Die Zivilgesellschaft darf nicht einfach abwarten - Rechtsstaatsprogramm Lateinamerika
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Der Gedankenaustausch begann mit einer provozierenden Feststellung: 70% der Friedensverhandlungen weltweit scheitern in der Umsetzungsphase. Damit wird klar, wie wichtig es ist, dass solche Prozesse von der gesamten Gesellschaft getragen werden.
Dieser Linie folgte Gómez bei der Vorstellung der Initiative Rodeemos el diálogo-ReD, die als internationales Netzwerk von Kolumbianern und Freunden Kolumbiens 2012 in London mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, den Friedensprozess moralisch zu unterstützen. Die Initiative beabsichtigt eine Sensibilisierung der sozialen Netzwerke ihrer Mitglieder mit Hilfe von unabhängigen, nicht parteigebundenen Aktivitäten aller Art.
Ein Hauptziel ist der Aufbau einer Kultur des Dialogs, um dessen unerlässliche Bedeutung als Technik der Machtausübung zurückzugewinnen. Wie Gómez erläutert, geschieht dies mit Hilfe von Räumen zum gegenseitigen Austausch, die belegen, wie sich die Zivilgesellschaft organisieren und „als Baumeister des Friedens zusammenwirken” kann.
Die Teilnehmer äußerten dem Referenten gegenüber Zweifel, die sich u.a. auf folgende Themen bezogen: Wie können die strukturellen Konfliktursachen überwunden werden, und welche Rolle kommt dabei der Mittelschicht zu? Was muss die Zivilgesellschaft tun, um ein Scheitern des Dialogs und bei der künftigen Umsetzung der Vereinbarungen zu verhindern? Wie können Kinder auf das Szenarium nach Abschluss der Vereinbarungen vorbereitet werden? Und wie können sich ausländische Bürger und Organisationen beteiligen?
Als Antwort auf diese und weitere Fragen unterstrich Gómez die Notwendigkeit, sich als Staatsbürger persönlich aktiv zu engagieren, um Friedensszenarien zu erkennen, zu verstehen, vorzuschlagen und zu managen.
Hinsichtlich der Mitwirkungsmechanismen erläuterte Gómez, dass es Aufgabe der Regierung sei, die Vorbereitungen für die Beteiligung der Kolumbianer bei Fragen der Planung und Entscheidungsfindung und beim Follow-up im Sinne der vereinbarten Lösungen zu treffen; „die Zivilgesellschaft” dürfe jedoch „nicht einfach abwarten”. Als Beispiel erläuterte er, wie mehrere Organisationen kommunalen, regionalen und nationalen Behörden Vorschläge unterbreitet haben.
Gómez unterstrich abschließend die Bedeutung der persönlichen Verantwortung; ausgehend von den Beziehungen im engsten Kreis müsse man auf den Dialog setzen, und zwar in erster Linie im Sinne eines Versuchs, anderen zuzuhören, und nicht so sehr, um die eigenen Meinungen auszudrücken. Durch die Stärkung solcher Räume sei es möglich, neue Perspektiven zu entwickeln, Paradigmen zu ändern und das Netz der sozialen Beziehungen als Weg zur Versöhnung wieder aufzubauen.
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