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COVID-19 Think Tank Update

24 Juni 2020

KAS Politikdialog Asien gibt alle zwei Wochen einen Überblick über die wichtigsten Studien, Analysen und Kommentare aus Asien zur COVID -19 Pandemie. Im Mittelpunkt stehen dabei die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Auswirkungen der Krise.

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Während innerhalb Europas zu Beginn der Sommerferien eine weitreichende Bewegungsfreiheit herrscht, sind die Grenzen in Asien in der andauernden Covid-19 Pandemie immer noch weitestgehend dicht. Anlass zur Sorge gibt vor allem die Lage in Indien, wo am Wochenende die Gesamtzahl der gemeldeten Covid-19-Ansteckungen auf über eine Million steigen dürfte. In den meisten anderen asiatischen Ländern sind die Infektionsraten dagegen stabil oder nehmen ab. Der Fokus der Regierungen liegt daher neben dem Kampf gegen die Ausbreitung des Virus weiterhin vor allem auf der Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens. Ein Signal der Hoffnung kam dabei in dieser Woche aus China, das für den Juni erstmals wieder eine leichte Erhöhung der Exporte im Vergleich zum Vorjahr gemeldet hat. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einer Umfrage des „Diplomat“ unter chinesischen Wirtschaftsführern. Darin wird deutlich, dass vor allem mittelständische und traditionelle Unternehmen schwer von Covid-19 getroffen wurden und weiterhin von der Insolvenz bedroht sind. Große Unternehmen und insbesondere Online-Giganten erholen sich dagegen in der Tat schnell und erwarten teilweise sogar höhere Umsätze als noch zu Jahresbeginn. In diesem Bereich scheint die Sorge um eine mittelfristige Entwirrung (Decoupling) des Wirtschaftsgeflechts zwischen den USA und China mehr Unsicherheit zu verbreiten als die Konsequenzen der Pandemie.

Christopher McNally vom East West Institute sieht China für diese Situation gut gewappnet. Ausgehend von einem Zitat von Präsident Xi beim jüngsten nationalen Volkskongress, nach dem China die Erfüllung des internen Bedarfs priorisieren will, erwartet McNally eine Abkehr der Volksrepublik vom exportorientierten Wachstumsmodell. Stattdessen werde China zunehmend auf seine digitalen Champions sowie auf den wachsenden Mittelstand in den Städten setzen. Dafür will Xi bis ein Stimulus-Paket in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar im Laufe der kommenden sechs Jahre zur Verfügung stellen. Diese Strategie könne ein Stück weit auch die zu erwartenden Probleme der Belt and Road Initiative aufgrund der Zahlungsunfähigkeit von beteiligten Ländern und Unternehmen ausgleichen, glaubt McNally. Japan hat unterdessen damit begonnen, finanzielle Anreize dafür zu setzen, um Lieferketten aus China herauszulösen, wie Shujiro Irata beschreibt.

Mit gemischten Gefühlen blicken die Analysten momentan auf Südostasien. Während Frederick Kliem argumentiert, dass ASEAN (wie auch die EU) nach Anlaufschwierigkeiten einen recht effizienten Weg im gemeinsamen Kampf gegen die Epidemie gefunden hat, wünscht sich ein Autorenteam um Swee Kheng Khor noch weitreichendere Schritte, wie die Schaffung eines ASEAN Centres für die Kontrolle und Vorbeugung von Epidemien. Melissa Crouch beschäftigt sich unterdessen mit der Tatsache, dass viele Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 in der Region das Potential bergen, demokratische Entwicklungen zu beschädigen. Dazu zählt sie die in vielen Ländern starke Miteinbeziehung des Militärs in die Maßnahmen. Kontrolle durch Opposition oder Gerichte sei in der Krise dagegen nur marginal vorhanden, schreibt sie. Mit blick über die Region hinaus leisten Tamara Nair und Alan Chong einen Beitrag zu der Diskussion, ab wann die teilweise umfassenden Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 wieder zurückgefahren werden können.

Mit der Abhaltung von Parlamentswahlen haben die Mongolei und Singapur in den vergangenen drei Wochen einen Schritt in Richtung politische Normalität getan, wobei die Wahlen vor allem im Stadtstaat von zahlreichen zusätzlichen Schutzmaßnahmen begleitet waren. Wie schon zuvor beim Urnengang in Südkorea haben in beiden Fällen die Regierungsparteien die Wahl deutlich gewonnen. In Asien setzen die Menschen in der Krise also auf Stabilität. Es wird sich zeigen, inwiefern das auch für die Wahlen in anderen Teilen der Welt bis zum Jahresende gilt.

 

 

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Christian Echle

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Leiter der Abteilung Asien und Pazifik

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