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Veranstaltungsberichte

Von Russlands Krieg gegen die Ukraine zum Indopazifik:

von Jasmin Wandert

Ein stärkeres Europa für eine schöne neue Welt

Gemeinsam organisiert vom ISEAS – Yusof Ishak Institute, dem Goethe-Institut Singapur und der Konrad-Adenauer-Stiftung. Das Seminar „Von Russlands Krieg gegen die Ukraine zum Indopazifik: Ein stärkeres Europa für eine schöne neue Welt“ brachte Expert:innen, Diplomat:innen und Wissenschaftler:innen zusammen, um die sich wandelnden Sicherheitsaussichten Europas und deren Auswirkungen auf Asien zu diskutieren. Es fand im Zusammenhang mit dem 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung und dem 60. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen Singapur und Deutschland statt und unterstrich die beständige Partnerschaft zwischen den beiden Regionen. Die Paneldiskussion bot eine offene und differenzierte Reflexion darüber, wie Europa und Asien eine sich rasant verändernde internationale Landschaft interpretieren. In einer Zeit geopolitischer Unruhen konzentrierte sich der Dialog auf strategische Prioritäten, Handel und Sicherheit und untersuchte, wie beide Regionen in einer Welt navigieren, die zunehmend von Machtasymmetrien und konkurrierenden Visionen der globalen Ordnung geprägt ist.

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Die globale Ordnung neu denken 

Die Diskussion verdeutlichte das gemeinsame Verständnis, dass die internationale Ordnung nicht mehr das ist, was sie einmal war. Die Stabilität, die die vergangenen Jahrzehnte geprägt hat, ist einer dynamischeren und unvorhersehbareren Landschaft gewichen, in der langjährige Annahmen über Macht und Führung in Frage gestellt werden. Die Herausforderung für Europa besteht darin, die verbliebenen Elemente der liberalen Ordnung zu bewahren und sich gleichzeitig an die veränderten Umstände anzupassen. Die Aufgabe besteht darin, die transatlantische Zusammenarbeit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die strategische Autonomie zu entwickeln, die notwendig ist, um unabhängig zu handeln, falls das Engagement der USA weiter nachlässt. 

Im Mittelpunkt des Austauschs stand die Erkenntnis, dass die liberale Ordnung selbst von denen geschaffen wurde, „die dabei waren, als sie geschaffen wurde“ – in erster Linie die Vereinigten Staaten und Europa. Was einst universell schien, ist umstrittener geworden, da neue Einflusszentren entstehen und Anerkennung verlangen. Das globale System, das einst von einer kleinen Gruppe von Regierungen gelenkt wurde, entwickelt sich zu einem pluralistischeren Umfeld, das die Stimmen und Interessen einer größeren Welt widerspiegelt. 

Dieser Wandel wirft die Frage nach der Legitimität auf: Wie kann eine in einer bestimmten Zeit geschaffene Ordnung in einer anderen Zeit glaubwürdig bleiben? Die Antwort hängt weniger davon ab, wer die Regeln festlegt, als vielmehr davon, ob das System selbst inklusiv genug ist, um die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Die Reform bestehender Institutionen oder die Schaffung neuer Dialogmöglichkeiten könnten sich als notwendig erweisen, um sicherzustellen, dass die globale Governance mit einer Welt Schritt hält, die über ihr ursprüngliches Konzept hinausgewachsen ist. 

Handel und wirtschaftliche Interdependenz 

Wirtschaftliche Beziehungen bildeten den zweiten Schwerpunkt der Diskussion. Die Herausforderung für Europa besteht darin, offene Märkte aufrechtzuerhalten, während die beiden Großmächte USA und China das multilaterale Handelsgefüge auf unterschiedliche Weise stören. Der Rückzug der USA aus der WTO und ihre Hinwendung zu Zöllen haben das Vertrauen in das System geschwächt, während Chinas Exportvolumen und Marktbeherrschung zu strukturellen Ungleichgewichten führen. 

Vor diesem Hintergrund wird zunehmend darüber diskutiert, wie die Grundsätze des freien und fairen Handels über die traditionellen Institutionen hinaus gewahrt werden können. Der europäische Kontinent ist bestrebt, den offenen Austausch aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Gefahren von Asymmetrien zu vermeiden, die die Handelsbeziehungen in der Vergangenheit geprägt haben. Währenddessen deuten die jüngsten Signale Chinas, seinen Status als Entwicklungsland in neuen Abkommen aufzugeben, auf eine Anerkennung seiner veränderten wirtschaftlichen Position hin – ein Schritt, der den Beginn einer ausgewogeneren Wettbewerbslage markieren könnte. 

Auch die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Südostasien wurden unter diesem pragmatischen Blickwinkel diskutiert. Angesichts der globalen Unsicherheit senken viele Regierungen ihre Erwartungen, um praktikable Abkommen zu erzielen. Dennoch bleibt die Notwendigkeit der Gegenseitigkeit klar: Die nächste Generation von Handelspartnerschaften muss über ungleiche Rahmenbedingungen hinausgehen und auf Parität, Vertrauen und gegenseitigem Nutzen basieren. 

Sicherheit und strategisches Gleichgewicht 

Die Sicherheitsdynamik bildete das dritte große Thema. Für Europa dominiert weiterhin die anhaltende Konfrontation mit Russland den strategischen Horizont. Drohnenangriffe, Luftraumverletzungen und andere hybride Taktiken sind Ausdruck eines bewussten Versuchs, die Einheit und Widerstandsfähigkeit Europas auf die Probe zu stellen. Die allgemeine Sorge gilt nicht nur der militärischen Bereitschaft, sondern auch der gesellschaftlichen Belastbarkeit, der Fähigkeit, angesichts anhaltenden Drucks den Zusammenhalt aufrechtzuerhalten. 

Die Sicherheitsaussichten Asiens hingegen drehen sich um die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in einer „G-Zero“-Welt, in der kein einzelner Akteur die globale Ordnung garantiert. Chinas wachsender Einfluss wurde eher als bewusst und kalkuliert und weniger als rücksichtslos beschrieben; seine expandierenden Fähigkeiten dienen eher als Druckmittel und nicht als Aggression. Die Präsenz europäischer Schiffe in den Seewegen des Indopazifiks wurde als stabilisierendes Signal angesehen, sofern die Zusammenarbeit eine offene Militarisierung oder eine Beteiligung der NATO vermeidet, die eine Eskalation riskieren könnten. 

Partnerschaft, Einheit und Diversifizierung 

Im Laufe des Dialogs kristallisierte sich ein übergeordnetes Thema heraus: die Suche nach dem Gleichgewicht. Europa bemüht sich weiterhin um die Bewältigung interner Differenzen und strebt gleichzeitig eine schlüssige Außenpolitik an, während viele asiatische Regierungen, die mit innenpolitischen Herausforderungen beschäftigt sind, dennoch die Richtung Europas genau beobachten. In beiden Regionen ist Diversifizierung zum bestimmenden Merkmal der Außenpolitik geworden. Kein Land strebt eine Abhängigkeit von einem einzigen Partner an, sei es die Vereinigten Staaten oder China. Stattdessen bauen immer mehr Länder neue Korridore der Zusammenarbeit auf, um ihre Autonomie und strategische Flexibilität zu bewahren. 

Die Paneldiskussion hat deutlich gemacht, dass Europa und Asien aus unterschiedlichen Blickwinkeln dieselbe unsichere Welt navigieren. Beide stehen vor der Aufgabe, alte Systeme an neue Realitäten anzupassen. Die Aufrechterhaltung von Stabilität, offenem Handel und Sicherheit in diesem Umfeld wird weniger von Dominanz als vielmehr von Gleichberechtigung, Respekt und pragmatischer Zusammenarbeit abhängen, eine Erkenntnis, dass in einem multipolaren Zeitalter Partnerschaften selbst zu einer strategischen Notwendigkeit geworden sind. 

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Projektleiter/ Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Auswärtige Angelegenheiten und Sicherheitspolitik
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