„Wie denken die über uns?“ - Regionalprogramm Golf-Staaten
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Im Anschluss präsentierte Fatma Al Araimi, Redakteurin beim Wirtschaftsmagazin Al Alam Iktisad Wal Amal, ihre Forschung zum "Bild des GCC in EU-Medien und umgekehrt - Forschungsarbeit zu Perspektiven der Medien-Praktizierenden im GCC und der EU über die jeweils andere Region". Sie forschte quantitativ, wie sich die Medien beider Regionen darstellen und fand Wissenslücken in der gegenseitigen Wahrnehmung. In ihrem Fazit ging Al Araimi davon aus, dass das Schließen dieser Lücke zu genauerer Berichterstattung über die EU bzw. GCC und damit zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen den beiden Regionen führen würde.
Die anschließende Feedback-Runde wurde von Dr. Jan Keulen moderiert, dem Leiter des Doha Centre for Media Freedom. Der renommierte Journalist schlug vor, eine internationale Projektgruppe zu gründen, in der Wissenschaftler, Journalisten und führende Medienvertreter journalistische Ethik und Einfluss auf die internationale Politik diskutieren. Im Gespräch wurde auch vorgeschlagen, dass bei Umfragen wie der von Fatma Al Araimi die Stichproben der Interviewpartner nicht zufällig, sondern auf Grundlage ihrer Tätigkeit ausgewählt werden sollen. Begründet wurde der Vorschlag durch die Annahme, dass Journalisten in der Golfregion eine bestimmte Perspektive haben, da viele von ihnen Ausländer mit akademischem Hintergrund in Internationalen Beziehungen sind. Aufgrund der Tatsache, dass es immer mehr Journalisten aus Europa in die Golfregion zieht, wurden Zweifel geäußert, ob Journalisten im Golf genauso an Europa interessiert sind wie umgekehrt. Die Teilnehmer diskutierten auch die Verfügbarkeit und Qualität der Journalistenausbildung, den Zugang zu Informationen in der Golfregion sowie die Wirksamkeit von zwar bestehenden, aber unterfinanzierten Austauschprogrammen.
Nachdem sie die Forschungsarbeiten diskutiert hatten, wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe, die sich mit dem Thema Bildung beschäftigte, führte eine lebhafte Debatte über die Wünsche und Bedürfnisse für die wissenschaftliche und pädagogische Zusammenarbeit. Hauptziele waren die Aufstockung der Mittel für Hochschulbildung und gemeinsame Publikationen von Hochschulen in den beiden Regionen. Die Teilnehmer hielten es für notwendig, statistische Daten über Studenten zu sammeln, die im Ausland bleiben und diejenigen, die nach Abschluss ihres Studiums in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Ein immer wiederkehrendes Thema war der Mangel an politischem Willen, in die Entwicklung der Hochschulbildung zu investieren - trotz der offensichtlichen Notwendigkeit.
Die kontroverse Diskussion in der Gruppe zu Medien und Kultur demonstrierte sowohl die Relevanz des Themas, als auch die Entschlossenheit der Teilnehmer, die Ziele und Mechanismen von Frau Araimi zu konkretisieren. Kritische Stimmen forderten, zwischen kurz- und langfristigen Zielen zu unterscheiden: Zunächst solle sich die Zusammenarbeit auf technische Hilfe und Reformen durch Dialog konzentrieren. Sensible Themen wie Pressefreiheit sollten genau wie die Umsetzung internationaler Standards eher als langfristige Ziele behandelt werden. Ein Schritt dorthin sei die Einrichtung einer Projektgruppe Medien, in denen Mitglieder der GCC-Journalistenverbände Herausforderungen für die Medienlandschaft in der Region diskutieren.