Veranstaltungsberichte
Im Rahmen des „DenkTag“-Projektes der Konrad-Adenauer-Stiftung referierte OSTR Prof. Mag. Waltraud Häupl (Wien) an vier Schulen sowie im Rahmen von Abendveranstaltungen in Magdeburg und Halle über die nationalsozialistischen Verbrechen der „Euthanasie“ an Kindern. Als Gesprächspartner wirkte der Landtagsabgeordnete Wigbert Schwenke an dem Projekt mit.
Die Referentin erfuhr erst 1997, dass ihre jüngere Schwester Annemarie (geb. 1938) im Alter von vier Jahren in der Klinik „Am Spiegelgrund“ Opfer dieser nationalsozialistischen Vernichtungspolitik wurde. Im Zuge ihrer Forschungen konnte Häupl mehr als 800 ermordete Kinder nachweisen, die aufgrund von körperlichen Behinderungen, psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen als „lebensunwertes Leben“ galten.
Waltraud Häupl berichtete über ihre Erinnerungen an die Kindheit, als die Mutter nach dem Tod der jüngsten Tochter das Wort „Versuchskaninchen“ gebrauchte. Die Kinder wurden medizinischen Versuchen unterzogen und ihre sterblichen Überreste (z.B. Gehirne) von den nationalsozialistischen „Ärzten“ konserviert. Die Professorin wies nach, dass bei nahezu allen betroffenen Kindern Lungenentzündung als Todesursache steht - eine Folge der Behandlung in der Klinik und ganz bewusst herbeigeführt.
Insgesamt gab es im Deutschen Reich während der NS-Herrschaft mehr als 30 so genannte Kinderfachabteilungen. Das Schema der Aufnahme, medizinischen Versuche und Tötung war überall gleich: Alle Ärzte und Hebammen waren angewiesen, Auffälligkeiten bei Neugeborenen oder heranwachsenden Kindern zu melden. In Berlin fällte ein „Reichsausschuss“ die Entscheidung über sofortige Tötung oder weitere medizinische Versuche. Insgesamt fielen dieser Euthanasiepolitik mehr als 6.000 Kinder zum Opfer.