvorbereitet von der Verbreitung des Virus getroffen wurde. Schließlich stellt Niquet fest, dass die Rede aber auch zeige, wie schwer der Image-Schaden für China ist. Das Land mache sich wohl keine Illusionen darüber, wie schwer es werden würde, Vertrauen im Westen zurückzugewinnen. Daher sei der Hauptadressat der Rede der globale Süden, insbesondere afrikanische Länder. Passend dazu stellt Ngeow Chow Bing von der University of Malaya dar, wie China den Ausbau seiner „Health Silk Road“, einem Seitenprojekt der „Belt and Road Initative“, beschleunigt. Das Land wolle sich so als global führende Macht auch in der Gesundheitspolitik darstellen.

Dass sich China bei seiner Image-Kampagne aber nicht nur auf freundliche Worte und die Ankündigung hilfreicher Taten verlässt, zeigt die Entwicklung der chinesisch-australischen Beziehungen in den vergangenen Wochen. Weihuan Zhou beschreibt für das East Asia Forum, wie China seit Mitte Mai mit Strafzöllen auf australische Gerste sowie einem teilweisen Einfuhrverbot von australischem Rindfleisch versucht, wirtschaftlichen Druck auf Canberra auszuüben. Dies geschieht wohl auch in Sorge darum, dass Australien die amerikanische Position im „blame game“ um Covid-19 unterstützen könnte.

Nachdem Südkorea den Status als Vorbild im Kampf gegen das Virus zumindest ein Stück weit eingebüßt hat, gibt es in den vergangenen zwei Wochen mehr lobende Analysen zu den Bemühungen Taiwans. Anne-Marie Schleich beschreibt einen Mix aus teilweise schon aus Korea bekannten Erfolgsrezepten – schnelle Reaktion, viele Tests, gute Kontaktverfolgung von Infizierten sowie transparente und klare Krisenkommunikation – sowie neuen Faktoren wie dem schnellen Ausbau von Kapazitäten in der Maskenproduktion, woraus Taiwan auch diplomatisches Kapital schlagen möchte. Mark Manantan blickt gleichermaßen auf Taiwan und Südkorea und analysiert, welche Rolle die Auswertung von Daten und die agile Reaktion der Regierungen auf die Erkenntnisse gespielt hat. Dabei geht er auch auf die Frage ein, wie das jeweilige Sammeln von Daten gesetzlich reguliert ist, um Missbrauch vorzubeugen.

Gleichzeitig ist aber nicht nur bei der Frage der Datensammlung, sondern auch mit einem Blick auf die Gesamtheit der Notfall-Verordnungen eine Diskussion in Asien entbrannt, inwiefern diese Entwicklungen dauerhaft demokratieschädigend sein könnten. Murray Hiebert beschreibt in seiner Analyse als Beispiele die Entwicklungen in den Philippinen, Thailand, Kambodscha und Myanmar, während Supalak Ganjanakhundee die Fallstudie Thailand etwas ausführlicher beleuchtet. So haben in den Philippinen Polizei und Militär weitreichende Kompetenzen erhalten, um den Lockdown durchzusetzen. Dabei ist es bereits zu mindestens einem Todesfall gekommen. Auch in Myanmar baut das Militär in der Krise seinen Einfluss aus, unter anderem durch eine zehnköpfige Covid-Taskforce mit weitreichenden Befugnissen. In allen vier Ländern ermöglichen es Sondergesetze, Medien und Beiträge in den Sozialen Medien noch stärker als bisher schon zu zensieren. Zahlreiche Aktivisten sehen sich als Folge Verhaftungen oder Gerichtsverfahren ausgesetzt. Ein Ende der Notfallgesetze ist in allen vier Ländern unterdessen noch nicht angekündigt.

 

 

Alle Artikel finden sie im PDF verlinkt.

Wenn Sie unser Covid-19 Think Tank Update alle 14 Tage per Email erhalten möchten, tragen Sie bitte unten stehend Ihre Email-Adresse ein. Vielen Dank!

 

 

Asset-Herausgeber

Kontakt

Christian Echle

Christian Echle bild

Leiter der Abteilung Asien und Pazifik

christian.echle@kas.de +49 (0) 30 26996 3534

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber